Mehr als 70 Prozent der jungen Erwachsenen in den USA folgen Social-Media-Influencern, und über 40 Prozent haben schon von den Influencern empfohlene Produkte gekauft. Immer häufiger werden Beiträge in Sozialen Medien auch als Quelle für medizinischen Rat genutzt. Doch: „Solche Ratschläge können psychischen, physischen, finanziellen und systemischen Schaden anrichten – von ungenauer Selbstdiagnose und falschen Behandlungen bis hin zu unnötigen Ausgaben und höheren Gesundheitskosten“, warnen Raffael Heiss und Kollegen in der Fachzeitschrift „The BMJ“.
Warum medizinischer Rat von Influencern mit Vorsicht betrachtet werden sollte
Die Experten geben zu bedenken, dass Influencer aus vier Gründen häufig falsche medizinische Empfehlungen geben:
- mangelhaftes Wissen und fehlende medizinische Expertise
- Beeinflussung von außen, z. B. Einnahmen durch das Bewerben von Produkten Dritter
- eigene unternehmerische Interessen, z. B. Aufmerksamkeit und Reichweite
- persönliche Überzeugungen, die nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren
Beispiele für gefährliche Ratschläge
Die Experten nennen Beispiele, in denen Influencer ihre Popularität und die (einseitige) Bindung ihrer Follower missbrauchen:
- Eine Influencerin mit 360 Millionen Instagram-Followern hat ein Ganzkörper-MRT-Screening empfohlen. Das hat keinerlei Nutzen, sondern verursacht Überdiagnosen, unnötige Eingriffe und erhebliche Kosten.
- Ein Chiropraktiker mit 14 Millionen YouTube-Abonnenten macht Werbung für hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel und verkauft diese auch direkt, u. a. Vitamin D. Einige seiner Produkte enthalten giftiges Blei in bedenklichen Mengen.
Es gibt auch gute Beiträge
Die Experten betonen, dass manche Personen mit Fachkenntnis auf Sozialen Medien nützliche Gesundheitstipps geben und dazu beitragen, gängige Mythen zu widerlegen. Auch Erfahrungsberichte von Patienten können eine wertvolle Unterstützung sein.
Strategien wie eine effektive Regulierung, eine stärkere Verantwortung von Plattformen und Influencern sowie gezielte Aufklärung und Zugang zu verlässlichen, faktengeprüften Informationen wären nötig: „Gemeinsam können diese Strategien dazu beitragen, ein sichereres Informationsumfeld zu schaffen, in dem Influencer konstruktive und unschädliche Quellen für Gesundheitsratschläge darstellen“, schreiben die Experten.
Quelle: DOI 10.1136/bmj-2025-086061