Pflanzliche Medizin

Weinrebe, Salbei, Kamille & Co: Was Heilpflanzen können

AK Niedersachen/NK  |  24.06.2023

Husten, Kopfschmerzen, brennende Augen, Magen-Darm-Probleme und innere Unruhe: Gegen diese und viele weitere Beschwerden kommen diverse Heilpflanzen zum Einsatz. Welche gibt es und wie wirken sie?

Frau, trinkt Tee.
Arzneitees aus der Apotheke unterliegen strengen Kontrollen im Hinblick auf Schwermetalle, Pestizide und Mirkoorganismen. Ihr Gehalt an den wirksamen Inhaltsstoffen ist zudem im Arzneibuch, das Qualitätsstandards regelt, vorgeschrieben.
© max-kegfire/iStockphoto

Weinrebe: Hilfe bei geschwollenen Beinen

Der Weinstock, aus dessen Fruchtsaft Rotwein hergestellt wird, enthält vielseitige Stoffe in allen Pflanzenteilen. Traditionell verwendet man die getrockneten roten Laubblätter als Tee oder Extrakte bei Venenleiden, einer sogenannten chronisch venöser Insuffizienz (CVI). Dies äußert sich durch schwere Beine, Schwellungen und Krampfadern. Aber auch Juckreiz, Krämpfe und Spannungsgefühl können auftreten.

Thymian: Gewürz als Hustenlöser

Thymian kennen viele als Gewürz aus der Küche, aber das Kraut kann mehr. Die innerliche Anwendung mit einem frisch zubereiteten Thymiantee hilft bei Bronchitis, Keuchhusten und anderen Infektionen der oberen Luftwege. „Thymianfluidextrakt auf die Mundschleimhaut aufgetragen bekämpft Entzündungen im Mund und auch Mundgeruch“, schreibt die AK Niedersachsen. Thymian wird von den meisten Menschen gut vertragen und Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind nicht bekannt.

Salbei: krampflösend, schweißhemmend, antibakteriell

Salbei ist ein ausgesprochen vielseitiges Kraut. Ein Tee aus Salbeiblättern kann Verdauungsbeschwerden wie Schmerzen, Völlegefühl, Sodbrennen und Übelkeit lindern. Außerdem hilft er gegen übermäßiges Schwitzen. Bei Infektionen in Mund- und Rachenraum empfiehlt sich das Gurgeln mit Salbei. Dazu reichen wenige Tropfen eines alkoholischen Auszugs oder des ätherischen Salbeiöls auf ein Glas Wasser. Beliebt sind auch Hustenbonbons mit Salbei. Eine Zahnfleischentzündung kann man bekämpfen, indem man eine Salbei-Tinktur unverdünnt aufträgt.

Pfefferminze: beliebt als Öl oder Tee

Pfefferminzöl ist eines der am besten untersuchten Mittel gegen Darmbeschwerden und hilft gegen Bauchschmerzen, Krämpfe und Blähungen, vor allem beim Reizdarm-Syndrom. Pfefferminzöl kann im Magen allerdings auch Probleme auslösen. Es entspannt den Schließmuskel am Mageneingang und der Speisebrei kann in die Speiseröhre zurückgelangen, was zu Aufstoßen und Sodbrennen führen kann. Durch Pfefferminzöl in Kapseln wird diese Hürde umgangen, da der Wirkstoff erst im Darm freigesetzt wird. Pfefferminzöl kann, wenn es auf die Schläfen und den Nacken aufgetragen wird, zudem leichte Kopfschmerzen mindern.  

Kamille: Heilmittel aus der Antike

Das Wissen über die heilende Wirkung der Kamille ist bereits aus der Antike überliefert. Drei bis vier Tassen Kamillentee pro Tag helfen gegen entzündliche Erkrankungen und Krämpfe im Magen-Darm-Bereich. Man kann den Tee auch als Mundspülung und zum Gurgeln gegen Entzündungen der Mundschleimhaut verwenden. Gibt man eine Handvoll Kamillenblüten oder einige Tropfen Kamillenöl in heißes Wasser, werden ätherische Öle freigesetzt, die man bei Erkrankungen der Atemwege sowie der Stirn- und Nebenhöhlen inhalieren kann.

