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Organspende: Ja oder nein?

Natascha Koch  |  29.01.2022

Organe nach dem Tod spenden: In Deutschland gilt, dass der potenzielle Spender dieser Frage zu Lebzeiten zustimmen muss. Noch beschäftigen sich jedoch zu wenig Menschen mit diesem Thema.

Frau, hält einen Organspendeausweis in die Kamera.
Die Entscheidung für eine Organspende kann man auf einem Organspendeausweis dokumentieren und so sicherstellen, dass der persönliche Wunsch bekannt ist und berücksichtigt wird.
© BZgA/Hardy Welsch

Das Thema Organspende ist bis heute ein emotionales und kontrovers diskutiertes Thema. Dr. Ebru Yildiz, Leiterin des Westdeutschen Zentrums für Organtransplantation der Universitätsmedizin Essen, hat die Erfahrung gemacht, dass es vielen Menschen häufig an Informationen zum Thema Organspende mangelt und sie sich deshalb vor einer Entscheidung scheuen. Hier beantwortet die Expertin die wichtigsten Fragen und Antworten.  

Frau Dr. Yildiz, welche rechtlichen Voraussetzungen gibt es überhaupt für die Organspende nach dem Tod?

Yildiz: Voraussetzung für eine Organspende in Deutschland ist der Hirntod. Tatsächlich ist dieser jedoch ein sehr seltenes Phänomen: Es betrifft etwa ein Prozent aller im Krankenhaus Verstorbenen. Das heißt, nur wenige Verstorbene kommen überhaupt für eine Organspende infrage. Beim Hirntod fallen die gesamten Hirnfunktionen aus, dadurch kann das Herz-Kreislauf-System nicht mehr funktionieren. In diesem Fall wird das Herz-Kreislauf-System der oder des Verstorbenen mithilfe intensivmedizinischer Maßnahmen künstlich aufrechterhalten, damit die Organe weiterhin durchblutet werden und transplantiert werden können.

Aber nicht jeder, der einen Hirntod erleidet, ist automatisch Organspender?

Yildiz: Nein.In Deutschland gilt die Entscheidungslösung. Das bedeutet, dass Organe und Gewebe nur dann entnommen werden dürfen, wenn die verstorbene Person oder Angehörige dem zu Lebzeiten zugestimmt haben. Liegt keine Entscheidung vor, werden die Angehörigen gefragt. Dazu ist auch eine regelmäßige Befragung der Bürgerinnen und Bürger zu ihrer Haltung zur Organspende vorgesehen. Es ist angedacht, diese Befragung bei den Ämtern durchzuführen, etwa wenn beim Amt ein neuer Ausweis beantragt wird. An dieser Stelle könnte auf Wunsch auch der Eintrag in ein geplanten bundesweites Onlineregister erfolgen. Als Organspender soll in diesem Onlineregister nur registriert werden, wer der Organspende zustimmt. Zudem sollen Hausärzte und Hausärztinnen bei der Beratung zur Organspende unterstützen.

Warum ist die Einwilligung zur Organspende so wichtig?

Yildiz: Über 9.000 Menschen warten in Deutschland derzeit auf ein Spenderorgan. 2021 spendeten 933 Menschen nach dem Tod ihre Organe. Nahezu 3.000 Patientinnen und Patienten konnte so mit einem lebensnotwendigen Transplantat eine neue Chance zum Leben gegeben werden. Die Zahl der Organspender reicht jedoch bei weitem nicht aus. Täglich versterben Patienten, während sie auf ein passendes Organ warten. Eine Organspende ist oft die letzte Möglichkeit, sehr kranken Menschen zu helfen.

Ein häufiges Argument gegen die Organspende ist die Sorge, im Notfall nicht die beste medizinische Versorgung zu bekommen, damit nach dem Tod die Organe gespendet werden können.

Yildiz: Auch wenn Sie Ihre Bereitschaft zur Organspende erklärt haben, werden Sie selbstverständlich bestmöglich versorgt. Im Falle eines Unfalls oder einer schweren Erkrankung steht Ihr Leben und Ihr Überleben an erster Stelle. Ziel aller medizinischen Maßnahmen ist, stets Ihr Leben zu retten. Eine Organspende ist auch nur bei Erhalt guter Organfunktionen möglich, sprich bei einer optimalen intensivmedizinischen Versorgung – und somit eher ein Zeichen des besonderen Einsatzes des Krankenhauspersonals für den Patienten vor seinem Tod.

Wie komme ich an einen Organspendeausweis?

Yildiz: Der Organspendeausweis ist in vielen Arztpraxen, Apotheken und bei Behörden erhältlich. Sie können ihn aber auch online über verschiedene Portale kostenlos bestellen, zum Beispiel unter www.organspende-info.de.

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