Warum Frauen häufiger Alzheimer bekommen

ZOU | 07.10.2022

Frauen bekommen etwa doppelt oft Alzheimer wie Männer. Warum das so ist, weiß man nicht genau. Neue Forschungsdaten lassen vermuten, dass es an mehr Ablagerungen des Proteins Tau im Gehirn liegt, die durch ein Enzym begünstigt werden, das auf dem weiblichen X-Chromosom liegt.
Frauen erkranken häufiger an Alzheimer als Männer. Forscher sind den Gründen dafür auf der Spur. image.originalResource.properties.copyright

Die Menge an Tau-Protein wird im Gehirn durch verschiedene Enzyme in einem Gleichgewicht gehalten. Eines davon ist das Enzym USP11, das zu einer stärkeren Ansammlung von Tau-Protein führt. In Tierversuchen fanden die Wissenschaftler heraus, dass eine höhere Aktivität des USP11-Enzyms weibliche Mäuse anfälliger für Tau-Ansammlungen machte, die typisch für die Alzheimer-Krankheit sind.

Das Gen für USP11 liegt auf dem X-Chromosom, einem der beiden Geschlechtschromosomen in jeder Zelle. Frauen haben zwei davon, Männer nur eines. Normalerweise ist eines der beiden X-Chromosomen „stumm“ geschaltet. Das Gen USP11 scheint dadurch jedoch nicht vollständig inaktiv zu werden. So kommt es, dass das weibliche Gehirn größere Mengen USP11 enthält, was eine stärkere Ansammlung von Tau-Protein begünstigt.

„Wenn ein Tau-Protein für die Funktion seiner Nervenzelle nicht mehr benötigt wird, wird es normalerweise beseitigt. Manchmal ist dieser Klärungsprozess gestört, so dass sich Tau in Nervenzellen ansammelt. Dies führt zur Schädigung von Nervenzellen bei Erkrankungen, die Tauopathien genannt werden. Von ihnen ist die Alzheimer-Krankheit die bekannteste“, erläuterte Prof. David Kang von der Case Western Reserve University in Cleveland, der die Studie mit seinem Team in der Zeitschrift „Cell“ veröffentlicht hat. Er freute sich über dieses Ergebnis, weil sich die Aktivität von Enzymen durch bestimmte Wirkstoffe meist gezielt hemmen lässt. „Wir hoffen ein Medikament entwickeln zu können, das auf diese Weise wirkt, um Frauen vor dem höheren Alzheimer-Risiko zu schützen“, so Kang.

Quelle: DOI 10.1016/j.cell.2022.09.002