Johanniskraut: ein gut erforschtes Mittel

Johanniskraut wurde bereits im alten Rom verwendet und ist gut erforscht. Es hat eine stimmungsaufhellende Wirkung bei leichten depressiven Störungen oder leichten bis mittelschweren depressiven Episoden. Vorsicht ist geboten bei der hormonellen Verhütung, denn Johanniskraut interagiert mit einem bestimmten Enzym, das am Hormonstoffwechsel beteiligt ist. Daher kann die Antibabypille bei gleichzeitiger Einnahme von Johanniskraut nicht mehr richtig wirken. Auch mit zahlreichen anderen Arzneimitteln kann es zu Wechselwirkungen kommen. Johanniskraut ist rezeptfrei erhältlich, dennoch sollten Wirkungen und Dosierungen unbedingt mit dem Fachpersonal in der Apotheke vor Ort besprochen werden.

Fenchel: Comeback des Fenchelhonigs

Fenchelhonig ist ein Hausmittel, das fast schon in Vergessenheit geraten war, aber im vergangenen Winter plötzlich Beliebtheit erlangte. Diese Mischung aus Fenchelsirup und Honig unterstützt die Schleimlösung bei Erkältungshusten. Tee mit Fenchel lindert zudem Blähungen und wird oft bereits bei Babys und Kleinkindern eingesetzt. Der Tee kommt auch in Mischungen mit anderen Kräutern zum Einsatz: Zusammen mit Thymian, Spitzwegerich und Eibischblättern ist Fenchel in Hustentees enthalten. Mit Anis und Kümmel wird er zur besseren Verdauung verwendet.

Baldrian: beruhigt und hilft beim Einschlafen

Baldrianpräparate gehören zu den besten rezeptfrei erhältlichen Schlafmitteln. Trockenextrakte aus der Baldrianwurzel wirken beruhigend und lindern sowohl nervöse Unruhe als auch Schlafstörungen. Sie können bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren eingesetzt werden. Geduld ist gefragt, denn die Wirkung tritt erst nach zwei bis drei Wochen ein. Baldrian ist auch in beruhigenden Teemischungen zusammen mit Hopfen, Passionsblume und Melisse, aber auch mit Lavendel und Johanniskraut enthalten.

Augentrost: der Name ist Programm

Augentrost, lateinisch Euphrasia, ist in der Augenheilkunde beliebt, denn Augentropfen mit diesem Wirkstoff sind für die Langzeitanwendung bei trockenen Augen geeignet. Sie wirken auch beruhigend bei akuten Augenreizungen, jedoch sollte die Ursache der Reizung ärztlich abgeklärt werden.

Arnika: Linderung bei Prellungen und Gelenkschmerzen

Bei rheumatischen Muskel- und Gelenkschmerzen und bei Sportverletzungen wie Blutergüssen, Prellungen oder Verstauchungen helfen Salben oder Roll-Ons mit Arnika. Kühlende Umschläge mit Arnika kann man selbst herstellen: Einfach 2 Gramm Arnikablüten aus der Apotheke in 100 ml heißem Wasser fünf bis zehn Minuten ziehen lassen, durch ein Sieb gießen und erkalten lassen. Das mit dem Wasser getränkte Tuch wird auf die schmerzende Stelle gelegt und mit einem weiteren Tuch abgedeckt. Der Wirkstoff darf nur äußerlich angewendet und nicht eingenommen werden. Er darf nicht auf offene Wunden gelangen oder bei einer Schwangerschaft eingesetzt werden. Menschen mit einer Korbblütler-Allergie können unter Umständen allergisch auf Arnika reagieren.

Wie werden Heilpflanzen am besten eingesetzt?

Nicht immer ist ein Aufguss als Tee die beste Methode, die Inhaltsstoffe zu extrahieren und dem Körper zugänglich zu machen. Ätherische Öle gehen durch Kochen verloren, sie verfliegen mit dem Wasserdampf. Diese Tatsache macht man sich wiederum bei der Inhalation zunutze. Salben mit Pflanzenextrakten wirken nur auf der Haut. Soll ein Wirkstoff in die Blutbahn gelangen, muss ein höher konzentrierter Extrakt geschluckt werden. Apothekerinnen und Apotheker beraten, welche Art der Anwendung in welchem Fall angebracht ist.

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