Pflanzengift als hochwirksames Antibiotikum

ZOU | 31.01.2023

Ein Pflanzengift namens Albicidin, das bei Zuckerrohr die Blattbrandkrankheit hervorruft, ist in der Lage, andere Bakterien zu töten. Ein Forschungsteam hat Varianten der Substanz hergestellt, die gegen multiresistente Krankenhauskeime wirksam sind.
Forschende haben ein Pflanzengift, das bei Zuckerrohr eine Krankheit auslöst, dass es gegen multiresistente Keime tötet. image.originalResource.properties.copyright

Manche Bakterienstämme haben Resistenzen gegen zahlreiche Antibiotika ausgebildet, was die Behandlung solcher Infektionen immer schwieriger macht. Deshalb sind Wissenschaftler weltweit auf der Suche nach neuen antibakteriellen Wirkstoffen. Von dem aussichtsreichen Kandidaten Albicidin hat ein Forschungsteam der TU Berlin in einer internationalen Kooperation zunächst die Struktur aufgeklärt und dann im Elektronenmikroskop beobachtet, wie es funktioniert: Albicidin stört die Zellteilung von Bakterien, indem es sich gleichzeitig an das Erbgut und ein Enzym für dessen Vermehrung heftet. Es wirft dem Enzym quasi einen Schraubenschlüssel ins Getriebe, so dass es blockiert und stehen bleibt.

Prof. Dr. Roderich Süssmuth ist zuversichtlich, dass Bakterien es nicht so schnell schaffen werden, diesen Wirkmechanismus durch eine Resistenzentwicklung zu umgehen: „Es scheint, dass Albicidin aufgrund der Art der Wechselwirkung auf einen wirklich wesentlichen Teil des Enzyms abzielt und es für Bakterien schwierig wäre, dagegen eine Resistenz zu entwickeln.“ Sein Team arbeitet gerade daran, die Substanz so zu verändern, dass sie noch besser wirkt. In Tests waren diese Varianten schon in geringen Konzentrationen gegen verschiedene Krankenhauskeine hochwirksam, schreiben die Forschenden in dem Fachmagazin „Nature Catalysis“.

Als nächstes muss das neue Antibiotikum seine Wirksamkeit in klinischen Studien am Menschen beweisen. „Sind diese erfolgreich, würde Albicidin eine ganz neue Klasse von Antibiotika begründen – und könnte vielen Tausenden von Menschen jährlich das Leben retten“, sagte Süssmuth.

Quelle: DOI 10.1038/s41929-022-00904-1