Öko-Test 2025: 16 von 19 Melatonin-Sprays durchgefallen

Pharmazeutische Zeitung  |  26.09.2025 10:24 Uhr

Melatonin-Sprays sollen beim Einschlafen helfen – doch Öko-Test zeigt: Viele Produkte sind mangelhaft. Manche enthalten zu viel Wirkstoff, anderen fehlen wichtige Hinweise. Was Verbraucherinnen und Verbraucher darüber wissen sollten.

Frau liegt mit offenen Augen im Bett: Sie würde gerne schlafen, kann aber nicht.
Wieder nicht geschlafen? Mancher denkt da über Melatonin-Sprays nach. Öko-Test stellt ihnen kein gutes Zeugnis aus.
© Marcos Calvo/iStockphoto

Das Magazin Öko-Test hat 19 Melatonin-Sprays aus Apotheken, Reformhäusern, Drogerien und Supermärkten geprüft. Das Ergebnis ist ernüchternd: 16 Produkte fielen durch. Nur drei Präparate erhielten ein „ausreichend“ – auch bekannte Marken schnitten schlecht ab.

Professor Manfred Schubert- Zsilavecz und Dr. Mario Wurglics, beide von der Goethe-Universität Frankfurt, führten im Auftrag von „Öko-Test“ eine Nutzen-Risiko-Bewertung sowie eine Analyse der Studienlage durch. Ein Labor analysierte dabei den Melatonin-Gehalt. Zudem wurden die Deklarationen der getesteten Melatonin-Sprays dahingehend geprüft, ob sie die Hinweise des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) und die Health-Claims-Verordnung abdecken.

Wirksamkeit von Melatonin: Nur kleine Effekte

Melatonin gilt als Schlafhormon. Eine Metaanalyse mit 19 Studien aus dem Jahr 2013 ergab: Melatonin kann bei Schlafstörungen, die ohne zugrunde liegende Erkrankung auftreten, die Einschlafzeit verkürzen und die Gesamtschlafzeit verlängern. Allerdings lagen die Effekte im einstelligen Minutenbereich und sind damit recht überschaubar. 

Gleichzeitig können Nebenwirkungen wie Tagesmüdigkeit, Gangunsicherheit oder Konzentrationsprobleme bereits nach einmaliger Einnahme auftreten. Zur Langzeitwirkung gibt es kaum Forschung.

So kritisiert auch Schubert-Zsilavecz ein ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis bei Melatonin-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln. Das BfR rät 2024 in einer Stellungnahme von einer unkontrollierten Einnahme ab: Die vorliegenden Daten seien so unzureichend, dass sich kein Richtwert zur Unbedenklichkeit ableiten lasse.

Zugelassene Wirkversprechen – und viele Abweichungen

Offiziell sind zwei sogenannte Health Claims erlaubt:

  • Verkürzung der Einschlafzeit bei einer Dosis von 1 mg
  • Linderung von Jetlag-Beschwerden ab 0,5 mg

Im Test zeigte sich jedoch, dass viele Produkte diese Vorgaben nicht einhalten. Teilweise lag der Melatonin-Gehalt deutlich über 1 mg, und bei der Hälfte der Sprays gab es Abweichungen im zweistelligen Prozentbereich. Zum Vergleich: Bei Arzneimitteln sind nur 5 Prozent erlaubt.

Fehlende Hinweise und fragwürdige Zusätze

Nur zwei Hersteller gaben an, für welche Risikogruppen Melatonin ungeeignet ist. Hinweise zur Einnahmedauer fanden sich bei neun Produkten, Warnungen vor möglichen Einschränkungen bei sieben.

Kritisch sieht Öko-Test auch die Beigabe von Pflanzenextrakten in zwölf Sprays – die aktuelle medizinische Leitlinie zu Schlafstörungen empfiehlt diese aufgrund mangelnder Datenlage nicht. Zudem fanden die Prüfer Substanzen wie Polysorbat 80 oder bestimmte Süßstoffe, die im Verdacht stehen, die Darmflora zu belasten.

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