Übergewicht: neues Maß für die Masse

Bislang galt der BMI als Maß für die Masse. Nicht ohne Kritik. Grund, ein neues Maß zu entwickeln.

Der BMI als Maßstab für ein gesundes Gewicht wird von vielen Experten kritisch betrachtet.
© Piyapong Thongcharoen/iStockphoto

Ein Maß schien bislang das Maß für Masse zu sein: der sogenannte Body-Mass-Index, kurz BMI. Seit Jahrzehnten nutzen ihn Ärzte, um Übergewicht zu bestimmen. Nicht ohne Kritik. Grund für den New Yorker Wissenschaftler Nir Krakauer und seinen Vater Jesse, ein neues Masse-Maß zu entwickeln.

Schwer nicht automatisch ungesund
Zwei Angaben genügen, um den BMI zu berechnen. Das Gewicht in Kilogramm wird durch das Quadrat der Größe in Metern geteilt. Für einen 58 Kilogramm schweren und 1,70 Meter großen Mann ergibt sich zum Beispiel folgende Rechnung:

58 kg / (1,7 m * 1,7 m) = 20.07 kg / m2

Der BMI liegt also bei knapp über 20.

Für das Normalgewicht für Männer empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung einen BMI zwischen 20 und 25, bei Frauen zwischen 19 und 24. Allerdings bedeutet ein hoher BMI nicht automatisch krankhaftes Übergewicht. Viel Muskelmasse, eine höhere Knochendichte, stärkere Knochen- und Gelenkdurchmesser oder größere Schulterbreite treiben ihn ebenfalls hoch. So haben Kraftsportler oft einen BMI von 26 bis 29.

7.000 Personen analysiert

Anlass für die beiden anfangs erwähnten Krakauers, nach einer anderen Messgröße zu suchen. Sie setzen auf den sogenannten ABSI-Wert. Die Abkürzung steht für "A Body Shape Index". Er berücksichtigt in einer etwas komplizierteren Formel neben Größe und Gewicht auch den Hüftumfang sowie das Alter. Die Praxistauglichkeit überprüften sie mit Gesundheitsdaten von rund 7.000 britischen Erwachsenen. Diese wurden von Mitte der 1980er-Jahre bis 2009 erhoben.

Den Analysen zufolge eignete sich der ABSI auf lange Sicht wesentlich besser als der BMI, ein erhöhtes Risiko vorzeitig zu sterben anzuzeigen. Je höher der ABSI, desto wahrscheinlicher ein früherer Tod. Deutlich schlechter in der Vorhersagequalität schnitt der BMI ab.

Äpfel mit Birnen verglichen

Ein Argument, das für die Einbeziehung des Hüftumfangs spricht: Nach heutigem Stand des Wissens gilt vor allem jenes Fett als gefährlich, das sich im Bauchraum zwischen den Organen ansammelt. Im Gegensatz zum relativ ungefährlichen Fett im Bereich der Oberschenkel und der Hüfte sondert dieses Hormone und Entzündungsstoffe ab, die die Entstehung von Arterienverkalkung und Diabetes fördern. Der BMI unterscheidet nicht zwischen riskantem Bierbauch und harmloserem Hüftspeck. Er vergleicht im wahrsten Sinne des Wortes Äpfel mit Birnen – auf die Körperform bezogen.

Allerdings könnte es der ABSI in der Praxis schwer haben, nicht nur wegen der komplizierten Formel. Die Messung des Hüftumfangs muss sehr genau erfolgen. In der Studie der Krakauers geschah dies knapp oberhalb des Hüftknochens. Andere Messverfahren überprüfen den Bauchumfang am Bauchnabel oder in der Mitte zwischen Hüftknochen und unterstem Rippenbogen. Je nach Figur kann dies deutliche Unterschiede bedeuten.

PEF

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