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Abführmittel könnten das Demenz-Risiko erhöhen

NK  |  27.03.2023

Dass zwischen dem Darm und dem Gehirn eine Verbindung besteht, ist schon länger bekannt. Eine neue Studie deutet nun darauf hin, dass der regelmäßige Gebrauch von Abführmitteln das Risiko für eine Demenz signifikant erhöht.

Älterer Mann, nimmt eine Tablette.
Werden Verstopfung regelmäßig mit Medikamenten behandelt, steigt möglicherweise die Gefahr, eine Demenz zu entwickeln.
© Jelena Stanojkovic/iStockphoto

Mit steigendem Alter treten Verstopfungen immer häufiger auf. Den trägen Darm mit Medikamenten zu behandeln, birgt auf Dauer aber möglicherweise große Risiken: Nehmen Erwachsene an den meisten Tagen einer Woche Abführmittel ein, erkranken sie einer neuen Studie zufolge häufiger an Demenz. Dies berichten jetzt Wissenschaftler, die Daten von mehr als 500.000 Personen aus einer britischen Biobank ausgewertet hatten. In der Beobachtungszeit von knapp zehn Jahren erhielten 1,3 Prozent der Teilnehmenden, die regelmäßig Abführmittel eingenommen hatten, eine Demenz-Diagnose – jedoch nur 0,4 Prozent der Teilnehmenden, die nicht davon Gebrauch machten. Statistisch lässt sich daraus ein signifikant erhöhtes Demenzrisiko von 50 Prozent errechnen. Je mehr verschiedene Abführmittel eine Person eingenommen hatte, desto höher war ihr persönliches Demenz-Risiko. Von den Teilnehmenden, die angaben, nur eine Sorte Abführmittel zu nehmen, erkrankte nur die Gruppe mit osmotisch wirksamen Abführmitteln häufiger an Demenz.

Abführmittel stören Darmbarriere

„Die Studie ist keine randomisierte-kontrollierte Studie, daher nicht beweisgebend, dass Abführmittel das Demenz-Risiko tatsächlich erhöhen. Weitere Untersuchungen sind notwendig. Dennoch raten wir angesichts des Ergebnisses zur Vorsicht im Umgang mit Laxanzien, gerade vor dem Hintergrund, dass Demenzerkrankungen immer weiter zunehmen“, erklärt Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Im Körper gibt es Millionen Nervenverbindungen, über die das Gehirn mit dem Darm kommunizieren. Bekannt ist, dass eine gestörte Darmflora diese Signalübertragung und auch die Barriere des Darms stören. Dies erleichtert möglicherweise den Übergang von aus dem Darmmikrobiom stammenden giftigen Stoffwechselprodukten in das zentrale Nervensystem.

Berlit zufolge könnten viele Menschen auf Abführmittel verzichten, wenn sie ihre Ernährung umstellten und mehr Wasser sowie Ballaststoffe zu sich nehmen würden. Diese stecken unter anderem in Obst, Gemüse und Vollkornprodukten. „Eine solche Ernährungsumstellung hat womöglich gleich eine doppelte Schutzwirkung gegen Demenz: Zum einen lässt sich in vielen Fällen auf Abführmittel verzichten, die einen potenziell schädigenden Einfluss auf die Hirngesundheit haben, zum anderen gilt eine gesunde Ernährung per se als wichtige Säule der Demenzprävention.“

Quelle: DOI 10.1212/WNL.0000000000207081

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