Cholesterinsenker: Viele Patienten sind nicht richtig eingestellt

Pharmazeutische Zeitung  |  10.07.2025 10:45 Uhr

Cholesterinsenkende Medikamente wie Statine können Herzinfarkten und Schlaganfällen vorbeugen. Doch viele Patientinnen und Patienten bleiben nicht dauerhaft dabei – und die Therapie wird oft nicht mehr angepasst.

Ärztin hält ihrer Patientin einen Papierbogen hin und spricht mit ihr.
Besprechung der Blutfettwerte? Statine würden häufig verschrieben, aber die Therapie dann nicht mehr angepasst.
© nortonrsx/iStockphoto

In Deutschland erhalten Millionen Menschen Medikamente, um ihre Cholesterinwerte (Blutfettwerte) zu senken – meist sogenannte Statine. Sie sollen das sogenannte LDL-Cholesterin (Low Density Lipoprotein-Cholesterin, umgangssprachlich „schlechtes Cholesterin“) senken, das als einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt.

Behandlungsziele für LDL-Cholesterin-Werte selten erreicht

Ein Forschungsteam um Dr. Julius Katzmann von der Universitätsklinik Leipzig analysierte die Verordnungen von 247.529 gesetzlich Versicherten mit hohem bis sehr hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zwischen 2016 und 2022. Das Ergebnis fasst das Team so zusammen: “Obwohl wirksame Medikamente zur Senkung des LDL-Cholesterins zur Verfügung stehen, erreicht nur eine Minderheit der Patienten die von den Leitlinien empfohlenen Behandlungsziele.” 

Allerdings lagen der Gruppe die Laborwerte nicht vor. Sie konnte also nicht bestimmen, ob die individuellen Therapieziele erreicht wurden, die anhand des Risikos festgelegt wurden. Trotzdem kommen die Forschenden zu dem Schluss: “Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass es ein großes Potenzial gibt, das Erreichen der LDL-C-Zielwerte zu verbessern." Dazu müssten häufiger Kombinationstherapien in früheren Stadien eingesetzt und die dauerhafte Einnahme der Präparate gefördert werden.

Statin-Therapie: Selten angepasst, oft aufgegeben

Nur bei 4,7 Prozent der Patientinnen und Patienten, die mit Statinen als die bevorzugte, erste Behandlungsoption versorgt worden waren, wurde die Statintherapie nochmals angepasst oder gewechselt. Nach sechs Jahren hatte nur etwa jeder und jede Vierte die Statin-Therapie überhaupt noch fortgesetzt (26,6 Prozent). Das könne daran liegen, dass Statine bei Patienten oft unbeliebt seien, erklären die Studienautoren Professor Dr. Ulrich Laufs, Leiter der Kardiologie am Uniklinikum Leipzig und Professor Dr. Martin Schulz von der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V.: Bei Statinen sei ein ausgeprägter Nocebo-Effekt wissenschaftlich belegt. Das bedeutet: Patienten spüren Nebenwirkungen, weil sie sie erwarten. Diese negativen Effekte treten auch bei Scheinmedikamenten ohne Wirkung auf. Dabei ist die Wirksamkeit von Statinen und der Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen eindeutig belegt. Damit mehr Patienten die Medikamente auch einnähmen, sollte die Einnahme immer vereinfacht werden, mit möglichst wenigen Einnahmezeitpunkten, riet Schulz und verwies dabei auch auf Kombipräparate.

Quelle: DOI 10.1007/s00392-025-02686-5

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