Aber das heißt nicht, dass der herrschende Mangel an Blutspenden nur ein zeitlich begrenztes Phänomen ist. Vielmehr bleiben in Summe eben nicht mehr viele Monate im Jahr, in denen alle Spendenbereiten auch spenden können und dürfen. Umso wichtiger ist jede einzelne Blutspende.
Warum sind Blutspenden so wichtig?
Dr. Verena Börger: Blutspenden sind überlebenswichtig, weil Blut eben nicht künstlich ersetzt werden kann. Im Gegensatz zur weitläufigen Meinung, benötigen nicht nur Unfallopfer Blutspenden. Bei uns an der Universitätsmedizin Essen machen sie sogar nur den kleinsten Teil der Empfänger aus. Der mit Abstand größte Bedarf besteht bei Menschen mit einer chronischen Erkrankung, wie z.B. mit Krebs des blutbildenden Systems, die auf Blutkonserven angewiesen sind, und Patienten, die an eine Herz-Lungenmaschinen angeschlossen werden müssen.
Der demografische Wandel stellt uns deshalb auch vor besondere Herausforderungen: Die Zahl der älteren Menschen steigt, die tendenziell eher krank werden und damit erhöht sich auch der Bedarf an Blutkonserven. Zeitgleich gehen ältere Menschen aber tendenziell eher zur Blutspende als jüngere. Wir müssen daher gerade bei den Jüngeren die Spendenbereitschaft erhöhen.
Ist Blutspenden bei Hitze nicht gefährlich? Worauf sollte ich achten, wenn ich bei warmen Temperaturen Blutspenden möchte?
Dr. Verena Börger: Ganz wichtig: Blutspenden ist nicht gefährlich. Wer sich auch bei hohen Temperaturen fit fühlt, der kann selbstverständlich auch dann Blut spenden. Vor der Spende werden außerdem der Blutdruck und Puls immer überprüft, zudem die Körpertemperatur. Sollte dabei etwas auffallen, wird das mit dem potenziellen Spender besprochen. Generell gilt, dass Spender vorab ausreichend essen und trinken sollten und sich fit fühlen sollten, dann spricht nichts gegen die Blutspende. Bei der Hitze sollte man körperliche Anstrengungen minimieren, dies gilt besonders dann auch nach der Blutspende.
Gibt es bestimmte Blutgruppen, die für die Blutspende besonders wertvoll / gefragt sind?
Dr. Verena Börger: Nein. Generell gilt: Je häufiger eine Blutgruppe in einer Gesellschaft vertreten ist, desto häufiger wird sie logischerweise auch benötigt. Mit je rund 40 Prozent sind die Blutgruppen A und 0 die häufigsten in Deutschland, gefolgt von B mit elf Prozent. Fünf Prozent der deutschen Bevölkerung haben die Blutgruppe AB. Aber am Ende ist jede Spende doch gleich wertvoll, da sie potenziell drei Leben retten kann. Und man tut damit immer etwas Gutes.
Das Vollblut wird aufgetrennt, so dass wir am Ende drei verwendbare Blutprodukte haben: Erythrozyten, also rote Blutkörperchen, Frischplasma und der sogenannte Buffy Coat. Erythrozyten werden von Patienten mit hohem Blutverlust oder Blutarmut benötigt. Plasma wird bei Gerinnungsstörungen im Falle einer massiven Blutung oder zur Herstellung von Medikamenten (Albumin, Immunglobuline) benötigt. Thrombozyten, also Blutplättchen, werden hauptsächlich durch Apherese gesammelt. Dabei werden nur die Blutplättchen (PLT) entnommen, das restliche Blut wird zurück in den Körper geführt. Aber auch die Buffy Coats werden für die Herstellung verwendet, in dem vier zu einem Produkt zusammengeführt werden und als sogenannte Pool-Thrombozytenkonzentrate verwendet werden.
Wo kann ich Blut spenden?
Dr. Verena Börger: An vielen Kliniken wie bei uns an der Universitätsklink Essen kann man zum Beispiel an jedem Wochentag Blut spenden. Daneben gibt es Blutspendedienste wie das Deutsche Rote Kreuz und andere Einrichtungen, die Termine anbieten. Mobile Blutspendetermine sind eine weitere Option. Manche Städte verfügen auch über eigene Blutspendezentren.