Überblick
Die Gaumenmandeln (Tonsillen) sind Teil des Immunsystems und dienen als Filter für Krankheitserreger. Besonders im Kindesalter sind sie aktiv und spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Infektionen.
Eine Mandelentzündung (Tonsillitis) entsteht, wenn sich diese Mandeln durch virale oder bakterielle Erreger entzünden. Die Erkrankung ist ansteckend. Bei richtiger Therapie heilt sie normalerweise innerhalb von ein bis zwei Wochen folgenlos aus. Unbehandelt kann sie jedoch Komplikationen nach sich ziehen oder chronisch werden.
Symptome
Eine Mandelentzündung zeigt sich meist durch typische Beschwerden im Rachenbereich:
- Plötzliche, starke Halsschmerzen
- Schmerzen beim Schlucken und Sprechen
- Fieber ab 38 °C, oft mit Schüttelfrost
- Gerötete, geschwollene Mandeln
- Weißliche oder gelbliche Beläge (bei eitriger Angina)
- Mühevolles Schlucken von Flüssigkeit oder Nahrung
- Heiserkeit oder „Kloßgefühl“ im Hals
- Übelkeit, vor allem bei Kindern
- Kopfschmerzen und Gliederschmerzen
- Unangenehmer Mundgeruch
Die Symptome entwickeln sich meist rasch, innerhalb eines Tages. Sie können einseitig oder beidseitig auftreten.
Verlauf
Akute Mandelentzündungen klingen meist innerhalb von 7 bis 10 Tagen ab. Virale Infektionen bessern sich oft von selbst, während bakterielle Tonsillitiden schwerer verlaufen können und unbehandelt zu Komplikationen führen.
Sonderformen und Komplikationen
- Rezidivierende Verläufe: Bei häufigen Rückfällen spricht man von rezidivierenden Tonsillitiden. Diese belasten das Immunsystem dauerhaft und können die allgemeine Gesundheit schwächen.
- Eitrige Mandelentzündung: Diese Sonderform ist durch Eiteransammlungen auf den Mandeln gekennzeichnet. Typisch sind hohes Fieber, starke Abgeschlagenheit und schmerzhafte Schwellungen der Halslymphknoten.
- Peritonsillar-Abszess: Eine seltene, aber ernste Komplikation, bei der sich Eiter im Gewebe neben den Mandeln ansammelt. Typische Anzeichen sind einseitige, starke Schmerzen, Kieferklemme und hohes Fieber. Meist ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich.
- Scharlach: Wird eine Mandelentzündung durch sogenannte Gruppe-A-Streptokokken verursacht, kann sie zu Scharlach führen – erkennbar an feinfleckigem Hautausschlag, Erdbeerzunge und hohem Fieber.
- Rheumatisches Fieber: Eine seltene Spätkomplikation unbehandelter Streptokokkeninfektionen. Es kann Herz, Gelenke und das zentrale Nervensystem betreffen und tritt vor allem bei Kindern auf.
Ursachen einer Mandelentzündung
- Erreger: Meist wird die Mandelentzündung durch Viren verursacht, seltener durch Bakterien. Bei den Bakterien sind Streptokokken die häufigsten Auslöser. Eine bakterielle Infektion kann sich auch auf eine bereits bestehende Virusinfektion „aufsatteln“ (Superinfektion).
- Übertragung: Die Ansteckung erfolgt hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen oder Sprechen.
- Begleitinfektionen: Mandelentzündungen können auch im Rahmen anderer Erkrankungen auftreten, wie z. B. bei Scharlach oder dem Pfeifferschen Drüsenfieber.
- Risikofaktoren: Ein geschwächtes Immunsystem, z. B. durch Stress, andere Infektionen oder chronische Erkrankungen, kann das Risiko einer Mandelentzündung erhöhen.
- Chronifizierung: Wiederholte, akute Infektionen und schwelende Entzündungsherde in den tiefen Furchen der Mandeln (Krypten) können zu einer Chronifizierung der Tonsillitis mit dauerhaft entzündeten Mandeln führen.
Diagnose
Die Diagnose einer akuten Mandelentzündung erfolgt durch Anamnese und körperliche Untersuchung. Der Arzt inspiziert den Rachenraum auf Rötungen, Schwellungen und mögliche Eiterbeläge auf den Mandeln. Zudem werden die Halslymphknoten auf Schwellungen und Druckempfindlichkeit abgetastet.
Da die Symptome zumeist keine sichere Unterscheidung zwischen einer viralen und bakteriellen Infektion liefern, sind unter Umständen weitere Untersuchungen notwendig:
- Schnelltest oder Rachenabstrich: zum Nachweis einer Infektion mit Streptokokken.
- Blutuntersuchung: Bei Verdacht auf das Pfeiffersche Drüsenfieber (infektiöse Mononukleose)
Die genaue Identifikation des Erregers ist entscheidend für die Wahl der geeigneten Therapie, insbesondere um den Einsatz von Antibiotika gezielt und sinnvoll zu gestalten.
Behandlung einer Mandelentzündung
Die Behandlung hängt von der Ursache und dem Verlauf ab. Ziel ist es, Beschwerden zu lindern und Komplikationen vorzubeugen.
Virale Mandelentzündung:
- Bettruhe und Schonung
- Schmerz- und Fiebersenker (Paracetamol, Ibuprofen)
- Flüssigkeitszufuhr, warme oder kühle Getränke
- Lutschtabletten oder Gurgellösungen
Bakterielle Mandelentzündung:
- Antibiotika (meist Penicillin V, bei Unverträglichkeit z. B. Makrolide)
- Einnahme strikt nach Vorschrift, mindestens 7 Tage
- Keine Unterbrechung – sonst Rückfallgefahr oder Resistenzen
Chronische oder rezidivierende Mandelentzündung:
- Beobachtung über mehrere Monate
- Entscheidung über Tonsillektomie (operative Entfernung)
Was die Apotheke rät
- Ansteckungsgefahr beachten: Kinder und Erwachsene mit Mandelentzündung sollten zu Hause bleiben, um die Ansteckung anderer zu vermeiden.
- Antibiotika: Bei bakteriellen Infektionen sollte die Antibiotikatherapie konsequent durchgeführt werden – achten Sie auf mögliche Nebenwirkungen.
- Ruhe und Schonung: Vermeiden Sie körperliche Anstrengung, um den Körper zu entlasten und die Heilung zu unterstützen.
- Gurgeln: Regelmäßiges Gurgeln mit Salzwasser oder antiseptischen Lösungen kann die Keimbelastung im Rachen reduzieren.
- Schmerz- und Reizlinderung: Lutschtabletten oder Halssprays können die Schleimhäute beruhigen und Schmerzen lindern.
Kurz zusammengefasst
- Eine Mandelentzündung verursacht starke Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und oft Fieber.
- Sie wird meist durch Viren oder Streptokokken-Bakterien ausgelöst und ist ansteckend.
- In der Regel ist die Infektion nach ein bis zwei Wochen vorbei. Schmerzlindernde und fiebersenkende Mittel, beispielsweise Ibuprofen oder Paracetamol, sowie Halsbonbons oder Hausmitteln wie Kräutertee oder Gurgeln lindern Beschwerden. Antibiotika sind nur bei bakteriellen Erregern sinnvoll.
- Bei wiederkehrenden oder chronischen Entzündungen kann eine Mandelentfernung (Tonsillektomie) erwogen werden.
zuletzt aktualisiert: 30.10.2025
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