SeniorenGesundheit

Kein Fieber, trotzdem krank

Pharmazeutin Bernadette Stange  |  15.12.2020

Erst zu kalt, dann zu heiß: Die Bettdecke bibbernd bis zur Nasenspitze hochgezogen, dann wieder mit kalten Wickeln der Hitze trotzen. Fieber vermag eine echte Qual zu sein. Im Alter bleiben viele Menschen bei einer Grippe oder anderen Infektionen davon verschont. Das klingt im ersten Moment gut, kann aber auch Risiken mit sich bringen.

Ältere Frau, ca. 80 Jahre alt, schaut auf Fieberthermometer.
Statt Fieber können bei Senioren Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Schwächegefühl oder Verwirrung auf eine Infektion hindeuten.
© Ellena/iStockphoto

Fieber an sich ist eine normale Abwehrreaktion, mit welcher der Körper auf eine Infektion reagiert. Der Anstieg der Körpertemperatur hemmt das Keimwachstum und stimuliert gleichzeitig die Arbeit des Immunsystems. Alles beginnt damit, dass fieberauslösende Stoffe wie Viren, Zellwandbestandteile von Bakterien oder andere Mikroorganismen in den Körper eindringen. Schon in sehr kleinen Mengen aktivieren diese die Immunabwehr.

Eine Reaktionskette wird in Gang gesetzt

Signalstoffe werden an das Gehirn geleitet, genauer zum Hypothalamus. Dieser wacht über die Wärmeregulation des Körpers. Herrscht draußen Kälte, sorgt er unter anderem dafür, dass sich die Blutgefäße enger stellen; ist es sehr heiß, kurbelt er die Schweißproduktion an. Im Falle einer Infektion setzt der Hypothalamus nun die Soll-Temperatur nach oben, sodass man die normale Körpertemperatur plötzlich als zu kalt empfindet. Die Folge: Schüttelfrost und Frieren. Schwitzen und das Gefühl von Erhitzung gelten bereits als Anzeichen dafür, dass das Fieber wieder abklingt.

Auch die Immunabwehr kommt in die Jahre

Mit zunehmendem Alter kommt es im Körper zu vielen Veränderungen, darunter auch solchen, die das Immunsystem betreffen. Auf der einen Seite schwinden die Abwehrkräfte, sodass Krankheitsrreger leichteres Spiel haben. Auf der anderen Seite reagiert der Organismus älterer Menschen mit stärkeren Entzündungsreaktionen als bei jüngeren. Erkrankungen nehmen daher eher einen schwereren Verlauf. Auch die Absprache zwischen den unterschiedlichen Teilen des Immunsystems funktioniert weniger präzise. Der Körper bildet weniger der Signalstoffe, die bei der Entstehung von Fieber mitwirken, und die Reaktion auf diese verläuft schwächer, da die Temperaturanpassung träger geworden ist.

Hinzu kommt, dass die Körpertemperatur bei Menschen ab etwa 60 Jahren ohnehin niedriger liegt als in jungen Jahren. Deshalb definiert die US-amerikanische Gesellschaft für Geriatrie Fieber bei Senioren folgendermaßen: ab einer einmaligen Messung von 37,8 Grad Celsius oder einer wiederholten Messung von 37,2 Grad Celsius im Mund.

Etwa ein Drittel der älteren Bevölkerung zeigt weder Fieber noch andere für Erwachsene sonst typische Krankheitszeichen. Wie also rechtzeitig eine Harnwegsinfektion, Lungenentzündung oder Grippe erkennen? Die Symptome reichen von Appetitlosigkeit, Müdigkeit und allgemeinem Schwächegefühl bis zu geistiger Verwirrung. Manchmal treten auch Kreislaufstörungen oder unkontrollierter Harnverlust auf, zumeist also sehr unspezifische Symptome, die leicht fehlinterpretiert oder übersehen werden.

Wann man hellhörig werden sollte

Bemerkt man an sich selbst oder bei einem Angehörigen eine plötzliche Verschlechterung des körperlichen oder geistigen Zustandes, empfiehlt sich ein Gang in die Arztpraxis. Eine Blutuntersuchung hilft dem Mediziner festzustellen, was hinter den Beschwerden steckt. Wie immer gilt: vorsorgen ist besser als heilen. Impfungen beugen beispielsweise einem schweren Grippeverlauf oder der Gürtelrose vor. Eine ausgewogene nährstoff reiche Ernährung sowie regelmäßige sportliche Betätigung helfen dem Immunsystem, möglichst lange fit zu bleiben.

 

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