Nothelfer bei Durchfall und Verstopfung

Lesen Sie hier, wie Sie Durchfall und Verstopfung vorbeugen und was Sie tun können, wenn es Sie erwischt hat.

Gegen Durchfall und Verstopfung gibt es gut wirksame Mittel aus der Apotheke.
Durchfall ist lästig. Doch der Körper versucht auf diese Weise, Krankheitserreger wieder loszuwerden.
© michaklootwijk - Fotolia

Wenn der Verdauungsturbo zuschlägt, muss es ganz schnell zur nächsten Toilette gehen. Ein häufiger Grund: Im Essen haben sich Krankheitserreger versteckt. "Unser Essen ist nicht steril, sondern enthält immer Erreger", erklärt Professor Dr. Tomas Jelinek, medizinischer Direktor des Berliner Centrums für Reise- und Tropen medizin. "Bei uns in Mitteleuropa ist dies meist in relativ niedriger Konzentration der Fall, da wir bei der Nahrungsmittelherstellung auf hohe Hygienestandards achten." Auf Reisen sieht das oft anders aus. Niedrigere Gygienestandards und dadurch gefährlichere Keime im Essen lösen dort oft Durchfall aus.

Abwehrreaktion

"Durchfall ist meistens eine Abwehrreaktion des Körpers", weiß Jelinek. "Er will den Erreger schnell wieder loswerden. Hierzu beginnt er, mehr Flüssigkeit auszuscheiden und die Darmbewegung zu steigern. In anderen Fällen möchte der Erreger selbst, dass er zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgeschieden wird", erklärt der Experte. Mit einem heimtückischen Grund: Die Keime möchten sich weiter ausbreiten und ein neues Opfer finden.

Um vorzubeugen, gilt der alte Tropenmediziner-Satz: "Koch es, schäl es oder vergiss es." Das klingt sehr pragmatisch, lässt sich aber kaum durchhalten. Oft kann man das nicht kontrollieren oder die Erreger kommen über Glas, Teller oder Gabel in den Organismus. Oft ist es einfach Pech, wenn man Durchfall bekommt.

Verlorene Flüssigkeit ersetzen

Jelinek: "Eine Therapie sollte das Erreichen von zwei Zielen unterstützen: eine schnelle Linderung des Symptoms Durchfall und eine Reduktion des Flüssigkeitsverlustes. Denn Durchfall ist nicht nur lästig, sondern aufgrund des Flüssigkeitsverlustes auch potenziell gefährlich." Salzstangen und Cola kennen viele als Hausmittel. Sie eignen sich jedoch nicht, diesen Verlust auszugleichen. Der hohe Zuckergehalt in Cola verstärkt mitunter sogar das Symptom Durchfall. Besser: eine Elektrolytlösung aus der Apotheke, leicht gesüßter Tee oder Saftschorlen sowie leicht verdauliche Nahrungsmittel wie geriebener Apfel, zerdrückte Banane oder Suppe. Zu den Wirkstoffen, die Durchfallbeschwerden lindern, zählen Racecadotril, für bestimmte Personengruppen ohne Rezept, und Loperamid. Beide gibt es in der Apotheke.

Verstopfung: ein Frauenproblem

Und wie sieht es mit dem Gegenteil von Durchfall aus? "Verstopfung ist häufig ein Frauenproblem«, sagt Dr. Viola Andresen, Oberärztin an der medizinischen Klinik des Israelitischen Krankenhauses in Hamburg. "Neben einem anderen Bewusstsein für Verdauungsbeschwerden und einer höheren Bereitschaft, das Thema anzusprechen, scheinen auch unterschiedliche körperliche Veranlagungen vorzuliegen", erläutert die Expertin. Bei Frauen wisse man zum Beispiel, dass Hormonumstellungen im Zyklus und in den Wechseljahren eine Verstopfung begünstigen. Zudem kann es nach Schwangerschaften und Geburten auch zu Veränderungen im Beckenbodenbereich kommen, die ebenfalls zu einer Verstopfung und Stuhlentleerungsstörungbeitragen können.

Zudem gehen die Geschlechter unterschiedlich mit den Beschwerden um. Andresen: "Es gibt da zum Beispiel Beobachtungen aus England, nach denen Männer durchaus gerne länger auf der Toilette sitzen und dabei lesen, während Frauen darunter leiden, wenn die Stuhlentleerung so lange dauert. Entsprechend unterscheiden sich dann Leidensdruck und Symptomberichte."

WC-Häuschen-Besetzer

 

Patienten verbringen oft sehr viel Zeit auf der Toilette, um mit viel Mühe, teils auch mit Schmerzen, und oft nicht ausreichend erfolgreich ihren meist harten Stuhl zu entleeren. "Manche stehen morgens extra zwei Stunden früher auf, um ausreichend Zeit für die Stuhlentleerung einplanen zu können", berichtet Andresen von ihren Patienten.

In Sachen Verstopfung gibt es eine ärztliche Leit linie. "Sie empfiehlt eine Behandlung der Verstopfung nach Stufenschema. Nach der Stufe der Allgemeinmaßnahmen wie Ballaststoffe kommen in der nächsten Stufe die klassischen Abführmittel zum Einsatz." Hier seien Macrogol,
und Natriumpicosulfat die Substanzen der ersten Wahl, weil für sie eine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit gezeigt wurden. Andresen: "Überlieferte Vorurteile zu diesen Substanzen haben nach heutigem Kenntnisstand keine wissenschaftliche Grundlage. Daher können Patienten diese Substanzen auch längerfristig einnehmen, wenn sie ihre Verstopfung damit gut und verträglich in den Griff bekommen."

Peter Erik Felzer

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