Kranke Eltern oder Geschwister: Die richtigen Worte finden

Eine Expertin erklärt, wie Eltern am besten mit ihren Kinder über Krankheiten und Tod sprechen können.

Es ist keine leichte Aufgabe, mit Kindern über schwere Krankheiten zu sprechen.
Kinder spüren schnell, wenn sich in der Familie etwas verändert. Daher ist es wichtig, offen mit ihnen zu sprechen.
© Tomsickova - Fotolia

Nicht immer verstehen Kinder, was es mit Krankheiten von Eltern, Geschwistern oder Großeltern auf sich hat. Wie verhalte ich mich als Elternteil richtig?

Weg-Remers: Familien werden durch schwere Krankheiten wie eine Krebsdiagnose vor große Herausforderungen gestellt. Oft gerät der gewohnte Alltag über längere Zeit aus den Fugen. Kinder erleben, dass der Erkrankte und andere Familienangehörige wegen Behandlungen abwesend sind oder gewohnte Aufgaben nicht übernehmen können. Sie spüren die Sorge der Erwachsenen oder merken beispielsweise, wie der Betroffene unter Therapie-Nebenwirkungen leidet. Das wirft bei Kindern Fragen auf, mit denen man sie nicht allein lassen sollte. Studien zeigen: In Familien, denen es gelingt, offen miteinander zu sprechen, sind Kinder weniger belastet.

Wie kläre ich mein Kind am besten auf, ohne überzogene Ängste auszulösen?

Weg-Remers: Viele Eltern sind anfangs unsicher, wie sie mit ihren Kindern über die Krankheit sprechen sollen. Kinder sollten auf altersgemäße Weise informiert werden. Dabei wird empfohlen, auch bei jüngeren Kindern das Wort "Krebs" durchaus zu benutzen. Wird der Begriff vermieden, schnappen ihn Kinder häufig irgendwann von Dritten auf. Wichtig ist es, zu erklären, dass die Krankheit behandelt wird. Weiterhin sollten Kinder wissen, dass sie keine Schuld an der Erkrankung tragen. Wenn es zu Änderungen im Alltag kommt, sollte das möglichst konkret besprochen werden: "Nächste Woche bringt Dich Opa morgens in die Schule." Und noch etwas ist hilfreich: Trotz der Krankheit sollte man Kindern ausdrücklich erlauben, weiter Aktivitäten nachzugehen, die ihnen Freude machen.

Sollte ich mit meinem Kind so früh wie möglich sprechen oder besser abwarten?

Weg-Remers: Da Kinder in der Regel sehr sensibel für Veränderungen innerhalb der Familie sind, sollte man sie so früh wie möglich über die Erkrankung informieren. Das hilft, das Erlebte richtig einzuordnen. Außerdem stärkt es das Vertrauensverhältnis, wenn Kinder merken, dass sie einbezogen werden. Kinder, die "im Dunkeln tappen", entwickeln eigene Phantasien, die manchmal schlimmer sind als die Realität.

Gibt es einen richtigen Zeitpunkt für das Gespräch?

Weg-Remers: Einen allgemeingültigen "richtigen Zeitpunkt" gibt es nicht. Das Gespräch sollte nach Möglichkeit nicht zwischen Tür und Angel stattfinden, die Familie sollte sich Zeit nehmen können. In der Regel ist es hilfreich, wenn beide Eltern gemeinsam mit ihrem Kind beziehungsweise ihren Kindern sprechen. Wenn manche Dinge auch für die Erwachsenen noch unklar sind, zum Beispiel die Dauer einer Behandlung, ist es in Ordnung zu vermitteln: "Wir wissen es noch nicht, aber wir werden dich auf dem Laufenden halten."

Ist es manchmal besser, dem Kind nicht die "volle Wahrheit" zu erzählen?

Weg-Remers: Verständlicherweise möchten Eltern oder Großeltern ihre Kinder oder Enkel nicht durch zu viel Information belasten. Aber es kann Kinder sehr verunsichern, wenn sie spüren, dass man ihnen gegenüber nicht ehrlich ist. Experten empfehlen, eine Grundregel zu berücksichtigen: Man muss nicht alles im Detail erzählen, aber alles, was erzählt wird, sollte der Wahrheit entsprechen. Außerdem ist es wichtig, dass Kinder das Gefühl haben, Fragen stellen zu dürfen, wenn sie etwas beschäftigt. Wenn Eltern unsicher sind, wie sie ihre Kinder aufklären sollen, können sie sich beraten lassen. Professionelle Hilfe gibt es in psychosozialen Krebsberatungsstellen. Auch viele Kliniken, die Erwachsene oder Kinder mit Krebs behandeln, bieten unterstützende Gespräche an. Daneben können Elternratgeber sowie Broschüren und Bücher für Kinder unterschiedlicher Altersgruppen Hilfestellung bei der Aufklärung leisten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Natascha Koch.

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