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22.09.2023
Eines der Merkmale von Covid-19 sind Veränderungen der Blutgefäße. Betroffen ist hier insbesondere das Endothel, die Gefäßinnenwand. Bislang wurden vor allem große Blutgefäße erforscht, heißt es in einer Pressemitteilung der Technischen Universität München (TUM). „90 Prozent der Endothelzellen des Körpers befinden sich aber in kleinen und kleinsten Äderchen. Was mit diesen Blutgefäßen bei Long Covid geschieht, ist kaum bekannt«, informiert Professor Dr. Christoph Schmaderer vom Universitätsklinikum der TUM. Laut dem Mediziner könnten Blutgefäße im Auge einen Hinweis auf den Zustand der kleinen Blutgefäße im gesamten Körper bieten. Die Vorteile: Sie sind für Untersuchungen leicht zugänglich, die notwendigen Verfahren und Geräte sind erprobt und erfordern keinen Eingriff in den Körper.
Im Fachblatt „Angiogenesis“ publizierte ein Team um Dr. Timon Kuchler, ebenfalls TUM, die Ergebnisse einer ersten kleinen Untersuchung bei Erkrankten und einer gesunden Kontrollgruppe. Analysiert wurde die retinale Mikrozirkulation mithilfe der Retinalen Gefäßanalyse (RVA). Wie die Forschenden herausfanden, zeigten insbesondere zwei Werte einen starken Zusammenhang mit Long-Covid-Erkrankungen. Einerseits waren Arteriolen, also kleinste Arterien, im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe deutlich verengt. Andererseits zeigten Venolen, nicht aber die Arteriolen, eine veränderte Reaktion auf Lichtreize. Leuchtet man mit einem flackernden Licht ins Auge, erweitern sich die Blutgefäße. Bei Menschen mit Long Covid war diese Reaktion deutlich verringert.
Weitere Untersuchungen sind aber auf jeden Fall noch notwendig, da die Studie mit 41 teilnehmenden Erkrankten klein war und sich damit aus den Ergebnissen noch keine zwingenden Aussagen zu einem Test auf Long Covid ableiten lassen. »Ich bin zuversichtlich, dass auf Grundlage unserer Ergebnisse ein Werkzeug entwickelt werden kann, um Long Covid sicher zu diagnostizieren«, äußert sich Schmaderer optimistisch. Weiter sagt er: „Wir gehen zudem davon aus, dass die Mikrozirkulation nicht nur im Auge, sondern auch in anderen Teilen des Körpers eingeschränkt ist.“ Dadurch könne die Methode auch dafür geeignet sein, um die Wirksamkeit zukünftiger Therapien für Long Covid zu beurteilen.
Quelle: DOI 10.1007/s10456-023-09885-6