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17.06.2025 13:55 Uhr
Alkohol aktiviert die Mikroglia – doch nicht ohne Folgen
Im menschlichen Gehirn gibt es spezialisierte Immunzellen, sogenannte Mikroglia. Diese schützen das Gehirn vor Krankheitserregern und beseitigen geschädigte Zellen. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung der geistigen Fitness und neuronalen Gesundheit.
Alkohol wirkt sich direkt auf diese Immunzellen aus. Frühere Studien zeigten bereits, dass Alkoholkonsum Mikroglia aktiviert, um Reparaturprozesse anzustoßen. Das klingt zunächst positiv, doch eine dauerhafte Aktivierung kann die Zellen überfordern. Sie verlieren mit der Zeit ihre Funktionalität – ein Prozess, der insbesondere Frauen betrifft.
Neue Studie: Mikroglia bei Frauen anfälliger für Alkohol
Laut einer neuen Studie im Fachjournal Biological Psychiatry wurde bei alkoholabhängigen Frauen eine deutlich geringere Anzahl von Mikroglia festgestellt als bei gesunden Probandinnen. Bei Männern ließ sich dieser Unterschied hingegen nicht nachweisen – unabhängig vom Alkoholkonsum. Frühere Studien mit schwer alkoholabhängigen Männern zeigten jedoch, dass deren Mikroglia ebenfalls durch den Missbrauch angegriffen wurden.
Die Ergebnisse der aktuellen Studie deuten die Forschenden als Beleg für eine geschlechtsspezifische Verwundbarkeit: Die Immunzellen von Frauen reagieren offenbar empfindlicher auf Alkohol. Selbst geringe Mengen können zu einer chronischen Überstimulation und letztlich zum Zelltod führen.
Kognitive Einbußen: Wenn das Gehirn nicht mehr mitspielt
Mit dem Rückgang der Mikroglia sinkt auch die geistige Leistungsfähigkeit. Frauen mit Alkoholmissbrauch zeigten insbesondere Einschränkungen in kognitiven Bereichen wie Planung, Problemlösung und Alltagsbewältigung. Besonders betroffen war das Kleinhirn – ein Areal, das nicht nur für die Motorik, sondern auch für emotionale und geistige Funktionen entscheidend ist.
Frühzeitiger Schutz ist entscheidend
„Ein paar Drinks wecken die Mikroglia auf und zeigen, dass ein Problem vorliegt. Wenn man das jedoch über Jahre oder Jahrzehnte hinweg täglich tut, geben sie irgendwann auf“, erklärt Prof. Dr. Kelly Cosgrove von der Yale School of Medicine. Die Folge: kognitiver Abbau, der sich möglicherweise nicht mehr rückgängig machen lässt.
Quelle: DOI 10.1016/j.biopsych.2025.05.012