Wasser ist nicht nur für den Körper unverzichtbar, sondern auch für die Stress-Resilienz. Denn wer zu wenig trinkt, reagiert stärker auf Stress. Schon eine Trinkmenge von unter 1,5 Litern täglich kann dazu führen, dass der Cortisolspiegel – das wichtigste Stresshormon – stärker ansteigt.
Das ist das Ergebnis einer Studie mit 32 gesunden Personen. Das Ziel war, herauszufinden, wie sich die Flüssigkeitszufuhr auf die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol auswirkt. Dafür setzten die Teilnehmen sozialen Stresssituationen aus und maßen Herzfrequenz sowie Cortisolspiegel.
Wenigtrinker und Vieltrinker
Außerdem hatte das Forschungsteam die Teilnehmenden in zwei Gruppen eingeteilt, die sich eine Woche lang an Flüssigkeitsmengen halten sollten:
- Wenigtrinker nahmen durchschnittlich 1,3 Liter Flüssigkeit pro Tag zu sich
- Vieltrinker tranken im Durchschnitt 4,4 Liter täglich.
Ergebnisse der Studie
Die Teilnehmenden beider Gruppen waren in der Stresssituation gleichermaßen ängstlich und zeigten einen ähnlichen Anstieg der Herzfrequenz. Bei den Wenigtrinkern war jedoch der Cortisolspiegel signifikant erhöht. Interessanterweise hatte diese Personengruppe nicht das Gefühl, zu wenig getrunken zu haben, was bedeutet, dass Durst nicht unbedingt als Indikator für ausreichende Hydrierung dient. Ein besserer Hinweis ist die Urinfarbe: Der Urin sollte bei ausreichender Hydrierung hellgelb sein.
Chronisch hoher Cortisolspiegel erhöht Risiko für Erkrankungen
Bei den Wenigtrinkern wurde über Urinosmolalität und Urinfarbe eine schlechtere Hydrierung festgestellt. Die Forschenden schließen aus den Ergebnissen, dass eine chronische leichte Dehydrierung die Stressreaktion des Körpers verstärken kann. Problematisch wird dies, wenn beide Faktoren – Stress und eine geringe Trinkmenge – dauerhaft bestehen. Chronisch erhöhte Cortisolspiegel können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenprobleme und Diabetes steigern.
Wie verstärkt Dehydrierung Stress?
Wie die Stressverstärkung im Körper funktioniert, erklären Studienautor Dr. Daniel Sean Kashi von der Liverpool John Moores University und Seniorautor Professor Dr. Neil Walsh in einem Beitrag auf dem Nachrichten-Portal »The Conversation«. Das Gehirn stellt demnach eine Dehydrierung fest und setzt Vasopressin frei. Das Hormon sorgt dafür, dass die Nieren Wasser sparen und das Blutvolumen aufrechterhalten wird. Allerdings erhöht Vasopressin in schwierigen Situationen die Cortisolfreisetzung. Somit spart die Vasopressin-Freisetzung nicht nur Wasser, sondern verbessert die Reaktionsfähigkeit des Körpers auf Stress.
Die Autoren folgern aus ihren Studienergebnissen, dass neben Schlaf, Bewegung, gesunder Ernährung und dem Pflegen von Sozialkontakten die Flüssigkeitszufuhr ein weiterer Faktor zu sein scheint, der die Stressreaktion beeinflusst. Noch dazu sei das Trinken von Wasser eine ausgesprochen einfache Intervention. Es seien aber weitere Studien nötig, um den Einfluss einer ausreichenden Hydrierung auf stressbedingte Gesundheitsprobleme zu untersuchen.
Quelle: DOI: 10.1152/japplphysiol.00408.2025