Unterzuckerungen, fachlich Hypoglykämien genannt, machen Angst. Viele Diabetiker nehmen deshalb lieber höhere Blutzuckerwerte in Kauf, als Unterzuckerungen zu riskieren. Lesen Sie hier, welche Wege aus dem Dilemma führen.
Hypoglykämien galten lange Zeit als zwar unangenehme, aber langfristig ungefährliche Ereignisse in der Therapie eines Diabetes. Heute wissen Forscher allerdings, dass schwere Unterzuckerungen, solche also, bei denen man auf Fremdhilfe an gewiesen ist, langfristig womöglich das Risiko für eine Demenz steigern. Auch das Herz könnte im Rahmen schwerer Unterzuckerungen in Gefahr geraten.
Bei einem gesunden Menschen setzt schon bei einem Blutzucker von 80 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) eine Gegenregulation des Körpers ein: Er stoppt seine Insulinproduktion und aktiviert sein Stress-System. Dabei setzt er Stress-Hormone frei, die Insulin unterdrücken und den Blutzucker ansteigen lassen. Sie bereiten zudem Symptome wie Zittern, Herzrasen oder Heißhunger. So merkt ein Mensch, dass etwas nicht stimmt, und der Heißhunger ist derart quälend, dass der Betroffene etwas isst. Das Hormon Glukagon sorgt dafür, dass die Leber ihre Glukosespeicher in die Blutbahn entleert. Die Summe dieser Mechanismen führt zu einem raschen Wiederanstieg des Blutzuckers.
Leider funktionieren diese Reaktionen des Körpers auf tiefe Blutzuckerwerte bei Diabetikern nicht mehr einwandfrei. Alarmreaktionen wie Zittern, Herzrasen und Heißhunger setzen erst bei deutlich tieferen Werten ein. Ein Diabetiker merkt deshalb oft erst sehr spät, dass seine Zuckerwerte unterhalb des Normbereichs liegen. Mit zunehmender Anzahl an Unterzuckerungen versagt die Gegenregulation immer weiter. Das kann in einer Wahrnehmungsstörung münden, was bedeutet: Ein Diabetiker bekommt eine Unterzuckerung gar nicht mehr mit. Schlimmstenfalls fällt er in einen Unterzuckerschock.
Damit es soweit nicht kommt, sollten Diabetiker wissen, was Unterzuckerungen fördert und was hilft, sie zu verhindern. Folgende Faktoren kommen als Ursache für scheinbar nicht erklärbare Unterzuckerungen infrage:
Ein erhöhtes Unterzuckerungsrisiko tragen außerdem Diabetiker, die zusätzlich eine Lebererkrankung haben oder deren Nieren und/oder Nebennieren nicht mehr richtig arbeiten.
Wer häufig unterzuckert, kann den Grund dafür am besten im Gespräch mit seinem Diabetologen herausfinden. Unabdingbar ist eine Schulung zum Thema.
Spürt ein Diabetiker eine Unterzuckerung gar nicht mehr, reichen diese Maßnahmen aber nicht aus. Dann hilft nur ein sogenanntes Unterzucker-Wahrnehmungstraining.
Hier lernen Betroffene zum Beispiel, genau darauf zu achten, welche körperlichen oder psychischen Befindlichkeiten speziell bei ihnen auf eine Hypoglykämie hinweisen können. Denn die Liste dieser Reaktionen beschränkt sich nicht auf Zittern, Herzrasen und Heißhunger. Manch einer wird nur unerklärlich müde, fühlt sich vielleicht aggressiv oder umgekehrt plötzlich heiter oder hat nur ein unbestimmtes Bauchgefühl, das etwas nicht stimmt. Im Grunde kann jede noch so kleine Abweichung vom gewohnten Fühlen und Handeln auf zu tiefe Zuckerwerte hinweisen.
"Ich habe nie Unterzucker." Davon sind viele Typ-2-Diabetiker überzeugt. Das trifft auch zu, wenn sie nicht mit Insulin oder Sulfonylharnstoffen behandelt werden. Denn die anderen Diabetes-Medikamente können keine Unterzuckerung auslösen.
Selbst, wer tagsüber keine zu tiefen Zuckerwerte kennt, kann während der Nacht regelmäßig zu tief liegen, und zwar ohne es zu merken. Denn die wenigsten Diabetiker wachen nachts wegen einer Unterzuckerung auf.
Ein Hinweis auf nächtliche Unterzuckerungen können hohe Blutzuckerwerte am Morgen sein. In jedem Fall sollten Diabetiker, bei denen der Verdacht auf Unterzucker in der Nacht besteht, mit ihrem Arzt über weiter Maßnahmen sprechen.
Apothekerin Isabel Weinert
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