Was tun bei Quallenstich? Tipps für den Notfall im Meer

Dr. Frank Schäfer  |  18.06.2025 12:14 Uhr

Viele Quallen besitzen Fangarme mit Nesselzellen. Diese können bei Berührung schlagartig Nesselgift abgeben. Quallenstiche sind in europäischen Gewässern zwar meist harmlos, können aber dennoch unangenehm sein. Hier erfahren Sie, wie Sie im Ernstfall richtig reagieren und Beschwerden effektiv lindern.

 

Die Leuchtqualle (Pelagia noctiluca) findet sich im Mittelmeer und in den wärmeren Teilen des Atlantiks.
Die Leuchtqualle lebt unter anderem im Mittelmeer und in den wärmeren Teilen des Atlantiks.
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Was passiert bei einem Quallenkontakt?

Quallen gehören zur Gruppe der Nesseltiere und nutzen ihre Fangarme zur Jagd. Diese sind mit Nesselzellen ausgestattet, die bei Berührung einen Stechapparat ausfahren und Gift abgeben können. Die meisten heimischen Arten verursachen beim Menschen nur leichte Hautreaktionen. Doch selbst diese können brennen, schmerzen und beunruhigen – darum ist es gut, die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen zu kennen.

Sofortmaßnahme: Das Wasser verlassen

Wenn Sie im Meer plötzlich ein stechendes, brennendes Gefühl auf der Haut bemerken, verlassen Sie umgehend das Wasser. Viele Quallenarten besitzen sehr lange Fangarme, deren Nesselzellen noch in mehreren Metern Entfernung aktiv sein können. Informieren Sie, falls vorhanden, die Strandaufsicht.

Erste Hilfe bei Quallenstichen

Mit Salzwasser spülen – aber Vorsicht

Spülen Sie die betroffene Hautstelle vorsichtig mit Meerwasser ab, um anhaftende Tentakelreste zu entfernen. Verwenden Sie niemals Süßwasser, Alkohol oder alkoholhaltige Produkte! Diese könnten noch nicht ausgelöste Nesselzellen aktivieren. Tragen Sie nach Möglichkeit Handschuhe oder nutzen Sie eine Plastiktüte als Schutz für Ihre Hände.

Nicht reiben, kratzen oder rubbeln

Mechanische Reize durch Reiben oder Kratzen können weitere Nesselzellen aktivieren. Auch das Abtrocknen mit einem Handtuch ist tabu. So vermeiden Sie, dass sich die Hautreaktion verschlimmert.

Nesselzellen neutralisieren: Was hilft?

Zur Inaktivierung der Nesselzellen gibt es unterschiedliche Empfehlungen. Rasierschaum, Backpulverpasten oder Magnesiumsulfat können helfen. Bei Feuerquallen hat sich auch Essig bewährt. Welche Maßnahme hilft, ist wohl davon abhängig, um welches Nesseltier es sich handelt. Das aber können Laien oft schwer feststellen.

So entfernen Sie verbliebene Tentakelreste

Nach dem Spülen mit Salzwasser können Sie verbliebene Tentakel vorsichtig mit einer Pinzette entfernen. Alternativ hilft auch Sand: aufstreuen, kurz warten und dann vorsichtig mit einer Plastikschaufel oder Bankkarte abschaben. Nicht drücken oder reiben – das könnte weitere Gifte freisetzen.

Entzündungen vorbeugen: Wundpflege und Hausmittel

Sind die Tentakel entfernt und liegen keine schwerwiegenden Hautentzündungen oder gar Hautverletzungen vor, dürfen Sie die Haut mit Süßwasser oder einem Desinfektionsmittel reinigen und betroffene Stellen bei Bedarf auch verbinden. Entzündungshemmende Salben mit Antihistaminika oder Kortison aus der Apotheke lindern Rötung und Juckreiz. Kühlende Umschläge oder Coolpacks bringen zusätzliche Erleichterung.

Bei stärkeren Reaktionen wie Blasenbildung, großflächigen Hautschäden oder allgemeinen Beschwerden (Übelkeit, Kreislaufprobleme) ist ärztliche Hilfe angeraten.

Notfälle erkennen und richtig handeln

In seltenen Fällen kann ein Quallenkontakt lebensbedrohlich sein. Symptome wie Atemnot, Herzrasen, Bewusstseinsverlust oder Kreislaufkollaps erfordern sofortiges Handeln. Ebenso sehr großflächige Hautreizungen. Wählen Sie den Notruf (112), bringen Sie Betroffene in die Schock- oder stabile Seitenlage – bei Atemstillstand sofort mit der Herzdruckmassage beginnen.

Schutz vor Quallen: So beugen Sie vor

Informieren Sie sich vor dem Baden über aktuelle Quallenwarnungen. Bei sichtbaren Quallenschwärmen oder angeschwemmten Tieren: Abstand halten und das Wasser meiden. Auch tote Quallen können durch ihre Tentakel noch Nesselgift abgeben.

Diese Quallenarten kommen in Europa vor

In europäischen Gewässern sind gefährliche Quallen selten – aber einige Arten können Hautreaktionen auslösen:

  • Gelbe Haarqualle (Cyanea capillata)
    Lebt im Atlantik und in der Nordsee, selten auch in der westlichen Ostsee. Erkennbar an ihrer gelb-orangenen Farbe und langen Tentakeln.
  • Blaue Haarqualle (Cyanea lamarkii)
    Kleinere, blau gefärbte Art. Häufig in flachen Küstengewässern der Nord- und westlichen Ostsee.
  • Kompassqualle (Chrysaora hysoscella)
    Weißlich-gelber Schirm mit 16 braunen Streifen. Am Schirmrand finden sich lange Tentakel, die manchmal fehlen können. Kommt im Atlantik, Mittelmeer und Nordsee vor.
  • Leuchtqualle (Pelagia noctiluca)
    Acht Tentakel und ein glockenförmiger braunrot-purpurner Schirm. Typisch für Mittelmeer und wärmere Atlantikregionen. Die oft in Schwärmen auftretenden Quallen leuchten bei Berührung bläulich.
  • Portugiesische Galeere (Physalia physalis)
    Keine echte Qualle, sondern eine Polypenkolonie. Auf der Wasseroberfläche treibt eine Art Blase, die an eine durchsichtige Plastiktüte erinnert und leicht purpurn bis violett gefärbt ist. Ihre bis zu 50 Meter langen Fangfäden können auch für Menschen gefährlich sein. Die Portugiesische Galeere lebt im Pazifik, im Südatlantik bis vor Portugal und taucht vereinzelt im Mittelmeer auf.

 

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