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Was hinter dem russischen Corona-Impfstoff steckt

14.08.2020

In dieser Woche hat Russland einen Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen, bevor das Testprogramm abgeschlossen wurde. Was genau ist das für ein Impfstoff, der als erster weltweit eine Zulassung erhalten hat?

Russland hat den weltweit ersten Corona-Impfstoff zugelassen.
Forscher auf der ganzen Welt arbeiten derzeit mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus.
© iStock.com/oshcherban

„Sputnik V“ heißt der russische Impfstoff, der am Dienstag als erster Corona-Impfstoff weltweit zugelassen wurde. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Vektorimpfstoff, der ein nicht vermehrungsfähiges harmloses Schnupfenvirus enthält.

Bei einem Vektorimpfstoff erhalten andere Viren, fachsprachlich Vektoren, die Erbinformation für ein Protein des Zielerregers (hier SARS-CoV-2) und transportieren diese in den Körper des Geimpften. Die Erbinformation wird dort abgelesen und das Impfantigen gebildet. In das Genom solcher Vektorviren haben Forscher nun die Erbinformation für das Spike-Protein des neuen Coronavirus eingefügt und die Viren dann so verändert, dass sie sich nicht mehr vermehren können.

Entwickelt wurde der russische Impfstoff vom staatlichen Gamaleya-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau. Er besteht aus zwei Komponenten: der sogenannte „Primer“ soll im Körper eine erste Immunantwort auslösen, die zweite Impfkomponente wird als „Booster“ eingesetzt, der die Immunantwort noch verstärken soll.

Zwei Impfungen sind nötig

Zugelassen ist der Impfstoff laut Registrierungsbescheinigung des Gesundheitsministeriums der Russischen Föderation als klassische Prime-Boost-Immunisierung. Dabei wird am Tag 1 mit der ersten Komponente geimpft und am Tag 21 mit der zweiten Komponente. Die Entwickler des Sputnik-Impfstoffs hätten sehr bewusst auf eine zweistufige Impfung mit zwei unterschiedlichen viralen Vektoren gesetzt, berichtete der stellvertretende Direktor des Zentrums für wissenschaftliche Arbeit des Gamaleya-Zentrums, Denis Logunov, bereits Ende Juli in einem Interview gegenüber dem Internetportal „Meduza“. Der Grund hierfür seien Erfahrungen mit Vektorimpfstoffen gegen das MERS-Coronavirus und das Ebolavirus, die gezeigt hätten, dass eine einmalige Impfung in manchen Bevölkerungsgruppen für einen Immunschutz nicht ausreiche.

Wirksamkeitsnachweis fehlt

Was ist zur Sicherheit und Wirksamkeit des russischen Impfstoffs bereits bekannt? Bislang sind zwei klinische Studien dazu registriert, in die jeweils 38 Probanden eingeschlossen waren. Daten zu diesen Studien findet man jedoch nicht. Das gilt auch für Daten einer Phase-III-Studie, bei der der Impfstoff an einer größeren Zahl von Studienteilnehmern getestet wird. Eine solche Studie mit mit 2.000 Freiwilligen soll in Russland anscheinend parallel zu den ersten Anwendungen des Impfstoffs durchgeführt werden. Der Wirksamkeitsnachweis fehlt bislang, was aus verschiedenen Richtungen zu Kritik am Vorgehen Russlands führte.

Auch das in Deutschland für Zulassungen von Impfstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut in Langen bemängelt in einer aktuellen Stellungnahme die fehlenden Daten und rät, die Zulassung mit Vorsicht zu betrachten.

td/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/NK

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