Inhalator-Wechsel bei Asthma und COPD: Besser mit Beratung!

Pharmazeutische Zeitung  |  10.07.2025 15:35 Uhr

Haben Sie von Ihrem Arzt ein neues Asthma -Medikament verschrieben bekommen? Eine aktuelle Untersuchung zeigt: Bei Menschen mit Asthma oder COPD kann eine solche Umstellung ohne Vorbereitung zu Problemen führen.

Ältere Frau hustet in einer Praxis. Ein Arzt steht bei ihr und macht Notizen auf dem Tablet.
Umstellung auf einen Pulverinhalator im Gespräch? In einer US-Studie gibt es Hinweise, dass die Umstellung bei Asthma bzw. COPD nicht immer reibungslos verläuft.
© undefined undefined/iStockphoto

Bei Asthma oder COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung) gehören Inhalationsmedikamente zur täglichen Behandlung, häufig eine Fixkombination aus einem Wirkstoff zum Erweitern der Bronchen und einem Entzündungshemmer. Viele Patienten nutzen dabei sogenannte Dosieraerosole – praktische Sprays, die leicht anzuwenden sind. Doch: Diese enthalten klimaschädliche Treibgase.

Umstellung der Inhalatoren für das Klima

Daher liegt die Umstellung auf Pulverinhalatoren nahe, die klimafreundlicher, wenn auch schwieriger anzuwenden sind. In Deutschland gibt es dazu die S2k-Leitlinie »Klimabewusste Verordnung von Inhalativa«. Auch in den USA tut sich etwas: Seit Juli 2021 versorgt die Veterans Health Administration (VHA), ein großer Versicherungsträger für Militärveteranen, Versicherte mit Asthma oder COPD bevorzugt mit einem Pulverinhalator. Das Standard-Inhalationsmedikament war zuvor ein Dosieraerosol. Mit der Umstellung wechselten sie auch die Wirkstoffe.

Nach der Umstellung: Mehr Notfallbehandlungen und Krankenhausaufenthalte

Diese Änderung hat nicht immer reibungslos geklappt. Das ist das Ergebnis des Teams um Dr. Alexander S. Rabin von der University of Michigan. Es hatte die Daten von mehr als 260.000 VHA-Versicherten ausgewertet, die vom Dosieraerosol zum Pulverinhalator gewechselt hatten. In den Monaten nach der Umstellung kam es häufiger zu Notfallbehandlungen und Krankenhausaufenthalten – unter anderem wegen Atemwegsproblemen und Lungenentzündungen: 

  • Die Nutzung von Notfallsprays stieg um 10 Prozent,
  • die Besuche in der Notaufnahme nahmen um 5 Prozent zu,
  • Krankenhausaufenthalte im Zusammenhang mit einer Atemwegserkrankung kamen um 10 Prozent häufiger vor, Krankenhausaufenthalte aufgrund einer Lungenentzündung sogar um 24 Prozent

Vergleich: Patienten mit Umstellung und Patienten ohne

Aber war die Umstellung die Ursache für die Verschlechterung? Das Team verglich die Daten mit Daten von Patienten, die nicht umgestellt worden waren. Für beide Gruppen betrachtete es den Zeitraum der ersten 180 Tage nach der Umstellung. Auch in diesem Vergleich stellte die Gruppe fest, dass die umgestellten Patienten generell etwas häufiger ins Krankenhaus kamen, unter anderem auch wegen Atemwegserkrankungen und Lungenentzündungen. Allerdings hatten die umgestellten Patienten kein größeres Risiko zu sterben, als die, die beim gleichen Inhalator geblieben waren.

Pulverinhalator schlechter als Dosieraerosol?

Die Studienautor*innen gehen davon aus, dass mehrere Faktoren zur Verschlechterung beigetragen haben:

  • Der neue Inhalator war vielen Betroffenen unbekannt: anders als etwa in Europa sind Pulverinhalatoren in den USA wenig verbreitet. Die fehlende Vertrautheit könnte auch negative Erwartungen geweckt haben.
  • Ältere Betroffene könnten womöglich nicht kräftig genug einatmen, um das Pulver richtig aufzunehmen.
  • Auch der Wirkstoffwechsel könnte eine Rolle gespielt haben.

Umstellung möglich, aber besser mit Beratung

Aus deutscher Sicht hält die Studie Lehren bereit: Sie bestätigt, dass Asthma- bzw. COPD-Patienten auf eine andere Wirkstoffkombination und auf einen Pulverinhalator umgestellt werden können, ohne dass sich die Sterblichkeit erhöht. Allerdings macht sie auch klar: Die Patienten benötigen eine intensive Beratung bei so einer Änderung. Apotheken bieten diese Beratung als pharmazeutische Dienstleistung “Einweisung in die korrekte Inhalationstechnik” an.

Quelle: DOI 10.1001/jamainternmed.2025.2299 

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