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Ukraine-Krieg: Jod-Tabletten nicht vorbeugend einnehmen

Natascha Koch  |  02.03.2022

Nach Putins Drohung, möglicherweise Atomwaffen einzusetzen, ist vielerorts die Nachfrage nach Jod-Tabletten gestiegen. Hochdosierte Präparate können bei einer akuten radioaktiven Belastung vor Schilddrüsenkrebs schützen. Im Katastrophenfall werden diese Tabletten an die Bevölkerung ausgegeben, eine prophylaktische Einnahme ist jedoch kontraproduktiv.

Frau mit zwei Tabletten-Packungen.
Jod-Tabletten können im Fall einer nuklearen Katastrophe vor Schilddrüsenkrebs schützen.
© AndreyPopov/iStockphoto

Russlands Präsident Wladimir Putin hat am Wochenende darüber informiert, die russischen Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft zu versetzen. Russische Truppen haben zudem die Sperrzone in Tschernobyl besetzt, darüber hinaus sind zwei ukrainische Lager in Kiew und Charkow für radioaktive Abfälle unter Beschuss geraten. Das schürt auch in Deutschland die Angst vor einer radioaktiven Belastung. Um sich zu schützen, decken sich aktuell viele Menschen mit Jodtabletten ein. Der Grund: Bei Unfällen oder Angriffen auf Kernkraftwerke kann es zur Freisetzung von radioaktiven Stoffen kommen - darunter radioaktives Jod. Dieses kann in der Schilddrüse gespeichert werden und dort Krebs hervorrufen. Kinder sind besonders gefährdet. Durch die Einnahme von Jod in hoher Dosierung kann dies verhindert werden.

Jod-Tabletten nicht vorbeugend einnehmen

Apotheker raten momentan jedoch von der selbständigen Einnahme von Jodtabletten dringend ab: „Eine Selbstmedikation birgt erhebliche gesundheitliche Risiken, hat aktuell aber keinerlei Nutzen“, sagt Prof. Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK). Derzeit gebe es in Deutschland keine rationale Begründung für die Einnahme hochdosierter Jod-Präparate auf Grund der Situation in der Ukraine, da keine Belastung durch radioaktives Jod gegeben ist. Aufgrund der Entfernung zur Ukraine sei auch nicht damit zu rechnen, dass eine Einnahme von Jodtabletten erforderlich werden könnte.

Es ist darüber hinaus auch nicht notwendig, sich mit entsprechenden Präparaten zu bevorraten: Die für den Katastrophenschutz zuständigen Behörden haben 189,5 Millionen hochdosierte Jod-Tabletten bevorratet, um diese bei Bedarf an die Bevölkerung auszugeben. Die Tabletten dürfen erst nach Aufforderung durch die Behörden eingenommen werden. Die Einnahme von Jodtabletten schützt ausschließlich vor der Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse. Die Notfall-Einnahme wird darüber hinaus nur für Menschen unter 45 Jahren empfohlen.

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