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Thema der Woche: Erste Hilfe bei Quallenstichen

03.08.2017

Die zu den Nesseltieren zählenden Quallen besitzen Fangarme mit Nesselzellen. Diese können bei Berührung mit Beutetieren schlagartig eine Art Stechapparat ausfahren und Nesselgift abgeben. Zwar gibt es in den Ferienregionen an Nord- und Ostsee, im Atlantik und im Mittelmeer nur wenige Quallen, deren Stiche durch die menschliche Haut gehen. Dennoch ist es wichtig zu wissen, was in einem solchen Fall Linderung bringt.

Die Leuchtqualle (Pelagia noctiluca) findet sich im Mittelmeer und in den wärmeren Teilen des Atlantiks.
Die Leuchtqualle lebt unter anderem im Mittelmeer und in den wärmeren Teilen des Atlantiks.
© albertomajorana - Fotolia.com
  1. Wasser rasch verlassen
    Spürt man beim Schwimmen plötzlich heftige, brennende Schmerzen, sollte man möglichst rasch das Wasser verlassen. So kann man sich dem Wirkungskreis der oft über viele Meter reichenden Fangarme von Quallen entziehen. Am besten wendet man sich dann an Personal für die Strandaufsicht, sofern es diese am jeweiligen Strand gibt.
  2. Mit Salzwasser spülen
    Die Haut kann man selbst oder ein Helfer vorsichtig mit Salzwasser spülen, um locker anhaftende Fangfäden beziehungsweise Tentakel zu lösen. Dabei darauf achten, dass Spülwasser noch aktive Nesselfäden enthalten kann, die andere Hautbereiche oder die Hände reizen können. Einmalhandschuhe helfen, so vorhanden, zur Not auch eine Plastiktüte als improvisierter Handschuh. Kein Süßwasser, keinen Alkohol und keine alkoholhaltigen Flüssigkeiten wie etwa Aftershave zum Spülen nutzen, das lässt noch nicht ausgelöste Nesselzellen aktiv werden, und davon sind oft noch recht viele vorhanden.
  3. Nicht reiben, kratzen oder rubbeln
    Macht man dies nämlich mit der bloßen Hand, kann man sich diese ebenfalls „vernesseln“. Zudem aktiviert Druck auf die an der Haut haftenden Tentakel noch nicht ausgelöste Nesselzellen. Daher Betroffene auch nicht mit dem Handtuch abrubbeln!
  4. Nesselzellen inaktivieren?
    Da hierzu uneinheitliche Erkenntnisse und Ratschläge existieren, ist es schwer, allgemeingültige Tipps zu geben. Empfohlen werden Rasierschaum, Pasten aus Backpulver oder Magnesiumsulfat zur Behandlung von an der Haut haftenden Tentakeln − oder oft Haushaltsessig, etwa bei den Feuerquallen, wie sie auch in Nord- und Ostsee vorkommen. Welche Maßnahme hilft, ist wohl davon abhängig, um welches Nesseltier es sich handelt. Das aber können Laien oft schwer feststellen.
  5. Verbliebene Tentakel entfernen
    Am besten versucht man nach der Spülung mit Salzwasser noch verbliebene Tentakel abzuschaben oder mit einer Pinzette abzuzupfen. Eventuell zuvor vorsichtig Sand auf Hautstellen streuen, an denen noch Tentakel kleben, kurz warten und die Masse aus Fäden und Sand dann abschaben. Diese nicht verreiben oder drücken. Als Hilfsmittel können Plastikschaufeln oder Bankkarten dienen.
  6. Entzündete Haut behandeln
    Sind anhaftende Tentakel gründlich entfernt und liegen keine schwerwiegenden Hautentzündungen oder gar Hautverletzungen vor, darf man Süßwasser oder Desinfektionsmittel zur Haut- beziehungsweise Wundreinigung wieder einsetzen und betroffene Stellen bei Bedarf auch verbinden. Zudem kann man die Haut mit Salben oder Gelen aus der Apotheke behandeln, die Antihistaminika enthalten. Kortisonsalben wirken ebenfalls gegen die Hautentzündung. Zudem kann man die Haut kühlen, etwa mit kalten Umschlägen oder Coolpacks. Ist die Haut stark beziehungsweise großflächig in Mitleidenschaft gezogen oder bilden sich Blasen, geht man besser rasch zum Arzt. Das gilt auch, wenn einem übel wird und Kopfschmerzen oder Kreislaufbeschwerden auftreten.
  7. Wann man besser den Notarzt ruft
    Bekommen Menschen nach einem Kontakt mit nesselnden Quallen Atemnot, Herzrasen, starke Kreislaufprobleme mit Schwindel oder Bewusstseinsverlusten, sollte man den
    Notarzt rufen. Ebenso bei sehr großflächigen Hautreizungen. Betroffene unter Schock bringt man in Schocklage, bewusstlose Personen, die noch atmen, in die Seitenlage. Fehlt die Atmung, mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen (Herzdruckmassage).
  8. Vorsorge betreiben
    Zum Schutz vor Quallenattacken sollte man Warnungen an Badestränden ernst nehmen und dem Wasser fern bleiben. Tauchen größere Quallenschwärme an der Küste auf, besser nicht baden. Auch wenn die meisten Quallen gerade in europäischen Meeren für Menschen harmlos sind, können einzelne darunter sein, die Probleme bereiten. Werden solche Quallen an den Strand gespült, die Tiere nicht berühren, ihre Nesselkapseln können auch dann noch aktiv werden.

