Alternative TherapieBeratung

Probiotika für eine intakte Darmflora

Peter Erik Felzer  |  10.05.2021

Nützliche Keime einnehmen, um dem Körper zu helfen: Ob das funktioniert und bei welchen Beschwerden sich der Einsatz lohnt, verrät Professor Dr. Julia Seiderer-Nack, niedergelassene Fachärztin für Innere Medizin aus München.

Junge Frau nimmt Tablette.
Probiotika können unter anderem helfen, wenn man wegen der Einnahme von Antibiotika unter Magen-Darm-Beschwerden leidet.
© nensuria/iStockphoto

Was genau steckt hinter dem Begriff Probiotika?
Seiderer-Nack
: Es handelt sich dabei um Mikroorganismen, die die Gesundheit fördern sollen, wenn man sie in lebender Form und ausreichender Menge einnimmt.

Bei welchen Beschwerden bringen sie Linderung?
Seiderer-Nack: Ein klassisches Beispiel ist ihr Einsatz im Zuge einer Antibiotikatherapie. Diese Arzneimittel greifen leider nicht nur krankmachende Erreger an, sondern auch die guten Keime der Darmflora. Betroffene leiden oft unter Durchfall und anderen Verdauungsbeschwerden. Hier bringen Probiotika häufig Linderung.

Unterstützen sie auch bei anderen Krankheitsbildern?
Seiderer-Nack:
Probiotika nutzen bei vielen Beschwerden des Verdauungstraktes. Dies gilt zum Beispiel bei Reizmagen oder Reizdarm. Zudem gibt es Hinweise, dass sie auch bei anderen Leiden helfen, etwa bei Akne, Depressionen oder dem Schutz der Leber. Hier steht die Forschung aber erst noch am Anfang.

Lassen sich Probiotika vorbeugend einnehmen?
Seiderer-Nack
: Bei gesunden Menschen rate ich nicht dazu. Anders sieht es aus, wenn man weiß, dass Magen und Darm empfindlich auf die Einnahme von Antibiotika reagieren. Hier empfehle ich, Probiotika quasi vorbeugend zu nutzen.

Welche Darreichungsformen gibt es von Probiotika in der Apotheke?
Seiderer-Nack:
Die Präparate gibt es als Tabletten und Tropfen. Einige darf der Arzt auch auf Kosten der Krankenkasse verschreiben. Manchmal empfi ehlt sich auch die Einnahme von Präbiotika. Dabei handelt es sich um Substanzen, die das Wachstum der nützlichen Keime fördern. Hierzu zählen Ballaststoffe wie Inulin und Oligofruktose.

Müssen es Probiotika sein oder genügt vielleicht auch ein Joghurt?
Seiderer-Nack
: Grundsätzlich enthalten einige Milchprodukte wie Joghurt und Kefi r, aber auch Sauerkraut lebende Kulturen, die der Gesundheit guttun. Man darf sie also gerne verzehren. Allerdings ist die Zusammensetzung dieser Kulturen nicht so wie bei medizinisch geprüften Probiotika.

Wann sollte man besser die Finger von Probiotika lassen?
Seiderer-Nack:
Das gilt für Menschen, die Medikamente einnehmen, die das Immunsystem unterdrücken, etwa nach einer Organtransplantation. Auch den Einsatz bei Säuglingen und Kleinkindern sowie Schwangeren sehe ich kritisch.

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