Gute Werte bei Bewegung

Endlich zum Sport aufgerafft, weil es für Diabetiker so gut sein soll – und dann nur Ärger mit dem Blutzucker. Das muss nicht sein, wie Sie hier lesen können.

Foodfoto Bananen: aufgeschnitten, geschält und ganze Banane in Schale
© Kzenon - Fotolia

Akut können Bewegung und Sport vor allem eines: den Blutzucker stark senken, wenn es sich um Bewegung im aeroben Bereich handelt. Manchmal sinkt er dann zu stark, bis in den Unterzucker. Das Problem kann bei Diabetikern auftauchen, die mit Insulin behandelt werden. Es kann für sich allein schon den Zucker zu tief senken, wenn Insulin falsch dosiert oder zu wenig Kohlenhydrate gegessen werden. Kommt dann noch Sport als natürlicher Blutzuckersenker hinzu, muss der Diabetiker wissen, wie er Unterzuckerungen möglichst vermeidet und leistungsfähig bleibt. Ulrike Thurm und Bernhard Gehr geben in ihrer "Diabetes- und Sportfibel" Hinweise für die Insulinanpassung. Die Tipps richten sich auch nach der Art der anstehenden körperlichen Belastung.

1. Bewegung ist nur über kurze Zeit geplant

Dazu zählen eine Runde joggen, spazieren gehen, Rad fahren, einkaufen, Auto waschen oder putzen.
Das Ziel besteht darin, eine Unterzuckerung zu vermeiden. Das klappt, wenn man den Blutzucker vorab bestimmt. Wer sich bislang nicht viel bewegt hat, sollte einen Ausgangswert von über 150 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) anstreben, zum Beispiel, indem er noch ein bis zwei Broteinheiten zusätzlich isst. Mit in die Hosen- oder Jackentasche gehören auch bei Kurzzeit-Aktivitäten immer Traubenzucker oder Glukosegel und wenn möglich eine kleine Flasche Saft. Liegt der Blutzucker nach der Bewegung im Normbereich, prima, dann beim nächsten Mal ebenso vorgehen. Bei hohen Werten nach dem Sport vor dem nächsten Mal weniger Broteinheiten essen. Liegen die Werte zu tief, künftig im Vorhinein etwas mehr essen.

2. Bewegung, bei der die Aktivität oft wechselt

Mannschaftssportarten wie Fußball, Basketball, Handball, Hockey oder Volleyball sowie Tennis, Tischtennis oder Badminton gehören in diese Gruppe.
Wichtig: Während des Spiels sollen keine Unterzuckerungen, aber auch eine hohen Werte auftreten, damit die Leistung möglichst konstant bleibt. Dazu empfehlen Thurm und Gehr einen Ausgangsbereich zwischen 150 und 180 Milligramm pro Deziliter. Zudem sollte die Insulindosis um 30 bis 70 Prozent reduziert werden. In jedem Fall gehören ein Glukosegel mit aufs Spielfeld sowie Saft und Müsliriegel an den Rand, um zwischendurch Kohlenhydrate auftanken zu können. Weil Daueranstrengungen den Blutzucker über die Aktivität hinaus noch viele Stunden senken können, sollten auch anschließend die Insulin- beziehungsweise Sulfonylharnstoffdosen reduziert und der Blutzucker häufiger bestimmt werden.

3. Ausdauersportarten

Die Autoren der "Diabetes- und Sportfibel" verstehen darunter lange Rad-, Lauf- und Wandertouren, einen langen Spaziergang, einen ganztägigen Umzug, Triathlon oder Aerobic.
Entscheidende Grundregel hierbei: Die Muskulatur braucht kontinuierlich Kohlenhydrate. Zudem benötigt der Körper regelmäßig Flüssigkeit. Ausgangsblutzuckwerte sollten deutlich über 180 Milligramm pro Deziliter liegen. Das Basal- sowie das schnell wirkende Insulin gehören vor, während und nach der Belastung um 50 bis 80 Prozent verringert. Während der Belastung füttern ein bis zwei Broteinheiten pro Stunde die Muskulatur ausreichend mit Kohlenhydraten. Der Blutzucker sollte bei untrainierten Menschen mindestens einmal in der Stunde kontrolliert werden. Nach der Aktivität die Insulindosen bis in den nächsten Tag hinein um 30 bis 50 Prozent vermindert lassen und mehr Kohlenhydrate essen, um die Glukosespeicher in Muskeln und Leber wieder aufzufüllen.

Manchmal auch Zuckeranstieg

Bei Sport im anaeroben Bereich – dabei wird aus Glukose ohne Sauerstoff Energie gewonnen – steigt der Blutzucker an. Darauf weist der Bundesvorsitzende des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB), Dieter K. Möhler hin. Seine Erfahrung: Diabetiker wundern sich immer wieder über unerwartet hohe Werte nach dem Sport. Die Ursache liegt dann vermutlich in der anaeroben Trainingsweise.

Unterzuckerungen können nicht nur durch Insulin, sondern auch durch Sulfonylharnstoffe verursacht werden, was sich im Zusammenhang mit Sport verschärfen kann. Deshalb gehört die Dosierung dieser Medikamente bei Sport ebenfalls angepasst, abhängig von Belastungsdauer und -intensität. In welchem Umfang das nötig ist, erfährt man vom behandelnden Diabetologen.

Apothekerin Isabel Weinert

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