Überblick
Die Bindehautentzündung (Konjunktivitis) ist eine der häufigsten Augenerkrankungen. Dabei entzündet sich die die Binderhaut, die durchsichtige Schleimhaut, die den weißen Teil des Auges und die Innenseite der Augenlider bedeckt.
Eine Konjunktivitis kann durch Viren, Bakterien, Allergien oder Reizstoffe ausgelöst werden – und ist je nach Ursache unterschiedlich ansteckend. Typische Anzeichen sind gerötete, tränende oder verklebte Augen, begleitet von Juckreiz, Brennen oder einem Fremdkörpergefühl.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland schätzungsweise mehrere Millionen Menschen an einer Bindehautentzündung – sie betrifft Kinder und Erwachsene gleichermaßen. In Kitas und Schulen kommt es regelmäßig zu Ausbrüchen, weil insbesondere virale und bakterielle Formen leicht übertragbar sind.
In den meisten Fällen verläuft eine Bindehautentzündung harmlos und heilt innerhalb weniger Tage von selbst aus. Wichtig ist jedoch, die Ursache zu klären, da bei infektiösen Formen besondere Hygienemaßnahmen notwendig sind, um andere nicht anzustecken.
Oft tritt die Bindehautentzündung in Kombination mit anderen Infekten wie einer Erkältung oder Grippe auf. Auch Menschen mit Kontaktlinsen, Heuschnupfen oder trockenen Augen sind häufiger betroffen.
Eine Bindehautentzündung, die durch Bakterien verursacht wird, ist eine Infektion des Auges, die zur Rötung und fast immer zu eitrigem Ausfluss führt. Normalerweise ist zuerst ein Auge betroffen, nach ein bis zwei Tagen greift die Infektion auf das andere Auge über. Sie kann bei komplikationslosem Verlauf innerhalb von sieben Tagen von selbst ausheilen.
Symptome
Bei einer Bindehautentzündung können die Beschwerden einseitig oder beidseitig auftreten. Allergische Formen gehen häufig mit Niesreiz, Juckreiz und anderen Heuschnupfen-Symptomen einher.
Typische Anzeichen einer Bindehautentzündung
- Rötung der Augen – oft zuerst einseitig, später auch beidseitig
- Brennen, Jucken oder Kratzen im Auge
- Tränende oder verklebte Augen – besonders morgens
- Lichtempfindlichkeit
- Fremdkörpergefühl oder leichtes Druckgefühl
- Eitriger Ausfluss bei bakterieller Ursache
- Wässriges Sekret bei viraler oder allergischer Form
- Lidrand-Schwellung und eventuell geschwollene Lymphknoten vor dem Ohr (v. a. bei viraler Konjunktivitis)
- Bei allergischer Konjunktivitis zusätzlich: Niesreiz, laufende Nase, beidseitiger starker Juckreiz
Tritt zusätzlich zu den Augenbeschwerden eine Sehverschlechterung, starke Schmerzen oder Lichtscheu auf, sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden – es könnte eine ernstere Augenerkrankung vorliegen.
Verlauf
Eine Bindehautentzündung verläuft meist harmlos und klingt innerhalb weniger Tage bis maximal zwei Wochen ab – vorausgesetzt, sie wird richtig behandelt und Reizquellen werden gemieden. Wichtig ist, zwischen ansteckenden und nicht-ansteckenden Formen zu unterscheiden:
- Virale Bindehautentzündungen – zum Beispiel durch Adenoviren – sind besonders in den ersten fünf bis sieben Tagenhoch ansteckend, manchmal sogar noch bis zu zwei Wochen, je nach Virus. Sie können ganze Familien, Schulklassen oder Pflegeeinrichtungen betreffen.
- Bakterielle Formen sind ebenfalls übertragbar, bis etwa 24 Stunden nach Beginn einer antibiotischen Behandlung. Ohne Behandlung können sie mehrere Tage lang ansteckend bleiben – vor allem durch direkten Kontakt oder gemeinsam genutzte Gegenstände.
- Allergische oder mechanisch bedingte Konjunktivitis ist nicht ansteckend, kann aber bei weiterem Kontakt mit dem Auslöser (zum Beispiel Pollen, Staub, Chlorwasser) länger bestehen bleiben.
