ArzneimittelGesundheit

Mehr entzündliche Darmerkrankungen nach Antibiotika-Gebrauch

ZOU  |  11.01.2023

Besonders bei Menschen über 40 scheint der häufige Einsatz von Antibiotika das Risiko für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zu erhöhen. Ein bis zwei Jahre nach der Anwendung kommt es besonders oft zu diesen entzündlichen Darmerkrankungen, berichtet ein Forschungsteam in der Zeitschrift „Gut“.

Mann, schluckt eine Tablette.
Antibiotika könnten für die Entstehung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen verantwortlich sein.
© seb_ra/iStockphoto

Jede Antibiotikaeinnahme scheint das Risiko für entzündliche Darmerkrankungen zu verstärken,  am meisten jedoch Antibiotika, die bei Darminfektionen eingesetzt werden. Dabei ist das Risiko ein bis zwei Jahre nach der Anwendung am größten, hat ein Forschungsteam durch die Analyse von mehr als 6,1 Millionen Menschen in Dänemark herausgefunden. 5,5 Millionen (91 Prozent) hatten zwischen 2000 und 2018 mindestens eine Antibiotikakur verschrieben bekommen. In demselben Zeitraum wurde bei 36.017 Personen eine Colitis ulcerosa und bei 16.881 Personen Morbus Crohn erstmals diagnostiziert.

Die Einnahme von Antibiotika war mit einem höheren Risiko für die Entwicklung dieser Erkrankungen verbunden: Bei den 10- bis 40-Jährigen wurde mit 28 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit eine entzündliche Darmerkrankung diagnostiziert, bei den 40- bis 60-Jährigen mit 48 Prozent und bei den über 60-Jährigen mit 47 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit.

Dabei war das Risiko für die Entwicklung eines Morbus Crohn durch Antibiotika etwas höher als für Colitis ulcerosa. Das Risiko steigerte sich, wenn mehr Antibiotika eingenommen wurden: Jede Antibiotikakur erhöhte das Risiko je nach Altersgruppe um zusätzlich 11, 15 bzw. 14 Prozent. Eine bis zu doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit für eine entzündliche Darmerkrankung hatten Personen, denen fünf oder mehr Antibiotikazyklen verschrieben worden waren.

Bei Nitroimidazolen und Fluorchinolonen war dies am häufigsten zu beobachten. Dies sind Breitbandantibiotika, die unter anderem zur Behandlung von Darminfektionen eingesetzt werden. Sie richten sich gegen zahlreiche verschiedene Bakterien und nicht nur gegen bestimmte Krankheitserreger. Bei Schmalspektrum-Penicillinen kam es auch zu entzündlichen Darmerkrankungen, aber in viel geringerem Ausmaß. Dies unterstützt die Annahme, dass Veränderungen der Darmflora eine Schlüsselrolle für die Entstehung der entzündlichen Darmerkrankungen spielen könnten. Das Forschungsteam wertet diese Ergebnisse als weiteren Hinweis darauf, dass Antibiotika mit Bedacht und möglichst gezielt eingesetzt werden sollten.

Quelle: DOI 10.1136/gutjnl-2022-327845

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