Was ist das? - Definition
Das Trachom bezeichnet eine hoch ansteckende bakterielle Erkrankung der Binde- und Hornhaut des Auges. Sie kommt in tropischen und subtropischen Ländern mit schlechten hygienischen Standards vor und ist dort immer noch die häufigste Ursache für Erblindung. In Europa ist die Erkrankung inzwischen meldepflichtig.
Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen
- Ägyptische Körnerkrankheit
- Conjunctivitis (granulosa) trachomatosa
- Trachomatöse Einschlusskörperchenkonjunktivitis
Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursachen
Der bakterielle Erreger "Chlamydia trachomatis" wird durch direkten Kontakt übertragen, er gelangt zum Beispiel über die Hände von einem Auge in das nächste. Auch gemeinsam benutzte verschmutzte Gegenstände wie Handtücher, Kleidung und Bettwäsche können die Erreger transportieren. Gerade in tropischen Ländern ist eine Infektion durch Fliegen und Insekten möglich, die sich in die Lidwinkel setzen und den Erreger von einem Menschen zum nächsten tragen. Häufig erkranken bereits kleine Kinder, da diese am meisten unter Mangelernährung und geschwächtem Immunsystem leiden.
Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Nach der Ansteckung dauert es etwa 5-7 Tage bis die ersten Krankheitszeichen auftreten. Das Trachom beginnt wie eine unspezifische Bindehautentzündung meist auf beiden Seiten mit Schwellung und Ausscheidung von Flüssigkeit. Eventuell sind die Augen gerötet, sie können jucken, brennen oder tränen.
Nach weiteren 7-10 Tagen tritt an der Bindehaut des oberen Lids eine grobkörnige Gewebsveränderung auf. Die "Körner" sind weißlich gefüllte Bläschen, voll mit Abwehrzellen (Lymphozyten). Diese Bläschen werden Follikel genannt. Sie vergrößern sich bis sie schließlich aufplatzen. Dabei scheiden sie wieder ansteckendes Sekret aus.
Auf der Hornhaut entsteht eine sulzige Trübung, ebenfalls mit Follikeln, der "Pannus".
Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Unbehandelt entstehen aus den geplatzten Follikeln Narben und die Lidinnenseite "schrumpft", bis die Wimpernreihe nach innen gezogen wird. Der Augapfel trocknet aus, gleichzeitig scheuern die Wimpern auf der Hornhaut und es kommt zu Verletzungen und Geschwüren. Gleichzeitig wächst am Auge selber, auf der Hornhaut, von oben her eine Gewebsschicht nach, die versucht die Schäden abzudecken. Diese Schicht ist jedoch trüb und von Gefäßen durchzogen. Sie legt sich quasi wie ein Schleier über das Auge, mit der Folge, dass es langsam erblindet. Von außen betrachtet, erscheint die Hornhaut porzellanweiß.
Zu Beginn lässt sich das Trachom gut mit Antibiotika behandeln und es bleiben keine Schäden. Wenn allerdings das Narbenstadium erreicht ist, kann nur noch ein chirurgischer Eingriff helfen.
Eine frühestmögliche ärztliche Behandlung wäre notwendig, sie ist in den meisten Entwicklungsländern jedoch nicht gegeben.
Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Gerade zu Beginn lässt sich das Trachom nicht von einer Bindehautentzündung mit anderer Ursache (Bakterien, Viren, Allergie) unterscheiden:
Dem Trachom verwandt ist die Einschlusskörperchenkonjunktivitis, die durch eine andere Untergruppe der Chlamydien ausgelöst wird. Diese Bindehautentzündung, die auch in Europa vorkommt, beginnt genauso wie das Trachom, heilt jedoch ohne Narbenbildung und Erblindung aus. Die Erreger siedeln sich in erster Linie in den Geschlechtsorganen an, werden deshalb vor allem durch Geschlechtsverkehr übertragen. Über die Hände können sie in die Augen gelangen.
Die Conjunctivitis vernalis, der so genannte Frühjahrskatarrh, bildet ebenfalls Gewebswucherungen auf der Hornhaut aus. Sie lassen sich in ihrer Struktur aber deutlich unterscheiden. Eine schnelle und gezielte Behandlung ist sehr wichtig. Deshalb ist es ratsam bei allgemeinen und unklaren Symptomen wie "rote Augen", Lichtscheu, Brennen usw. einen Arzt aufzusuchen, wenn die Beschwerden länger als 2-3 Tage anhalten.
Was rät die Großmutter? - Hausmittel und Verhaltenstipps
- Wer in tropische Länder reist, sollte auf den Hygienestatus in Hotels und auch unterwegs achten. Niemals Handtücher oder andere Artikel benutzen, die gebraucht sind oder so aussehen.
- Desinfektionsmittel einsetzen, wo es möglich ist.
Bearbeitungsstand: 24.07.2012
Quellenangabe:
Mehrle, Augenheilkunde, Elsevier (Urban & Fischer), (2010), 8.Auflage
Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.