Ayurveda mit westlichen Heilpflanzen

Die ayurvedische Medizin mit ihrem Ursprung in Indien gewinnt auch in Deutschland an Bedeutung.

Ayurveda lässt sich auch mit heimischen Pflanzen praktizieren.
Auch in Deutschland beheimatete Pflanzen wie Johanniskraut können für ayurvedische Behandlungsmethoden verwendet werden.
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Bei uns in Deutschland heimische Heilpflanzen haben nicht nur den Vorteil, dass sie in Apotheken zu kaufen und günstiger als indische Zubereitungen sind. Sie kommen auch erst nach Qualitätsprüfungen gemäß dem Deutschen Arzneibuch (DAB) in die Apotheke. Da trifft es sich gut, dass im Ayurveda grundsätzlich Pflanzen und Nahrungsmittel aus der Umgebung verwendet werden sollen, also auch die vor Ort jeweils vorkommenden Heilpflanzen. Sie unterliegen demselben Klima und denselben Einflüssen wie der in ihrem Verbreitungsgebiet lebende Mensch und passen daher viel besser zu seinem Stoffwechsel und seiner Verdauung.

Im Ayurveda werden alle Substanzen nach Rasa (Geschmack), Guna (Eigenschaft), Virya (thermischer Potenz) und Vipaka (Wirkung nach der Verdauung – der systemischen Wirkung) kategorisiert. Dies ist notwendig, da pflanzliche Medikamente nicht in gleicher Weise jedem Menschen mit bestimmten Erkrankungen verabreicht werden. Sie sollen zu dem einzelnen Menschen in seinem individuellen Zustand passen. Die Menschen werden je nach körperlich-energetischer Konstitution ebenfalls bestimmten "Typen", den sogenannten Doshas, oder Mischformen davon zugeordnet. Daher werden nicht alle Kopfschmerzen gleich behandelt, sondern es wird diagnostiziert, welche Qualität der Symptome bei welchem Dosha-Typ vorliegt, und dann die dazu passende Pflanze ausgewählt.

Nun sind die in Europa heimischen Pflanzen nicht nach diesem östlichen System kategorisiert. Daher müssen wir uns anders behelfen. Beispielsweise werden Inhaltsstoffe oder Geschmack bestimmten Eigenschaften zugeordnet. So wirken Gerbstoffe immer trocknend. Der saure, salzige und scharfe Geschmack bewirkt Hitze, der süße, bittere und zusammenziehende Geschmack bewirkt Kälte. Ähnlich lässt sich die Wirkung nach der Verdauung (Vipaka) einbeziehen. Wenn diese Einteilung der einheimischen Pflanzen gelingt, können sie nach ayurvedischen Kriterien individuell verabreicht werden, auch noch unterschieden nach Darreichungsform und der Art der Anwendung. Anhand des Beispiels Johanniskraut wird dieses Prinzip im Folgenden für heimische Arzneipflanzen dargestellt.

Johanniskraut für die Psyche

Ayurvedisch gesehen verstärkt Stress das jeweilige konstitutionsbestimmende Dosha. Das heißt:

  • Ein Vata-Typ wird durch Stress noch "luftiger", er hebt ab, verliert total die Bodenhaftung und fühlt nur noch Leere im Körper.
  • Ein Pitta-Typ verbrennt durch Stress, sein Feuer steigt, er entwickelt immer mehr Aktivität, bis plötzlich nichts mehr geht (Burn-out-Syndrom).
  • Ein Kapha-Typ wird immer schwerer, er verfällt in Lethargie. Je mehr Stress vorherrscht, umso bewegungsloser wird er.

In Indien wächst kein Johanniskraut. Aber aufgrund der Inhaltsstoffe und Wirkungen lässt es sich folgendermaßen einteilen:

  • Rasa (Geschmack): bitter, süß
  • Guna (Eigenschaft): ölig, trocken, leicht, heiß
  • Virya (thermische Potenz): kühlend
  • Vipaka (systemische Wirkung): süß

Es besteht eine spezifische Wirkung (prabhava) auf das Nervensystem (medhya). Es dämpft alle drei Doshas und eignet sich so für alle Konstitutionen. Zu den westlichen beschriebenen Wirkungen gehört: stimmungsaufhellend, Hebung des Serotoninspiegels bei innerlicher Gabe, äußerlich desinfizierend, schmerzstillend, entzündungshemmend, antibakteriell, fördert die Wundheilung und auch die Durchblutung.

