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Badeunfall: So funktioniert die Reanimation

NK  |  13.07.2023

2022 sind in Deutschland mindestens 355 Menschen ertrunken. Auch aktuell schnellt die Zahl der Badeunfälle wieder nach oben. Umso wichtiger ist es, dass jeder weiß, wie Betroffene behandelt werden müssen, damit die Überlebenschancen so hoch wie möglich sind. Ein Experte erklärt, worauf es bei der Ersten Hilfe ankommt.

Frau auf einem Paddelboard.
Im Sommer kommt es in Deutschland immer wieder zu Badeunfällen.
© unit-d/iStockphoto

Immer wieder kommt es im Sommer zu Badeunfällen, bei denen Personen bewusstlos aus dem Wasser gezogen werden. Worauf kommt es jetzt an? „In jedem Fall prüft man zunächst, ob der Patient oder die Patientin bei Bewusstsein ist und, sollte dies nicht der Fall sein, ob er oder sie atmet“, erklärt Dr. Jan Wnent, Notarzt und Mitglied im Wissenschaftlichen Arbeitskreis Notfallmedizin der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI). Dazu drehe man die Person auf den Rücken und überstreckt ihren Kopf, in dem man ihn leicht in den Nacken legt. „Dann beugt man sich mit dem eigenen Gesicht nahe an ihr Gesicht und blickt dabei selbst in Richtung ihrer Füße. So kann man zum einen hören, ob der Verunglückte atmet, zum anderen erkennen, ob sich der Brustkorb hebt und senkt“, erklärt der Notfallmediziner. Atme der Patient normal, ist die stabile Seitenlage die richtige Position.

Nicht normal sei hingegen eine ganz flache, oberflächliche und unregelmäßige Atmung. Ist die Person gleichzeitig bewusstlos, sei dies ein Zeichen für einen Herz-Kreislauf-Stillstand – in diesem Fall müsse sofort mit der Wiederbelebung gestartet werden. Dies gelte ebenso, wenn der Patient gar nicht mehr atmet. Rufen Sie zunächst den Notarzt oder bitten eine andere Person, dies zu tun und starten sie dann bis zum Eintreffen der Rettungskräfte mit der Herzdruckmassage. Wnent erklärt, worauf es dabei ankommt:

  • Der Patient sollte auf dem Rücken auf einer harten Unterlage liegen.
  • Dann platziert man selbst den Handballen einer Hand auf dem Brustbein des Patienten in der Mitte des Brustkorbes. Die andere Hand liegt darüber.
  • Dann drückt man dann den Brustkorb fünf bis sechs Zentimeter nach unten. Die Frequenz sollte dabei bei 100 bis 120 liegen. Gut orientieren kann man sich beispielsweise an dem Rhythmus des Lieds „Stayin Alive“ von den Bee Gees.

Auch eine Beatmung ist wegen des Sauerstoffmangels bei einem Badeunfall wichtig, erklärt Wnent. So geht es:

  • Der Kopf wird wieder überstreckt, eine Hand wird auf die Stirn gelegt und mit Daumen und Zeigefinger die Nase der Person zugehalten. Die andere Hand liegt über dem Kinn.
  • Bei der Mund-zu-Mund-Beatmung wird so viel an Luft abgeben, wie man selbst ausatmen würde. Sieht man aus dem Augenwinkel, dass sich der Brustkorb des Patienten hebt, ist das ausreichend.

Jeweils zwei Beatmungen wechseln sich dann immer mit 30 Herzdruckmassagen ab. Besser ist es, wenn mehrere Personen anwesend sind, damit kann sich abwechseln kann, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Worauf bei Kindern achten?

Bei Kindern startet die Wiederbelebung mit fünf Beatmungen. Bei kleinen Kindern reicht es, für die Herzdruckmassage nur eine Hand zu benutzen. „Die Eindrucktiefe sollte ungefähr ein Drittel des Durchmessers des Brustkorbes sein“, erklärt Wnent. Bei Kindern wechseln sich zwei Beatmungen mit 15 Herzdruckmassagen ab.

Wichtig ist, schnell zu handeln. Das größte Risiko besteht darin, nichts zu tun – eine gebrochene Rippe durch eine Herzdruckmassage ist nicht so schlimm wie keine Wiederbelebungsmaßnahme. Wer Erste Hilfe leistet, verdoppelt oder verdreifacht die Überlebenschance.

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