Forschung zu Umarmungen: Wärme prägt das Körpergefühl

Elisabeth Kerler  |  29.12.2025 10:11 Uhr

Forschung zu Umarmungen zeigt, wie Temperaturreize unser Körpergefühl prägen – und welche Rolle Wärme für Psyche, Nähe und Selbstwahrnehmung spielt.

Zwei Männer umarmen sich.
Warme Umarmungen tun gut: Warum, erklärt eine Psychologen aus London.
© Rawpixel/iStockphoto

Eine herzliche Umarmung kann trösten, beruhigen und das Wohlbefinden steigern. Doch warum fühlen wir uns durch warmen Körperkontakt oft besser? Eine neue Übersichtsarbeit der Queen Mary University of London und der Universität Pavia liefert dazu Erkenntnisse, auf die die Institutionen gemeinsam hinweisen. Die Forschenden fassten die aktuelle Forschung dazu zusammen, wie die Wahrnehmung von Temperatur das Körpergefühl beeinflusst.

Wärme ist mehr als ein körperlicher Reiz

Lange galten Temperaturreize als rein körperliche Signale. Die Forschenden betonen nun, dass die sogenannte Thermozeption – also das Wahrnehmen von Wärme und Kälte auf der Haut – eng mit dem Gefühl verbunden sei, den eigenen Körper als zu sich gehörig zu erleben. Wärme könne demnach das innere Körperbewusstsein stärken.

Warum Umarmungen gut tun

Doch warum tun uns Umarmungen konkret gut? „Warme Berührungen erinnern uns daran, dass wir verbunden sind, wertgeschätzt und Teil einer sozialen Welt“, sagt Dr. Laura Crucianelli, Psychologin an der Queen Mary University of London. „Menschen sind geschaffen für soziale Verbundenheit. Umarmungen lösen für kurze Zeit die Grenze auf zwischen dem ‚Selbst‘ und der anderen Person.“

Genauer gesagt: „Wenn wir uns umarmen, stärkt die Verbindung aus Tast- und Temperatur-Signalen unser Körperbesitzgefühl“, erklärt Crucianelli. Eine warme Berührung fördere die Fähigkeit, sich selbst von innen wahrzunehmen. „Wir fühlen: ‚Das hier ist mein Körper und ich bin darin verankert.‘“

Was Wärme mit psychischer Gesundheit zu tun hat

Ein gestörtes Körpergefühl ist von verschiedenen psychischen Erkrankungen bekannt, darunter Depressionen, Ess- und Angststörungen sowie Folgen von Trauma. Betroffene erlebten häufig eine Distanz zu sich selbst. Klinische Befunde aus Schlaganfällen, Magersucht und der Körperintegritätsdysphorie, bei der ein Körperteil als fremd empfunden wird, zeigten ebenfalls: Störungen der Temperaturwahrnehmung können mit einem beeinträchtigten Körperzugehörigkeitsgefühl einhergehen.

Neue Ansätze für Therapie und Prothesen

Die Forschenden sehen in diesen Erkenntnissen großes Potenzial. Sie könnten neue Impulse für die psychische Gesundheitsversorgung liefern. Auch für die Entwicklung von Prothesen eröffneten sich Ansätze, diese durch gezielte Wärme- und Berührungsreize natürlicher und stärker als Teil des eigenen Körpers erlebbar zu machen.

Quelle: DOI 10.1016/j.tics.2025.11.008

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