So schadet Multitasking dem Gehirn

Pharmazeutische Zeitung  |  26.06.2025 10:58 Uhr

Viele Menschen sehen Multitasking als Zeichen von Effizienz – dabei kann das ständige Jonglieren zwischen Aufgaben unsere mentale Leistungsfähigkeit langfristig beeinträchtigen. Neue Studien zeigen, wie sehr unser Gehirn unter Multitasking leidet und warum wir dadurch sogar vergessen, was wir eigentlich tun wollten.

Frau, arbeitet und hält ein Baby auf dem Arm.
Diverse Studien zeigen: Multitasking kostet sehr viel Energie.
© jacoblund/iStockphoto

Multitasking ist ein echter Kraftakt für unser Gehirn – und verändert langfristig sogar unsere Denkfähigkeit. Man stelle sich ein randvolles Bücherregal vor: Es gilt, sich zwei bestimmte Bücher an verschiedenen Orten zu merken, die weder sortiert noch markiert sind. Kurze Zeit später wird nach der konkreten räumlichen Position der Bücher gefragt. Mit dieser geistigen Herausforderung hat sich eine Studie befasst: Ein Forscherteam der Ohio State University beobachtete mithilfe von funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT), was im Gehirn passiert, wenn Probanden sich die Position von zwei Punkten auf einem Bildschirm merken sollten.

Ein Projektmanager im Kopf

Dabei stellte sich heraus, dass ein Punkt immer wichtiger war als der andere. Das Gehirn reagierte entsprechend und der visuelle Kortex stellte den wichtigeren Punkt präziser dar, während er den anderen Punkt eher grob abspeicherte. Die Untersuchung war nach Angaben der Forschenden eine der wenigen, die darstellt, was passiert, wenn Menschen mehrere Gedanken gleichzeitig im Kopf behalten – nämlich, dass nur der vermeintlich wichtigere Punkt präzise gespeichert wird, der weniger wichtige dagegen nur grob.

Eine weitere Studie kam außerdem zu dem Ergebnis, dass nicht nur die eine Multitasking-Fähigkeit existiert. Je nach Situation – also, ob wir gerade Dinge gleichzeitig tun, zwischen Aufgaben hin- und herspringen oder aber komplexe Abläufe koordinieren – benötigt unser Gehirn unterschiedliche Strategien. Das ist ein Hinweis darauf, dass unser Arbeitsgedächtnis schon eine ganze Menge allein mit dem Ressourcenmanagement zu tun hat.

Sind Frauen die besseren Multitasker?

Diese Beobachtung widerlegt damit auch frühere Studien, die geschlechtsspezifische Unterschiede beim Multitasking feststellten. Zum Beispiel, dass Frauen die besseren Multitasker sind. Basis dafür waren jedoch oftmals lediglich Tests zum Aufgabenwechsel. Andere Studien attestierten dagegen Männern Überlegenheit, führten aber nur Tests zum gleichzeitigen Multitasking durch. Fazit: Die Begabung hängt entscheidend von der Art der zu bewältigenden Aufgabe ab.

Damit nicht genug. Tendenziell verlieren wir eher Zeit und Energie, wenn wir zwischen Aufgaben hin- und herwechseln. Bis das Gehirn sich umgestellt hat, dauert es nämlich ein paar Minuten. In extremen Fällen kann es sogar dazu kommen, dass wir am Ende gänzlich vergessen, was wir ursprünglich eigentlich erledigen wollten.

Wie Multitasking das Gehirn verändert

Und wer regelmäßig Multitasking betreibt, verlernt irgendwann die Fähigkeit, sich auf eine Sache zu konzentrieren und zu priorisieren, wie eine Langzeitstudie der Stanford University bereits 2018 zeigte. Das verändert unsere Denkfähigkeit. Daher sehen viele Psychologen die wahren Superkräfte heutzutage nicht im Multitasking, sondern im Fokussieren.

Quellen: DOI 10.1126/sciadv.adr8015, 10.1037/xhp0001332, 10.1073/pnas.1611612

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