Schlafmittel Melatonin: Höheres Risiko für Herzschwäche entdeckt

Dr. Karen Zoufal  |  07.11.2025 09:34 Uhr

Melatonin gilt als natürliches Schlafmittel – doch die Amerikanische Herzgesellschaft warnt: Wer es langfristig einnimmt, hat wohl ein erhöhtes Risiko für Herzschwäche und dafür, vorzeitig zu sterben.

Junge Frau nimmt im Bett eine Schlaftablette mit einem Glas Wasser.
Melatonin zum Einschlafen auf Dauer? Die Amerikanische Herzgesellschaft weist auf Studienergebnisse hin, die Zweifel an der Sicherheit wecken.
© stefanamer/iStockphoto

Das „natürliche“ Schlafmittel Melatonin bringt über längere Zeit wohl unerwartete Risiken für eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) mit sich. Zudem starben nicht ganz doppelt so viele Menschen, die Melatonin regelmäßig über mindestens ein Jahr hinweg einnahmen, innerhalb von fünf Jahren. Diese Ergebnisse hat ein Forschungsteam auf der Jahrestagung der Amerikanischen Herzgesellschaft (AHA) vorgestellt.

Ergebnisse der Melatonin-Studie mit mehr als 130.000 Menschen

Dafür hat es Daten von über 130.000 Erwachsenen – Durchschnittsalter über 55 Jahre – mit Schlafstörungen analysiert. Dabei fanden sie heraus:

  • Wer laut Patientenakte Melatonin über mindestens zwölf Monate verwendet hatte (Melatonin-Gruppe), hatte ein um 90 Prozent erhöhtes Risiko für Herzschwäche (Herzinsuffizienz).
  • In der Melatonin-Gruppe starben 7,8 Prozent innerhalb von fünf Jahren, bei den vergleichbaren Nicht-Anwendern waren es nur 4,3 Prozent.
  • 4,6 Prozent der Personen mit regelmäßiger Melatonin-Anwendung entwickelten in den fünf folgenden Jahren eine Herzschwäche, unter vergleichbaren Nicht-Anwendern waren es nur 2,7 Prozent.
  • Die regelmäßigen Melatonin-Anwender wurden auch 3,5-mal häufiger wegen der Herzschwäche ins Krankenhaus eingewiesen: So betrug die Wahrscheinlichkeit, wegen Herzschwäche ins Krankenhaus zu kommen, für die Melatonin-Anwender 19 Prozent, für die Nicht-Anwender 6,6 Prozent. 

Risiko für Herzinsuffizienz erhöht 

Auch bei weniger langfristiger Einnahme gab es Effekte: Auch wer mindestens zwei Melatonin-Rezepte im Abstand von mindestens 90 Tagen eingelöst hatte, hatte ein um 82 Prozent höheres Risiko für eine Herzschwäche. Melatonin gibt es im UK nur auf Rezept.

Sicherheit von Melatonin ist unklar

Die Studie stellt keinen direkten, ursächlichen Zusammenhang zwischen Melatonin und den Folgen für die Herzgesundheit her. Trotzdem werfen die Ergebnisse die Frage auf, ob eine Anwendung von Melatonin über längere Zeit unbedenklich ist. In vielen Ländern sind Melatonin-Produkte rezeptfrei erhältlich und werden relativ unkritisch angewendet – auch in Deutschland ist Melatonin als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Diese Produkte unterliegen weniger strengen Auflagen als Arzneimittel.

Quelle: American Heart Association (AHA)

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