Verändern Statine das Sexualleben? Aktuelle Studie gibt Entwarnung
Statine, also Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels, stehen seit Jahren im Verdacht, das männliche Sexualleben zu beeinflussen. Die Spekulationen reichen von hormonellen Veränderungen bis zu möglichen Auswirkungen auf Libido und Erektionsfähigkeit. Eine neue US-Studie findet dafür jedoch keine belastbaren Hinweise.
Laut der im Journal of Sexual Medicine veröffentlichten Arbeit beeinflusst die Einnahme von Statinen weder die Funktion der Keimdrüsen noch die sexuelle Funktion. Auch typische urologische Erkrankungen blieben unbeeinflusst. Die Forschenden fanden weder ein erhöhtes noch ein verringertes Risiko für eine gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) noch Hinweise auf Unfruchtbarkeit, Störungen der Hodenfunktion oder psychisch bedingte sexuelle Funktionsstörungen.
Wie die Studie aufgebaut war
Das Forschungsteam analysierte Daten von rund 3.300 männlichen Statin-Nutzern und verglich sie mit einer gleich großen Gruppe von Männern, die keine Cholesterinsenker einnahmen. Die Ergebnisse zeigten keine Unterschiede, die auf einen Einfluss der Medikamente auf Sexualität oder Fortpflanzungsorgane schließen ließen.
Die Autorinnen und Autoren betonen allerdings, dass größere und langfristige Studien nötig sind, um die Resultate abzusichern. Frühere Untersuchungen hatten teils widersprüchliche Ergebnisse geliefert.
Warum bisherige Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen
In Studien, die negative Effekte beschrieben, vermuteten Forschende hormonelle Veränderungen als Ursache. Andere Arbeiten fanden dagegen positive Auswirkungen, vor allem bei Männern mit Erektionsstörungen. Hier standen mögliche antientzündliche Eigenschaften und ein schützender Effekt auf Herz und Gefäße im Mittelpunkt. Diese Faktoren könnten die Erektionsfähigkeit indirekt verbessern.
Die neue US-Studie relativiert nun extreme Befürchtungen und Hoffnungen gleichermaßen. Für Betroffene bedeutet das. Wer Statine einnimmt, muss sich nach heutigem Wissenstand keine Sorgen um sein Sexualleben machen.
Quelle: DOI 10.1111/jsm.12745