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10.07.2024
Ein Bandscheibenvorfall dürfte den meisten Menschen ein Begriff sein. Das ssich die Bandscheiben auch entzünden können, dürfte weniger bekannt sein, ist aber ebenso schmerzhaft und vielfach folgenschwer: „Ausgehend von den Bandscheiben, greift diese Entzündung häufig auf die angrenzenden Wirbelkörper über“, erklärt Privatdozent Dr. David Kubosch, leitender Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie der Gelenk-Klinik Gundelfingen.
Neben Rückenschmerzen sind Bewegungseinschränkungen, Abgeschlagenheit und Fieber typische Symptome einer Bandscheibenentzündung. Bei Verdacht auf diese Erkrankung ist sofortige medizinische Hilfe wichtig: „Wird nicht behandelt, so sind ausgeprägte Deformitäten der Wirbelsäule wie etwa Blockwirbel möglich“, warnt Kubosch. Zudem könne sich die Entzündung über die Blutbahn auf andere Körperregionen ausweiten, was zu einem schweren Krankheitsverlauf führt. Da die Erkrankung zu Beginn oft unspezifische Symptome verursacht, bleibe die Entzündung jedoch oft lange unbemerkt, weiß Kubosch aus langer Praxiserfahrung.
Das sind die Risikofaktoren
Besonders häufig wird eine Bandscheibenentzündung bei Menschen mit Übergewicht, Mangelernährung, Diabetes mellitus, erhöhtem Alkohol- und Nikotinkonsum sowie Nierenerkrankungen diagnostiziert. Zu 60 Prozent ist die Lendenwirbelsäule von der infektiösen Entzündung betroffen, gefolgt von Brust- und Halswirbelsäule. Auslöser sind eine Vielzahl von Bakterien wie Staphylokokken und Streptokokken. In seltenen Fällen führen Infektionen mit Pilzen oder Parasiten zu der Erkrankung.
Anhand von Röntgenaufnahmen und einer Magnetresonanztomographie mit Kontrastmittel kann der Rückenspezialist eine Spondylodiszitis erkennen. Nicht selten ist im Verlauf die Entnahme einer Gewebeprobe aus dem entzündlich veränderten Gewebe notwendig, um die Diagnose zu sichern und den auslösenden Keim exakt zu bestimmen.
Wie behandelt man eine Bandscheibenentzündung?
In vielen Fällen kann eine Bandscheibenentzündung mit Schmerzmitteln, Ruhigstellung der betroffenen Wirbelkörper (Korsett oder Orthese) sowie Physiotherapie und einer mehrwöchigen Antibiotikatherapie behandelt werden. „Spricht der Patient gut auf die Therapie an, so heilt die Erkrankung in der Regel aus und es bleiben keine Fehstellungen oder Deformitäten zurück“, so Kubosch. „Viele Patienten berichten allerdings auch von bleibenden Rückenschmerzen, deren Ursache nicht immer klar ist.“ Bei starken Schmerzen, Nervenbeteiligung und Zerstörung des betroffenen Wirbelkörpers müssen die entzündlichen Bereiche operativ entfernt und die Wirbelsäule mit Implantaten stabilisiert werden.