Psyche

Hannes Jaenicke: "Bio ist besser für die Umwelt"

aponet.de  |  15.03.2023

Neben seinem Beruf engagiert sich der Schauspieler Hannes Jaenicke für Tier- und Umweltschutz. Hier erklärt er unter anderem, warum jeder Einzelne zählt, wenn es um Nachhaltigkeit geht.

Hannes Jaenicke
Hannes Jaenicke ist der klaren Meinung: Wenn es um das Thema Umweltschutz geht, kann jeder Einzelne viel beitragen.
© WDR, Annika Fusswinkel

Herr Jaenicke, Sie leben schon seit mehr als 40 Jahren vegetarisch. Was war der Grund?

Jaenicke: Als Kind habe ich Hot Dogs geliebt, Hamburger waren für mich das Größte. Oder Chicken Wings. Aber dann habe ich als junger Schauspieler zwei Tage in einer Hühnerfabrik gedreht. Dort sah ich zum ersten Mal, wie unsere Nutztiere gezüchtet werden. Danach habe ich mich über die industrielle Massentierhaltung schlau gemacht, und das hat mir den Appetit auf Fleisch nachhaltig verdorben.

Was raten Sie denen, die nicht auf Fleisch verzichten möchten?

Jaenicke: Statt dreimal täglich Billigfleisch zu essen, einmal die Woche ein richtig hochwertiges Steak, Kotelett oder Huhn in Bio-Qualität. Das kostet natürlich mehr, aber wenn man die billigeren Einkäufe zusammenrechnet, kommt es am Ende auf Dasselbe raus. Und ich denke, Bio ist einfach gesünder, besser für die Umwelt und natürlich besser für die Tiere, wenn sie artgerecht gehalten werden.

Ihrem aktuellen Buch "Die große Sauerei" gehen Sie unter anderem auf Missstände in der Tierhaltung und -züchtung ein. Das betrifft nicht nur die Fleischproduktion, sondern auch die Milchwirtschaft. Verzichten Sie mittlerweile auch auf Milch?

Jaenicke: Ich bin Teilzeit-Veganer. Ich trinke seit Jahren nur noch Hafermilch. Und die Recherchen zum Buch haben mich bestätigt. Der Kastenstand bei Schweinen ist schon schlimm genug, Geflügelfabriken auch. Aber die Milchkuh, die nur noch auf maximale Milchleistung gezüchtet wird, die halte ich ehrlich gesagt für die bemitleidenswerteste Kreatur. Die Züchtung geht dahin, dass die Tiere zwölf-, dreizehn-, vierzehntausend Liter Milch pro Jahr produzieren. Das ist eine Vervierfachung innerhalb der vergangenen 40 Jahre. Das ist pervers – ich möchte da nicht mitmachen.

Wir haben im vergangenen Jahr die 8-Milliarden-Marke an Menschen auf der Erde geknackt. Da könnte man denken, was man als einzelner macht, wirkt sich kaum aus. Wie sehen Sie das?

Jaenicke: Das ist ein riesiger Irrtum. Es gibt interessante Berechnungen vom Institut für Klimafolgenforschung. Die kamen zu dem Ergebnis: Wenn jeder deutsche Haushalt seine Heizung um einen Grad herunterdrehen würde, könnte ein ganzes AKW vom Netz gehen. Wenn alle Deutschen ihre Standby-Geräte auf ›Aus‹ schalten würden, ginge ein zweites vom Netz. Wenn also 80 Millionen sagen, wir machen dies oder das jetzt nicht, dann multipliziert sich das in einem irrsinnigen Tempo. Wir Verbraucher haben viel mehr Macht als wir glauben!

Man kann also als Einzelner viel bewirken?

Jaenicke: Ja, natürlich. Es gibt eine Studie von Boston Consulting, in der errechnet wurde, dass jeder Bewohner eines Industrielandes jeden Tag etwa 120 umweltrelevante Entscheidungen fällt. Das fängt damit an, wie viel Duschwasser ich verbrauche, ob ich meinen Teekocher ganz fülle oder nur die Wassermenge nehme, die ich für meinen Tee brauche, ob ich im Supermarkt Bio und Fairtrade kaufe oder nicht. Und fahre ich mit dem Fahrrad, nehme ich den Bus, gehe ich zu Fuß oder fahre ich mit dem Auto? Kaufe ich Billig-T-Shirts oder kaufe ich secondhand? Es sind eine Menge Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen. Wenn man sich das mal klarmacht, dann kann man viel bewegen.

Im Mai kommt eine neue Dokumentation über bedrohte Tiere von Ihnen im Fernsehen. Diesmal geht es um Meeresschildkröten.
Auch hier könnte man denken "alles ziemlich weit weg".

Jaenicke: Jein. In der Doku geht es um Meeresschildkröten, aber vor allem um Überfischung, Klimawandel und Plastikvermüllung. Je wärmer das Meerwasser wird, desto mehr weibliche Meeresschildkröten schlüpfen aus den Eiern. Manche Meere haben sich schon so erwärmt, dass es fast nur noch weibliche Eier gibt. Das ist das Ende einer Spezies. Außerdem fressen die Tiere zum Beispiel leider Plastiktüten, die sie mit Quallen verwechseln, und ersticken daran. Und sie sind Opfer des Beifangs. Verfängt sich eine Meeresschildkröte in einem Netz, stirbt sie, weil sie nicht mehr atmen kann. Alles ist miteinander verzahnt. Das Aussterben der Meeresschildkröten zeigt, was wir den Ozeanen antun. Jedes Einwegplastik, das irgendwo im Wind flattert oder in einem Gewässer landet, ist irgendwann eine Todesfalle für Meerestiere. Für mich ist Plastik die Pest des 21. Jahrhunderts.

Wenn Sie so viel unterwegs sind, haben Sie wahrscheinlich keine Lieblingsapotheke?

Jaenicke: Doch, die habe ich tatsächlich: die Hohenzollern-Apotheke in München, nicht weit von unserem Produktionsbüro entfernt. Der Apotheker ist ein unglaublich netter Ukrainer. Er heißt Vladimir und kommt aus Lviv (Lemberg). Mit ihm kann man gut über Politik reden, wir verquatschen uns dann gerne. Die Apotheke selbst stammt wahrscheinlich aus den 1880er/90er-Jahren. Sie ist ganz aus Holz, komplett erhalten und saniert. Eine wirklich wunderschöne Apotheke, wie zu Großmutters Zeiten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Hanke Huber.

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