Erste Wirkstoffe zur Senkung von Lipoprotein A in Sicht

ZOU | 23.11.2022

Im Gegensatz zu anderen Blutfetten lässt sich der Lipoprotein A-Spiegel kaum durch vermehrte körperliche Aktivität, eine Ernährungsumstellung oder Medikamente gezielt senken. Das könnten genbasierte Medikamente ändern: Der Wirkstoff Olparisan senkte den Spiegel in einer Studie um bis zu 100 Prozent.

Von 281 Personen mit erhöhten Lipoprotein A-Werten erhielten 227 Injektionen mit Olparisan unter die Haut, 54 Personen bekamen nur ein Placebo gespritzt. Anfangs hatten die Personen einen durchschnittlichen Lipoprotein A-Spiegel von 260 nmol/l. 36 Wochen später war dieser in der Placebogruppe leicht gestiegen. Bei den Personen, die Oparisan erhalten hatten, war er dagegen je nach Dosis um 70 (10 Milligramm alle 12 Wochen) bis 100 Prozent (225 Milligramm alle 24 Wochen) gesunken. Auch die Spiegel von zwei anderen Blutfetten hatten im Vergleich zu den Ausgangswerten abgenommen, LDL-Cholesterin um bis zu 25 Prozent und Apolipoprotein B um bis zu 19 Prozent. Nebenwirkungen waren außer Reaktionen an der Einstichstelle nicht zu beobachten.

Olparisan gehört zu einer neuartigen Wirkstoffklasse, den siRNAs. Die Abkürzung steht für small interfering RNA. Es handelt sich um kurze Stückchen Erbgut in Form von RNA, die so konzipiert sind, dass sie in den Körperzellen ganz gezielt die Produktion bestimmter Proteine hemmen – in diesem Fall die von Apolipoprotein A, einer wesentlichen Komponente des Lipoprotein A.

Auf diese Weise kann ein meist erblich bedingter erhöhter Spiegel den neuen Studienergebnissen zufolge, die auf der Jahrestagung der Amerikanischen Herzgesellschaft (AHA) vorgestellt wurden, wirksam gesenkt werden. Ob diese Senkung schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkten vorbeugt, muss sich in weiteren Studien zeigen.

Quelle: DOI 10.1056/NEJMoa2211023