Die Ansteckung erfolgt meist über die Hände – beispielsweise beim Reiben der Augen. Um andere nicht anzustecken, gilt:
- Hände regelmäßig und gründlich waschen
- Handtücher, Waschlappen, Kissenbezüge nicht gemeinsam benutzen
- Augenkontakt vermeiden – auch beim Kuscheln mit Kindern
- Augen nicht reiben, auch wenn sie jucken
- Kontaktlinsen pausieren, bis die Entzündung abgeklungen ist
- Bei Verdacht auf eine infektiöse Form: Krankschreibung und ggf. Besuchsverbot in Kita oder Schule
Mit konsequenter Hygiene lässt sich das Ansteckungsrisiko deutlich senken. In den ersten Tagen der Beschwerden ist die Gefahr am größten, andere anzustecken – besonders wenn Sekret abgesondert wird oder man sich oft die Augen reibt.
Bindehautentzündung bei Kindern und Säuglingen
Bei Kindern tritt eine Bindehautentzündung häufig begleitend zu Erkältungen, Mittelohrentzündungen oder Infekten der oberen Atemwege auf – zum Beispiel im Rahmen einer Adenovirusinfektion. Das Auge ist dabei gerötet, tränt oder verklebt, oft in Kombination mit Schnupfen und Husten. Da Kinder sich häufig die Augen reiben, ist das Risiko der Selbstansteckung von einem Auge aufs andere besonders hoch.
Bei Säuglingen kann sich eine Bindehautentzündung auch aus einem verengten oder noch nicht vollständig geöffneten Tränenkanal entwickeln. Dann staut sich Tränenflüssigkeit, und es entsteht ein idealer Nährboden für Keime. Besonders in den ersten Lebenswochen sollte deshalb bei Rötung oder eitrigem Sekret im Auge ärztlicher Rat eingeholt werden.
Eltern sollten bei anhaltenden oder wiederkehrenden Symptomen in jedem Fall ärztlich abklären lassen, ob eine Behandlung mit antibiotischen Augentropfen notwendig ist – und die Hygieneregeln besonders sorgfältig beachten.
Ursachen
Eine Bindehautentzündung kann viele Auslöser haben. Je nach Ursache unterscheidet man infektiöse und nicht-infektiöse Formen – die Behandlung und das Ansteckungsrisiko sind entsprechend unterschiedlich.
Infektiöse Bindehautentzündung:
- Viren – vor allem Adenoviren – sind die häufigsten Auslöser. Sie sind hoch ansteckend und verbreiten sich besonders leicht in Gemeinschaftseinrichtungen.
- Bakterien wie Staphylokokken oder Pneumokokken führen häufig zu eitrigen Entzündungen mit verklebten Lidern.
- Pilze oder Parasiten sind sehr seltene Ursachen, meist bei immungeschwächten Personen.
Nicht-infektiöse Bindehautentzündung:
- Allergien – zum Beispiel gegen Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare oder Kosmetika
- Reizstoffe wie Chlor, Rauch, Staub oder UV-Strahlung
- Fremdkörper im Auge oder mechanische Reizung durch Kontaktlinsen
- Augentropfen oder Medikamente, die eine lokale Unverträglichkeit auslösen
Welche Ursache vorliegt, lässt sich oft durch den Verlauf und die Begleitsymptome eingrenzen. In unklaren oder länger anhaltenden Fällen sollte ärztlich abgeklärt werden, ob eine spezielle Therapie notwendig ist.
Diagnose
Die Diagnose einer Bindehautentzündung wird in der Regel durch eine augenärztliche Untersuchung gestellt. Schon anhand der Symptome, der Farbe des Sekrets und der Vorgeschichte lässt sich oft gut abschätzen, um welche Form es sich handelt.
Typische Schritte zur Diagnose:
- Anamnese: Fragen zu Beschwerden, Dauer, beidseitigem oder einseitigem Auftreten, Begleitsymptomen (zum Beispiel Allergien, Erkältung, Schmerzen, Lichtempfindlichkeit)
- Untersuchung der Augen: Kontrolle der Bindehaut, Lidränder und Hornhaut mit einer Spaltlampe (mikroskopische Untersuchung)
- Beurteilung des Augensekrets: wässrig spricht für viral oder allergisch, eitrig ist ein Hinweis auf eine bakterielle Ursache
- Abstrich: Bei unklarer oder besonders hartnäckiger Entzündung kann ein Bindehautabstrich ins Labor geschickt werden, um den Erreger genau zu bestimmen.
- Allergietests: Wenn eine allergische Ursache vermutet wird
- PCR-Test: Um Keratoconjunctivitis epidemica auszuschließen
Bei Verdacht auf eine Keratoconjunctivitis epidemica – eine durch hochinfektiöse Adenoviren ausgelöste Form der Bindehautentzündung – besteht in Deutschland Meldepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz. Diese Form ist besonders ansteckend, tritt häufig epidemieartig in Schulen, Kitas oder Kliniken auf und kann mit starker Rötung, Lymphknotenschwellung, Fremdkörpergefühl und Lichtscheu einhergehen. Der Nachweis erfolgt durch einen speziellen Labortest (PCR).
