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Expertentipps: Akne richtig angehen

Natascha Plankermann  |  01.08.2021

Ein Pickel macht noch keine Akne, aber wenn die Haut aussieht wie ein Streuselkuchen, verzweifeln viele Jugendliche. Was lässt sich gegen lästige Pusteln tun und wie hilft der Hautarzt? Das erklärt Heike Heise, niedergelassene Hautärztin in Düsseldorf.

Junges Mädchen, reinigt sich das Gesicht.
Die Gesichtsreinigung mit passenden Produkten ist ein wichtiger Baustein bei der Behandlung von Pickeln und Akne.
© Prostock-Studio/iStockphoto

Frau Heise, Pickel haben wohl alle Jugendlichen in der Pubertät und mitunter auch noch Erwachsene. Ab wann spricht man von Akne?

Heise: Wenn sich über längere Zeit an verschiedenen Hautpartien Pickel oder Pusteln entwickeln, sprechen wir von Akne. Damit ist insgesamt unreine oder auch fettige Haut mit Mitessern gemeint. Die Talgdrüsen arbeiten verstärkt, oft bleibt der Talg darin stecken und verklumpt. Eine genetische Veranlagung kann dafür sorgen, dass er nicht abläuft. Dann entstehen mit Eiter gefüllte Pusteln.

Welche Ausprägungen kann eine Akne haben?

Heise: Etwa 60 bis 80 Prozent der Jugendlichen bekommen eine Art von Akne, die meist leicht mit einigen Mitessern verläuft. Um die 10 bis 20 Prozent der Fälle sind mittelschwer ausgeprägt und weniger als 10 Prozent der Betroffenen können eine schwere Akne mit tief reichenden Papeln oder Pusteln entwickeln. Diese kann sie mit Narben für ihr Leben zeichnen, wenn sie sich nicht zeitig behandeln lassen.

Welche Maßnahmen empfehlen Sie?

Heise: An erster Stelle steht die Gesichtsreinigung mit parfümfreien Waschgelen. Damit kann bei Bedarf mehrfach täglich überschüssiges Fett, Hautschuppen oder Make-up entfernt werden. Dann empfehle ich eine angepasste Hautpflege mit sogenannten mattierenden Fluids, die der Textur der Haut entsprechen und diese nicht verkleben. Peelings sind bei normaler Mischhaut in Ordnung, empfindliche Haut kann dadurch gereizt werden. Es kommt auf die Dosis an, viel hilft nicht immer viel. Zu den eingesetzten Pflege- und Arzneimitteln beraten Apothekerinnen und Apotheker. Und bloß keine eitrigen Pickel ausdrücken, dann verteilen sich Bakterien womöglich im Gesicht oder geraten noch tiefer in die Haut.

Ab wann sollte man zum Arzt gehen?

Heise: Wenn die Hautprobleme nach einem Vierteljahr nicht weichen wollen oder sich sogar verschlechtern, sollte man sich von Profis beraten lassen.

Was können Hautärzte tun?

Heise: Wir führen erst einmal ein ausführliches Gespräch, um den Ursachen für die Akne auf den Grund zu gehen. Das können neben einer genetischen Veranlagung auch Medikamente wie Schlafmittel oder Kortison sein. Die Pille zur Verhütung oder hormonell wirksame Substanzen, die etwa zum Doping verwendet werden, können ebenfalls Pickel hervorrufen. Mancher nervöse Teenager knibbelt so lange daran herum, bis Narben entstehen. Eine Behandlung starten wir normalerweise mit einer professsionellen Reinigung mit desinfizierenden Wirkstoffen und Peelings. Danach können Wirkstoffe wie Retinoide, Antibiotika oder Azelainsäure in Cremes, Gelen oder Tinkturen äußerlich aufgetragen werden. Für Mädchen ist es auch möglich, eine antiandrogene Pille zur Verhütung zu nehmen, um die Hormone im Sinne eines besseren Hautbildes zu regulieren. Helfen Cremes oder Gele über Monate allein nicht, können Tabletten die letzte Säule der Aknebehandlung darstellen. Dabei erleben die Retinoide eine Art Revival und werden neu bewertet – als sicherer und besser verträglich. Diese Arzneimittel müssen jedoch unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Auch erfordern sie ein begleitendes Verhütungsprogramm bei Mädchen und Frauen, damit es während der Therapie keine Schwangerschaft gibt und dabei der Fötus geschädigt werden könnte.

Lassen sich Pusteln damit komplett beseitigen, ohne dass Narben bleiben?

Heise: Ja, innerhalb von drei bis zwölf Monaten. Menschen, die eine genetische Veranlagung zu einer Überfettung der Haut haben, können aber nach dem Absetzen der Medikamente Rückfälle bekommen, die dann wiederum medikamentös therapiert werden. Es ist allerdings notwendig, schwere Akne zeitig zu behandeln. Wichtig ist, dass Jugendliche nicht vermittelt bekommen, dass Akne eine Folge ihres Alters sei, mit der sie sich abfinden müssen. Das müssen sie nicht, und das sollten Ärzte mit den Betroffenen und oft auch zusammen mit den Eltern besprechen. Gerade in Social-Media-Kanälen möchte man sich ja gerne mit glatter Haut zeigen.

Wirkt sich gerade vor diesem Hintergrund Akne auch psychisch aus?

Heise: Das erleben wir Ärzte zunehmend. Jugendliche sehen Influencer mit scheinbar makelloser Haut und erkennen nicht, dass dahinter eine aufwändige Inszenierung steht. Wer entsprechend anfällig und voller Selbstzweifel ist, sieht sich dadurch unter Druck gesetzt. Manche Jugendliche verunstalten sich dann, um ihrem überzogenen Anspruch gerecht zu werden, oder schauen aus Frust nicht mehr in den Spiegel. Damit schwere Akne nicht zu einer schweren Depression führt, ist eine frühzeitige Behandlung besonders wichtig, um Jugendlichen wieder mehr Selbstbewusstsein zu verleihen. Eine begleitende
psychologische Therapie kann dabei hilfreich sein. 

Vielen Dank für das Gespräch!

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