Chronischer Stress: Folge des modernen Stadtlebens?

Dr. Karen Zoufal  |  26.11.2025 14:32 Uhr

Menschen sind für die Natur geschaffen, nicht für das Leben in Städten. So erklären Evolutionsforschende die Zunahme von chronischem Stress. Die Ursache könnte die Diskrepanz zwischen dem sich rasch verändernden modernen Leben und der biologischen Evolution sein. Denn diese braucht Zeit.

Eine junge Mutter hat ihr Kind auf dem Arm. Sie hält ein Blatt in der Hand und hat Köpfhörer auf. Gleichzeitig läuft im Hintergrund ein Videoanruf.
Der Alltag in der heutigen Zeit kann sehr herausfordernd sein.
© DragonImages/iStockphoto

Die biologische Evolution wird von den rasanten technologischen und ökologischen Veränderungen überholt. Der Alltag der Menschen steckt heutzutage voller Stressauslöser: Unzählige E-Mails, Baulärm und Fristen, die eingehalten werden müssen. Dadurch ist der Körper rund um die Uhr in Alarmbereitschaft. Die Evolutionsanthropologen Colin Shaw (Universität Zürich) und Daniel Longman (Loughborough University) haben zahlreiche Belege dafür zusammengetragen. Anthropologie ist die Lehre des Menschen. Sie umfasst beispielsweise die soziale oder biologische Entwicklung des Menschen.

Früher gab es keinen chronischen Stress

In weiten Teilen der Menschheitsgeschichte gab es solch einen andauernden Stress nicht. „Die Menschen waren gut daran angepasst, mit akutem Stress umzugehen, um Raubtieren zu entkommen oder sie zu bekämpfen. Kampf oder Flucht: Der Löwe tauchte gelegentlich auf, und man musste bereit sein, sich zu verteidigen oder zu fliehen. Das Wichtigste daran: der Löwe verschwindet wieder“, erklärte Shaw. Denn dann ist eine Erholungsphase möglich. 

Entspannungspausen sind heutzutage rar 

„Ob es sich um eine schwierige Diskussion mit dem Partner oder dem Chef handelt oder um Verkehrslärm – die Stressreaktion ist im Grunde dieselbe, als stünden Sie einem Löwen nach dem anderen gegenüber. Infolgedessen reagiert das Nervensystem stark, aber es gibt keine Entspannung“, sagte Shaw. Das belastet auf Dauer die Gesundheit. 

Zahlreiche Studien belegen, dass Zeit in der Natur – oder auch nur das Betrachten von Naturfotos – die körperliche und seelische Gesundheit verbessern kann. Shaw und Longman wünschen sich deshalb mehr Grünflächen in Städten, Naturschutz und das Schaffen von Orten, an denen Menschen wirklich abschalten können.

Quelle: DOI 10.1111/brv.70094

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