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Antibiotika und Resistenzen: Fakten und Mythen

18.11.2019

Über Antibiotika kursieren viele Missverständnisse und Irrtümer. Anlässlich der Weltantibiotikawoche vom 18. bis 24. November 2019 will die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) damit aufräumen. Die Aktion soll den sinnvollen Umgang mit Antibiotika fördern, ihr Motto lautet: „Die Zukunft der Antibiotika hängt von uns allen ab!“

Experten räumen mit Missverständnissen zu Antibiotika auf.
Antibiotika werden gegen bakterielle Infektionen eingesetzt. Langfristig könnten sie ihre Wirksamkeit verlieren, wenn die Bakterien „lernen“, sich den Antibiotika durch die Ausbildung von Resistenzen zu widersetzen.
© ABDA

Um zu verhindern, dass Bakterien unempfindlich gegen Antibiotika werden, also eine Resistenz entwickeln, sind Patienten ebenso gefragt wie Ärzte. Manch einer hat aber falsche Vorstellungen, was die Anwendung oder den Nutzen von Antibiotika betrifft. Die DGI klärt darüber auf:

Antibiotika nicht bei Grippe und Erkältung nehmen

Antibiotika helfen gegen Grippe und Erkältung nicht. Beide Krankheiten werden durch Viren verursacht, gegen die Antibiotika nichts ausrichten können. Trotzdem erwarten 72 Prozent der Patienten einer Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK zufolge, dass sie in solchen Fällen ein Antibiotikum verschrieben bekommen. Ein unnötiger Gebrauch fördert jedoch Resistenzbildungen und sollte unbedingt vermieden werden. Manchmal gesellen sich im Verlauf der Infektion zu den Viren noch Bakterien dazu. Nur dann ist mitunter ein Antibiotikum erforderlich – in den meisten Fällen bessern sich die Beschwerden von selbst.

So lange wie nötig, aber so kurz wie möglich

Manch einer kennt wahrscheinlich noch die Regel, dass man ein Antibiotikum über das Verschwinden der Symptome hinaus nimmt, bis es komplett aufgebraucht ist. Heute weiß man, dass eine kürzere Therapie besser ist, weil dadurch weniger Resistenzen entstehen. Patienten sprechen am besten mit dem Arzt eine individuelle Behandlungsdauer ab. Sind die Symptome frühzeitig ausgeheilt, kontaktiert der Patient am besten noch einmal den Arzt und spricht mit ihm das weitere Vorgehen ab.

Nicht-resistente Erreger sind auch eine große Gefahr

In Deutschland erkranken jährlich etwa 30.000 Menschen an einer gefährlichen Sepsis, auch Blutvergiftung genannt, die von dem gefürchteten Erreger Staphylococcus aureus verursacht wird. Aber nur in zehn Prozent der Fälle handelt es sich um die multiresistente Variante MRSA (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus). Sie hat in den letzten Jahren immer weiter abgenommen. Gegen MRSA stehen sogar mehr wirksame Antibiotika zur Verfügung als gegen manch andere Bakterien, die nicht als multiresistent gelten.

Resistent werden Bakterien, nicht die Menschen

In einer Befragung aus dem Jahr 2018 unter über 2.000 Erwachsenen ab 35 Jahre gingen mehr als die Hälfte der Teilnehmer davon aus, dass Menschen gegen Antibiotika resistent werden können. Richtig ist aber: Nur Bakterien entwickeln Resistenzen, nicht eine einzelne Person, die beispielsweise häufig Antibiotika eingenommen hat. Antibiotikaresistenzen sind also kein individuelles Problem: Breiten sich die unempfindlich gewordenen Bakterien aus, werden sie zum Risiko für alle, auch für Menschen, die noch nie ein Antibiotikum eingenommen haben.

ZOU

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