Jugendliche: Macht schlechter Schlaf depressiv?

Dr. Karen Zoufal | 09.12.2020

Chronische Schlafstörungen während der Pubertät können zu Depressionen führen und bei jungen Frauen die Reaktionen auf Stress verändern. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die in der Zeitschrift „Behavioral Brain Research“ veröffentlicht wurde.
Schlafstörungen im jugendlichen Alter können später zu Depressionen führen. Mädchen sind dafür offenbar besonders anfällig. image.originalResource.properties.copyright

Kanadische Forscher haben untersucht, ob sich wiederholte Schlafstörungen auf jugendliche Mäuse auswirken und ihre Reaktion auf Stress verändern. Schon nach sieben Tagen zeigten sich bei wiederholten Schlafstörungen deutliche Symptome für eine Depression. Erwachsene Mäuse waren resistenter, bei ihnen kam es nicht zu einem depressiven Verhalten.

Wurden die Mäuse zusätzlich Stress ausgesetzt, so erhöhte sich bei den jugendlichen Tieren die Gehirnaktivität in einem Bereich, der für Stressbewältigung zuständig ist. Dieser kann durch eine Überaktivierung nach Schlafentzug geschädigt werden. Bei den erwachsenen Mäusen war dies wiederum nicht der Fall.

Mädchen sind anfälliger als Jungs

„Auch Mädchen im Jugendalter zeigten nach wiederholter Schlafstörung eine stärkere Aktivierung stressempfindlicher Gehirnzellen als jugendliche Männer“, erläuterte Prof. Nafissa Ismail vom Lehrstuhl für Stress und psychische Gesundheit an der Universität Ottawa. „Unsere Ergebnisse sprechen dafür, dass ausgeprägte Schlafstörungen während der Pubertät die Wahrscheinlichkeit einer Depression sowohl bei Männern als auch bei Frauen erhöhen können. Darüber hinaus können sie Mädchen für andere Stressfaktoren sensibilisieren und damit die Entwicklung depressiver Störungen begünstigen.“

Weltweit leiden mehr als 264 Millionen Menschen an Depressionen. Frauen betrifft dies häufiger als Männer, und oft beginnen die Depressionen schon im Jugendalter. Eine verbreitete Annahme ist, dass übermäßiger Stress dabei eine wesentliche Rolle spielt. Während der Jugend sind Schlafstörungen ein wesentlicher Stressfaktor.

Quelle: DOI 10.1016/j.bbr.2020.113001