HIV: Antikörper entdeckt – wirksam gegen fast alle Varianten

Elisabeth Kerler  |  08.10.2025 09:21 Uhr

Hoffnung für Therapie und Prävention von HIV: Der Antikörper 04_A06 blockiert fast alle Virusvarianten und zeigt dauerhafte Wirkung – allerdings bisher nur im Tierversuch.

Ein Mann mit Bart steckt sich eine rote AIDS-Schleife an den Kittel.
Gute Nachrichten: Ein vielversprechender Antikörper gegen HIV, was zu AIDS führen kann, wurde entdeckt.
© klebercordeiro/iStockphoto

Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität zu Köln hat einen Antikörper entdeckt, der das Potenzial hat, Therapie und Prävention von HIV (Human Immunodeficiency Virus, Humanes Immunschwäche-Virus) entscheidend zu verändern. Der neu identifizierte Antikörper mit der Bezeichnung 04_A06 zeigte in Laborversuchen eine außergewöhnlich breite Wirksamkeit: Er neutralisierte 98,5 Prozent von 332 verschiedenen HIV-Stämmen – ein bislang selten erreichter Wert. 

Viruslast bis auf nicht mehr nachweisbare Werte gesenkt

Das Forschungsteam teste den Antikörper mit humanisierten Mäusen: Bei diesen Tieren wurde das Immunsystem so angepasst, dass dem menschlichen ähnelt. In den Versuchen konnte die Viruslast mit dem Antikörper dauerhaft auf nicht mehr nachweisbare Werte gesenkt werden: Bei allen 19 Mäusen, die den Antikörper bekommen hatten, lag die Viruslast bis zum Ende der Studie nach zwölf Wochen bei diesem geringen Wert. Das Forschungsteam gab den Antikörper auch anderen Mäusen, die zuvor als Kontrolle einen anderen Wirkstoff bekommen hatten: Erst mit 04_A06 ging auch bei ihnen die Viruslast für bis zu 8 Wochen so stark zurück. 

Die Dauer ist etwas Besonderes: Denn bei vielen vergleichbaren Antikörpern hält bei solchen Mäusen der Effekt nicht so lange an. HIV ist nämlich in der Lage, sich sehr schnell zu verändern und so Resistenzen auszubilden.

Antikörper mit „Greifarm“

Die Struktur des Antikörpers 04_A06 ist auffällig: Sie besitzt eine ungewöhnlich lange Aminosäurekette, ähnlich einer Art „Greifarm“. Damit erreicht der Antikörper Bereiche von HI-Viren, die sonst schwer zugänglich sind. Das Virus könne diese Bereiche, so vermutet die Universität zu Köln, kaum verändern, ohne wichtige Funktionen einzubüßen. Das könnte die Dauer der Wirksamkeit des Antikörpers erklären.  

„Mit 04_A06 haben wir einen Antikörper entdeckt, der nicht nur außergewöhnlich breit wirkt, sondern auch klassische Resistenzmechanismen des Virus überwindet. Damit könnte sich ein vielversprechender Ansatz für die klinische Anwendung von Antikörpern gegen HIV eröffnen“, erklärt Dr. Lutz Gieselmann von der Universität zu Köln, Erstautor der Studie, in einer Mitteilung zur Veröffentlichung. Zusätzliche Berechnungen mit Computermodellen sagten auch eine gute Schutzwirkung bei einer einmaligen Gabe voraus. Somit wäre er auch für die Prävention bei Risikogruppen interessant.

Quelle: DOI 10.1038/s41590-025-02286-5

So hängen HIV und Aids zusammen

Bei einer Infektion schädigt HIV bestimmte Zellen des Immunsystems. So werden Menschen anfällig für sonst eher unproblematische Erkrankungen. Eine Folge einer unbehandelten HIV-Infektion kann AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) sein, das „Erworbene Immunschwächesyndrom“. Betroffene erkranken oft an Lungenentzündung oder Pilzerkrankungen.

Medikamente ohne Zuzahlung

Alle zwei Wochen neu: die aktuelle Liste der zuzahlungsfreien Arzneimittel.

Arzneimitteldatenbank

Medikamenten-Name oder Wirkstoff eingeben für mehr Informationen.

Podcast "gecheckt!"
Süßstoffperlen auf türkiser Fläche
Podcast: gecheckt!

Aspartam, Xylit, Erythrit & Co.: Sind Süßstoffe wirklich eine Alternative zu Zucker? Studien,…

Krankheiten von A - Z

In diesem Lexikon finden Sie umfassende Beschreibungen von etwa 400 Krankheitsbildern

nach oben