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Knollenblätterpilz: mögliches Gegenmittel gefunden

ZOU  |  25.05.2023

Der Knollenblätterpilz gilt als gefährlichster Pilz der Welt. Über 90 Prozent der durch Pilzvergiftungen verursachten Todesfälle gehen auf sein Konto. Wissenschaftler haben nun eine Substanz identifiziert, die als Gegenmittel dienen könnte.

Grüner Knollenblätterpilz im Wald.
Sieht harmlos aus und schmeckt unauffällig: Der Grüne Knollenblätterpilz gilt als giftigster Pilz der Welt.
© Wirestock/iStockphoto

Eine Forschungsgruppe der Sun Yat-sen-Universität in China hat gezeigt, dass Indocyaningrün in Zelllinien von Menschen und Mäusen die Wirkung des Pilzgiftes Alpha-Amanitin abschwächt und den Tod der Zellen verhindert. Der Farbstoff wird bereits für die diagnostische Bildgebung in der Medizin verwendet.

Zunächst klärte die Gruppe auf, wie das Pilzgift genau wirkt. Dafür verwendeten sie eine gentechnische Methode, mit der sie auch schon die molekularen Mechanismen des Giftes von Würfelquallen entdeckt und ein Gegenmittel entwickelt hatten. Alpha-Amanitin hat ein bestimmtes Enzym zum Ziel – und von diesem Enzym ist bekannt, dass es von Indocyaningrün gehemmt wird.

Daraufhin testete die Gruppe zwei Zelllinien und es zeigte sich, dass eine Vorbehandlung mit Indocyaningrün die Zellen unempfindlicher für Alpha-Amanitin machte, sodass deutlich weniger Zellen starben. Auch Organmodelle der Mausleber waren durch Indocyaningrün resistenter. Nach diesen erfolgreichen Vorversuchen untersuchten die Forschenden lebende Mäuse. Diese bekamen das Pilzgift injiziert und wurden vier Stunden später mit Indocyaningrün behandelt – ebenfalls mit Erfolg: Die behandelten Mäuse hatten weniger Organschäden und überlebten häufiger als unbehandelte Kontrollen.

Allerdings war Indocyaningrün acht und zwölf Stunden nach der Vergiftung kaum noch wirksam, was dafür spricht, dass das Pilzgift schon früh Schäden hervorruft, die sich nicht mehr heilen lassen. Eine Behandlung gegen eine Vergiftung mit Knollenblätterpilzen muss also möglichst früh erfolgen.

Knollenblätterpilze sind auf der ganzen Welt verbreitet und haben eine gewisse Ähnlichkeit mit anderen essbaren Pilzarten. Da ihr Geschmack zudem unauffällig ist, werden sie immer wieder versehentlich gegessen. Sie führen mehrere Stunden nach der Mahlzeit zu Magen-Darm-Beschwerden, die sich zunächst meist wieder bessern, sodass Betroffene denken, es sei wieder alles in Ordnung. Das Pilzgift schädigt jedoch die Leberzellen, wodurch es eine Weile später zur Gelbsucht und akutem Leber- und Nierenversagen kommt.

Quelle: DOI 10.1038/s41467-023-37714-3

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