Eine Forschungsgruppe hat Proben aus Seen, Teichen, Flüssen, Kanälen und kanalisierten Bächen in Berlin auf Nikotin untersucht und ist überall fündig geworden. Grund dafür sind achtlos weggeworfene Zigarettenkippen, deren Giftstoffe über die Kanalisation in die Gewässer gelangen.
In insgesamt 56 Oberflächengewässern in Berlin wurde in einer Studie Nikotin nachgewiesen, im Schnitt 73 Nanogramm pro Liter. Die Konzentrationen schwankten stark: Vor allem in Gewässern mit Anschluss an die Kanalisation stiegen die Konzentrationen nach Regenfällen stark an.
„Angesichts der allgemein abnehmenden Wasserführung von Gewässern und der Zunahme von einzelnen Starkregenereignissen kann die Nikotinbelastung von innerstädtischen Gewässern in Berlin zu einem Problem werden. Zudem wird aus Zigarettenkippen ein ganzer Cocktail potenziell schädlicher Stoffe ausgewaschen, die einzeln oder alle zusammen weit größere ökologische Auswirkungen haben können“, sagte Dr. Markus Venohr vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB).
Nikotin gelangt mit Regenwasser in Gewässer
Achtlos weggeworfene Zigarettenkippen sind die Ursache für die Nikotinbelastung der Gewässer: Eine Studie aus dem Jahr 2022 hat ergeben, dass 76 bis 90 Prozent aller Zigaretten in die Umwelt „entsorgt“ werden – pro Kippe rund zwei Milligramm Nikotin. Bei Regen wird binnen 30 Minuten die Hälfte des Nikotins aus einer Kippe ausgewaschen. Entsprechend stiegen die Konzentrationen in Gewässern, die an die Kanalisation angeschlossen sind, nach Regenfällen bis zu 16-fach an. Dies war in dicht besiedelten Gebieten besonders ausgeprägt.
Spitzenwerte sind für Wasserorganismen schädlich
Die gemessenen Konzentrationen erreichen Werte, die Wasserorganismen belasten: Bis zu 1.500 Nanogramm Nikotin pro Liter wurde in den Proben nachgewiesen. Einige Süßwasserfische sterben innerhalb einer Woche ab einer Konzentration von 2.200 Nanogramm Nikotin pro Liter, Wasserflöhe schon bei 100 Nanogramm pro Liter.