Brennnessel: Vergessenes Unkraut mit Heilkraft

Dr. Karen Zoufal | 03.11.2021

Die Brennnessel hat viele Wirkungen, die sich medizinisch nutzen lassen: Sie wirkt harntreibend, entzündungshemmend, schmerzstillend, durchblutungsfördernd und beeinflusst darüber hinaus das Immunsystem. Diese Vielseitigkeit hat der Pflanze den Titel „Heilpflanze des Jahres 2022“ eingebracht.
Die Brennnessel ist eine vielseitig einsetzbare Heilpflanze, die fast überall auf der Welt zu finden ist. image.originalResource.properties.copyright

Die meisten Menschen betrachten Brennnesseln nur als Unkraut und verbannen sie aus dem heimischen Garten. Abgesehen davon, dass sie Raupen von Schmetterlingen als Nahrung dienen, werden die Pflanzen in der Naturheilkunde besonders zum Durchspülen bei Harnwegserkrankungen und bei Rheuma eingesetzt:

Blätter und Kraut der Brennnessel werden zu Extrakten und Tee verarbeitet. Aufgrund ihrer nachweislich entwässernden Wirkung werden sie innerlich bei Harnwegserkrankungen und Nierengrieß verwendet. Auch bei entzündlichen Gelenkerkrankungen und rheumatischen Beschwerden kommen sie zum Einsatz – hier zusätzlich äußerlich angewendet. Dazu gibt es aus Studien ebenfalls deutliche Hinweise auf eine Verbesserung der Gelenkbeschwerden.

Die Früchte der Brennnessel werden äußerlich für Hauterkrankungen und Rheuma verwendet. Das kaltgepresste Öl der Früchte wird in der Volksmedizin eingenommen und soll gegen Durchfall und Gallenbeschwerden helfen. Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit der Früchte liegen jedoch nicht vor.

Wurzeln der Brennnesseln verwendet man ebenfalls bei Harnwegserkrankungen sowie bei der gutartigen Prostatavergrößerung. Hierzu gibt es viele Erfahrungsberichte und auch klinische Studien, die eine positive Wirkung andeuten. Da diese jedoch nur mit wenigen Menschen oder über zu kurze Zeit durchgeführt wurden, gilt die Wirkung nicht als ausreichend nachgewiesen.

Dass Wirksamkeitsnachweise fehlen, bedeutet aber nicht, dass diese und andere Heilpflanzen nicht trotzdem wirksam sind:  Generell sind viele Hausmittel wissenschaftlich bislang einfach nicht ausreichend untersucht worden, weil dafür öffentliche Fördergelder fehlen.