Wirken Antidepressiva bei chronischen Schmerzen?

ZOU | 30.05.2023

Gegen chronische Schmerzen werden oft Antidepressiva verschrieben. Aber nur für Duloxetin ist wissenschaftlich erwiesen, dass es auch wirkt. Auf Milnacipran könnte das ebenfalls zutreffen. Bei allen anderen Antidepressiva fehlen aussagekräftige Studien zu ihrer Wirksamkeit gegen chronische Schmerzen.
Bei chronischen Schmerzen kommen häufiger Antidepressiva zum Einsatz. image.originalResource.properties.copyright

25 verschiedene Antidepressiva wurden in Studien auf ihre Wirkung gegen chronische Schmerzen untersucht. Duloxetin ist das einzige, bei dem sich die Standarddosis in allen Endpunkten als mäßig wirksam gezeigt hat. Eine höhere Dosis scheint dabei keinen zusätzlichen Effekt zu haben. In einigen Studien hat auch Milnacipran bei der Behandlung chronischer Schmerzen gut abgeschnitten, hier sind aber mehr Daten erforderlich, um eine klare Aussage treffen zu können.

Für alle anderen Antidepressiva gab es nur Evidenz von geringer Vertrauenswürdigkeit. Das bedeutet, dass Studien zwar zu positiven Ergebnissen gekommen waren, diese aber methodische Einschränkungen aufwiesen oder insgesamt zu wenige Daten vorlagen. Zudem fehlen für alle Antidepressiva Nachweise, dass sie bei chronischen Schmerzen langfristig wirksam und sicher sind: Nebenwirkungen bei Behandlungen über längere Zeit wurden nicht ausreichend untersucht.

Prof. Tamar Pincus von der Universität Southampton sagte: „Chronische Schmerzen belasten weltweit Millionen von Menschen. Ihnen werden Antidepressiva verschrieben, ohne dass ausreichende wissenschaftliche Beweise für ihre Wirksamkeit vorliegen. Es fehlt auch an Wissen über die langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit. Aufgrund der Lücken in der Forschung sind wir besorgt, dass es langfristige Schäden geben könnte.“ Dennoch raten die Wissenschaftler, die Medikamente nicht ohne ärztlichen Rat abzusetzen.

Zu den in der Cochrane Database of Systematic Reviews veröffentlichten Studie untersuchten Medikamenten gehörten Amitriptylin, Fluoxetin, Citalopram, Paroxetin, Sertralin und Duloxetin. In die Analyse sind 176 Studien mit fast 30.000 Patienten eingegangen.

Quelle: DOI 10.1002/14651858.CD014682.pub2