Quallen in Europa

In europäischen Meeresregionen gibt es nur wenige Quallen, die bei Menschen zu Beschwerden führen können. Auch schwerwiegende Vorfälle nach Quallenkontakt sind in Europa sehr selten. Doch folgende Quallen können beim Menschen zu Hautreaktionen und Beschwerden führen:

  • Die Gelbe Haarqualle (Cyanea capillata) erkennt man an ihrer gelblichen bis orangen Färbung und den langen, gelblichen Tentakeln. Das Tier lebt und vermehrt sich vor allem im Atlantik und in der Nordsee. In der Ostsee kommt diese Quallenart nur gelegentlich vor, und wenn, dann eher in der westlichen Ostsee.
  • Die Blaue Haarqualle (Cyanea lamarkii) lebt im nordöstlichen Teil des Atlantiks, somit auch in der Nordsee, teils auch in der westlichen Ostsee. Sie ist blau gefärbt und taucht oft im flachen Wasser in Küstennähe auf. Die Quallenart wird nicht so groß wie die Gelbe Haarqualle.
  • Die Kompassqualle (Chrysaora hysoscella) lebt im Atlantik, im Mittelmeer und in der Nordsee. Auch sie wird nicht so groß wie die Gelbe Haarqualle. Der Körper hat eine hellgelbe oder weiße Färbung, von der Schirmmitte laufen 16 braune Streifen zum Schirmrand, die manchmal fehlen können. Am Schirmrand finden sich lange Tentakel.
  • Die Leuchtqualle (Pelagia noctiluca) findet sich im Mittelmeer und in den wärmeren Teilen des Atlantiks. Der glockenförmige Schirm hat eine purpurne bis braunrote Farbe und acht Tentakel, er erreicht einen Durchmesser von etwa acht Zentimetern. Die oft in Schwärmen auftretenden Quallen leuchten bei mechanischer Reizung bläulich.
  • Die Portugiesische Galeere (Physalia physalis) ist keine Qualle, sondern eine Polypenkolonie. Auf der Wasseroberfläche treibt eine Art Blase, die an eine durchsichtige Plastiktüte erinnert und leicht purpurn bis violett gefärbt ist. Daran hängen Fangfäden, die ins Wasser ragen und bis zu 50 Meter lang sein können. Die Kolonie treibt mit dem Wind, die Fangfäden werden wie ein Vorhang hinterhergezogen. Die Wirkung der Nesselgifte ist auch für Menschen sehr stark. Es treten heftige Schmerzen und Herz-Kreislauf-Schocks auf, die etwa bei Kleinkindern oder geschwächten Personen womöglich sogar zum Tod führen. Die Portugiesische Galeere lebt im Pazifik, im Südatlantik bis vor Portugal und taucht vereinzelt im Mittelmeer auf.

Dr. Frank Schäfer

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