In der ayurvedischen Medizin wird sehr viel mit öligen Zubereitungen ge arbeitet. Daher bietet es sich an, äußerliche Anwendungen mit Johanniskrautöl durch zuführen. Es eignet sich besonders gut zur lokalen Applikation auf Schmerzpunkte, so zur Rückenmassage, besonders bei ausstrahlenden Schmerzen. Eine innerliche Kur mit handelsüblichen Präparaten aus der Apotheke über mehrere Monate ist besonders bei Vata-Depressionen sehr hilfreich. Dabei sollten unbedingt die Nebenwirkungen beachtet werden: erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.

Mit ähnlichen systematischen Überlegungen kann man weitere hierzulande heimische Heilpflanzen zu bestimmten Anwendungsgebieten empfehlen:

Beinwell

Die meisten orthopädischen Erkrankungen sind Vata zuzuordnen, daher eignet sich eine schleimige Pflanze zur Therapie. Die Beinwellwurzel wird zur äußerlichen Therapie von Knochenbrüchen, Arthrose und Sportverletzungen empfohlen. Die Wirkungen sind entzündungshemmend und schmerzstillend. Außerdem regt sie die Knochenheilung an. Fertige Salben mit Beinwellextrakten aus der Apotheke können örtlich auf getragen werden und wirken ähnlich gut wie Gele mit dem schmerzlindernden Wirkstoff Diclofenac. Aber auch eine aus
Beinwellwurzelpulver und heißem Wasser frisch hergestellte Paste kann dafür verwendet werden.

Brennnessel

Die Brennnessel ist eine altbewährte Heilpflanze, die den Stoffwechsel anregt und den Körper reinigen soll. Sie wird besonders zur Durchspülungstherapie und ergänzend bei rheumatischen Beschwerden eingesetzt. Auch ihr hoher Mineralstoffgehalt ist nützlich. Neben Zubereitungen als Tee und Saft lässt sich die Brennnessel sehr gut als Wildgemüse verspeisen, besonders im Frühjahr. Die Brennnesselwurzel ist als Fertigpräparat in der Apotheke erhältlich und verbessert prostatabedingte Beschwerden.

Salbei

Salbei gilt als Spezialist bei Erkrankungen des Hals-Rachen-Raums, er kann aber noch weit mehr: Seine ätherischen Öle wirken entzündungshemmend und desinfizierend. Daher kann er als Gewürz Speisen länger haltbar machen. Der Tee wird typischerweise zum Gurgeln bei Halsentzündungen eingesetzt. Getrunken oder als Fußbad reduziert er das Schwitzen. Der Tee hilft gegen viele Verdauungsstörungen. Wichtig: Der Einsatz von Heilpflanzen ersetzt nicht den Besuch bei einem Arzt und sollte immer auf die Einnahme weiterer Medikamente abgestimmt werden. Ayurvedisch wird grundsätzlich die Bestimmung der Grundkonstitution empfohlen.

Schafgarbe

Die Schafgarbe hat sich besonders in der Frauenheilkunde bewährt, da sie blutstillend und krampflösend wirkt. Außerdem verbessert sie die Aufnahme von Eisen. Diesen Mineralstoff verlieren viele Frauen mit der Menstruation. Die Schafgarbe aus der Apotheke ist auf den Inhaltsstoff Azulen standardisiert, der zusätzlich Entzündungen hemmt. So hat sie noch eine wundheilende Wirkung. Extrakte der Schafgarbe können innerlich als Tee eingenommen werden oder äußerlich als Sitzbad. Besonders gut ist die Schafgarbensalbe vaginal bei Trockenheit der Scheide in den Wechseljahren.

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