In der deutschen Dichtkunst gilt das Maiglöckchen (Convallaria majalis) als Frühlingsbote – nachzulesen beispielsweise bei August Heinrich Hoffmann von Fallersleben oder Joseph Freiherr von Eichendorff.
Etwa von Ende April bis Mitte Juni sieht man seine weißen glockenförmigen Blüten fast überall in Mitteleuropa, sogar bis ins Gebirge hinein, in Wäldern und Gärten. Dieser hübsche Frühlingsbote ist jedoch nicht so harmlos, wie sein lieblicher Anblick glauben macht, denn er enthält giftige Substanzen.
Frei nach der Devise "die Dosis macht das Gift", haben diese Inhaltsstoffe schon lange einen Platz in der Medizin. Sie werden Herzglykoside genannt und stärken ein schwaches Herz, gerade bei altersbedingter Herzschwäche. Sie ähneln den Herzglykosiden des Fingerhuts. Auch die sogenannte "geringe therapeutische Breite" haben sie mit diesen gemeinsam: Das heißt, wird nur wenig mehr als die empfohlene Dosis eingenommen, kann es zu ernsten Vergiftungserscheinungen mit Herzrhythmusstörungen, Erbrechen, Durchfall, Sehstörungen oder Psychosen kommen.
Daher raten Fachleute dringend davon ab, sich mit Maiglöckchenkraut selbst zu behandeln! Weitaus weniger Risiko bergen die verschiedenen Fertigarzneimittel mit Herzglykosiden, die der Arzt bei einer entsprechenden Diagnose verschreiben kann.
Besondere Umsicht ist auch bei Hobbyköchen gefragt, die gerne Bärlauch in der Natur sammeln. Die Blätter dieser beliebten Würzpflanze können leicht mit denen des Maiglöckchens verwechselt werden, zumal beide an ähnlichen Standorten wachsen. Allerdings unterscheiden sich die Blüten deutlich, und Bärlauchblätter riechen charakteristisch nach Knoblauch.