In den meisten Fällen ist keine aufwendige Diagnostik notwendig – wichtig ist aber, gefährlichere Augenerkrankungen wie eine Hornhautentzündung oder einen grünen Star (Glaukom) auszuschließen, besonders bei starken Schmerzen oder Sehstörungen.
Behandlung
Die Behandlung einer Bindehautentzündung richtet sich nach der Ursache. In den meisten Fällen genügt eine symptomatische Therapie – also das Lindern der Beschwerden. Wichtig ist es, die Augen nicht zusätzlich zu reizen und die Hände sauber zu halten.
Virale Bindehautentzündung:
- Es gibt keine ursächliche Therapie – die Entzündung heilt meist innerhalb von ein bis zwei Wochen von selbst aus.
- Kühle, sterile Kompressen oder befeuchtende Augentropfen („künstliche Tränen“) lindern die Beschwerden.
- Antibiotika sind nicht sinnvoll und können sogar reizen.
- Bei Keratoconjunctivitis epidemica: konsequente Hygiene und Krankschreibung.
Bakterielle Bindehautentzündung:
- Antibiotische Augentropfen oder -salben (zum Beispiel mit Gentamicin oder Ofloxacin) kommen zum Einsatz, insbesondere bei eitrigem Ausfluss oder starker Rötung.
- Nach Beginn der Therapie bessern sich die Symptome meist innerhalb von zwei bis drei Tagen.
Allergische Bindehautentzündung:
- Antiallergische Augentropfen mit Antihistaminika wie Azelastin oder Mastzellstabilisatoren wie Cromoglicinsäure
- Auslöser möglichst meiden, gegebenenfalls auch systemische Antihistaminika in Tablettenform
Unterstützende Hausmittel und Maßnahmen:
- Kühle, sterile Kompressen oder ein mit lauwarmem Wasser befeuchteter Wattepad können beruhigen – jeweils für jedes Auge ein frisches Tuch verwenden!
- Kamillenteebeutel oder Hausmittel wie Schwarztee sind nicht zu empfehlen, da sie allergische Reaktionen auslösen oder Keime enthalten können.
- Kochsalzlösung aus der Apotheke eignet sich zum Spülen, nicht jedoch Leitungswasser.
- Bei Kindern keine Hausmittel anwenden – bei Unsicherheit lieber ärztlich abklären lassen.
- Darüber hinaus sollte man während einer Bindehautentzündung auf das Tragen von Kontaktlinsen verzichten und gegebenenfalls sogar einen Linsenwechsel erwägen.
- Auch sollte man Augentropfen nicht mit anderen Betroffenen teilen, da dies ein Infektionsrisiko birgt.
- Ruhe und Bildschirmarbeit vermeiden unterstützt die Regeneration.
Was die Apotheke rät
- Künstliche Tränen oder Augengel können trockene, gereizte Augen beruhigen – auch zur unterstützenden Behandlung bei viraler oder allergischer Konjunktivitis.
- Antibiotische Augentropfen oder -salben sind nur bei bakteriellen Entzündungen sinnvoll – lassen Sie sich beraten, wann sie nötig sind.
- Einmalpads, sterile Kompressen oder Augenspüllösungen helfen bei der sanften Reinigung – wichtig: für jedes Auge ein frisches Produkt verwenden.
- Keine Hausmittel wie Kamillentee verwenden – sie können das Auge reizen oder Keime einbringen.
- Kontaktlinsenträger steigen am besten vorübergehend auf Brille um und verwenden ggf. neue Linsen und Behälter, um eine erneute Ansteckung zu vermeiden.
Kurz zusammengefasst
- Eine Bindehautentzündung kann durch Viren, Bakterien, Allergien oder Reizstoffe entstehen – je nach Ursache ist sie unterschiedlich ansteckend.
- Typische Symptome sind Rötung, Juckreiz, Tränenfluss oder eitriger Ausfluss.
- Virale und bakterielle Formen sind übertragbar – Hygiene ist entscheidend, besonders in den ersten Tagen.
- Die Behandlung richtet sich nach der Ursache; Hausmittel wie Kamille sind fürs Auge nicht geeignet.
- In den meisten Fällen heilt die Entzündung innerhalb weniger Tage – bei Unsicherheit oder starken Beschwerden sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
zuletzt aktualisiert: 21.07.2025
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