Wie sinnvoll ist die FODMAP-Diät bei Reizdarm?

Die FODMAP-Diät soll Patienten mit einem Reizdarm helfen. Was dahinter steckt, lesen Sie hier.

Die FODMAP-Diät soll Patienten mit einem Reizdarm helfen.
Wer unter einem Reizdarm leidet, muss Stück für Stück herausfinden, welche Nahrungsmittel ihm gut tun und welche nicht.
© lightpoet - Fotolia

Menschen mit Reizdarmsyndrom (RDS) leiden unter chronischen Darmproblemen, für die sich keine organische Ursache finden lässt. Vor der Diagnose RDS muss der Arzt daher viele Ursachen ausschließen, die ebenfalls Auslöser der Beschwerden sein könnten. Besteht tatsächlich ein RDS, gibt es verschiedene Therapieoptionen mit und ohne Medikamente sowie Empfehlungen zu Ernährung und Lebensstil, die helfen können, die Beschwerden zu lindern.

Was sind FODMAP?

In Sachen Ernährung hat in den vergangenen Jahren vor allem die sogenannte FODMAP-Diät von sich reden gemacht. Hinter der Abkürzung stehen folgende Begriffe:

F – Fermentierbare
O – Oligosaccharide (Zuckerketten mit bis zu zehn Zuckerringen)
D – Disaccharide (Zucker aus zwei Ringen wie der Milchzucker Laktose)
M – Monosaccharide (Einfachzucker wie der Fruchtzucker Fruktose)
A – And (englisch "und")
P – Polyole (Zuckeralkohole wie Sorbit)

Bei all diesen Nahrungsbestandteilen handelt es sich um kurzkettige Kohlenhydrate, die in vielen Lebensmitteln stecken, etwa in verschiedenen Obst- und Gemüsesorten, Milch und Milchprodukten sowie in Getreide, Hülsenfrüchten und Lightprodukten. Hinter dem Konzept der FODMAP-Diät steht die Annahme, dass diese Kohlenhydrate Symptome des RDS wie Blähungen, Schmerzen oder Durchfall fördern können. Tatsächlich gelangen die FODMAP im Verdauungsprozess teilweise unverdaut in den Dickdarm und werden von den dort lebenden Bakterien verarbeitet. Die dabei entstehenden Gase können bei dafür empfindlichen Personen unter anderem Blähungen
verursachen.

Befürworter der Diät empfehlen, alle Lebensmittel, die FODMAP enthalten, für etwa sechs Wochen zu meiden. In einer zweiten Phase können diese nach und nach wieder eingeführt werden. Nur, was man tatsächlich nicht verträgt, verschwindet dauerhaft vom Speiseplan. Alle anderen Speisen sind wieder erlaubt. Doch nur, wer ein genaues Ernährungstagebuch führt, kann herausbekommen, welche Lebensmittel tatsächlich Probleme verursachen und welche nicht. Es empfiehlt sich eine fachkundige Betreuung durch einen Arzt oder eine Ernährungsfachkraft. Denn wer auf Dauer zu viele Lebensmittel meidet, läuft Gefahr, einen Nährstoffmangel zu bekommen.

Komplettes Meiden hat auch Nachteile

Kritiker sehen noch ein anderes Problem: "Ich halte nichts von der Diät. FODMAP sind Präbiotika, also Futter für die Darmbakterien. Wer sie auf Dauer meidet, macht alles nur noch schlimmer, weil das die Darmgesundheit insgesamt negativ beeinflusst", sagt etwa Dr. Imke Reese, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Nahrungsmittelallergie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI). Die Ernährungswissenschaftlerin hat alle verfügbaren Studien zu FODMAP ausgewertet. Zwar stellt sie nicht infrage, dass einzelne Kohlenhydrate wie Fruktose oder Laktose bei RDS-Patienten zu Problemen führen können. Ein pauschales Meiden aller FODMAP weist sie jedoch zurück: "Sinnvoll ist eine individuelle Ernährungstherapie auf Basis der Krankengeschichte und Auswertung von Ernährungs- und Symptomprotokollen", erklärt sie. "Aus meiner Sicht ist eine komplette Meidung vollkommen unsinnig. Reaktionen sind erst für hohe Mengen beschrieben."

Katrin Faßnacht-Lee

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