BeratungHaut, Zähne & Schönheit

Schluss mit trockener Haut

Katrin Faßnacht-Lee  |  15.08.2022

Menschen mit Diabetes neigen oft zu trockener Haut. Vor allem im fortgeschrittenen Alter. Welche Pflege der Haut dann guttut, verrät der Apotheker und Hautexperte Dr. Joachim Kresken im Interview.

Mann, cremt sich sein Gesicht ein.
Trockene Haut benötigt besondere Pflege.
© jacoblund/iStockphoto

Die meisten Menschen duschen heutzutage mindestens einmal am Tag. Ist das bei trockener Haut angebracht?

Kresken: Eher nein, da Wasser die Trockenheit der Haut verstärken kann. Duschen ist zwar günstiger als Baden, da man eine kürzere Kontaktzeit zum Wasser hat. Wenn man nicht schmutzig ist oder riecht, reicht es aber, alle zwei bis drei Tage zu duschen. Ich empfehle dafür eine möglichst niedrige Wassertemperatur und anschließend eine Hautpflege.

Reicht zum Duschen oder Händewaschen eine einfache Seife?

Kresken: Seife sollte man besser nicht verwenden, da Seifenrohstoffe zu pH-Verschiebungen auf der Hautoberfläche beitragen und so den Säureschutzmantel der Haut angreifen können. Außerdem können Seifenrohstoffe Hautreizungen verursachen. Man sollte deshalb besser Produkte verwenden, die auf einen schwach sauren pH-Wert eingestellt sind und gleichzeitig gut hautverträgliche Tenside enthalten.

Meinen Sie sogenannte Syndets?

Kresken: Ja, genau. Aber Syndet ist nicht gleich Syndet. Es gibt auch hier Rohstoffe, die zu Hautreizungen führen können. Ein prominentes Beispiel ist das Natriumlaurylsulfat. Von den alternativen Waschrohstoffen, die kaum oder gar nicht hautreizend wirken, werden meist Mischungen verwendet, um auch andere wichtige Produkteigenschaften wie Viskosität, Schaumvermögen oder Reinigungskraft berücksichtigen zu können. Der Apotheker kann über die Inhaltsstoffangaben auf der Verpackung herausfinden, ob ein Syndet hautirritierende waschaktive Substanzen enthält.

Worauf sollten Menschen mit Diabetes beim Eincremen achten?

Kresken: Das Eincremen sollte in der Regel morgens und abends erfolgen. Stark wasserhaltige Öl-in-Wasser-Emulsionen eignen sich für trockene Haut nicht. Sie können den sogenannten transepidermalen Wasserverlust anregen und so dafür sorgen, dass die Restfeuchte der Haut schneller verdunstet. Über dieses unbemerkte Schwitzen verliert man normalerweise am Tag etwa einen halben bis dreiviertel Liter Wasser. Dieser Wert kann bei großflächiger Anwendung einer stark wasserhaltigen Emulsion auf weit über einen Liter ansteigen und dadurch die Hautaustrocknung verstärken.

Aber sind wasserhaltige Lotionen nicht besonders angenehm und ziehen schneller ein?

Kresken: Das stimmt. Auch wenn das Eincremen mit fettreicheren und weniger Wasser enthaltenden Lotionen etwas länger dauert – es lohnt sich. Eine sehr elegante Darreichungsform sind auch Schaumpräparate. Sie ziehen schnell ein und lassen sich gut verteilen. Die Hersteller sollten jedoch durch Studien belegen, dass der transepidermale Wasserverlust durch solche Formulierungen nicht gesteigert wird.

Welche pflegenden Inhaltsstoffe sind bei trockener Haut sinnvoll?

Kresken: Der oft als Urea bezeichnete Harnstoff kann in Konzentrationen von 5 bis 10 Prozent Wasser länger in der Haut halten und ist deshalb bei trockener Haut sinnvoll. Seine Wirkung kommt jedoch nur in fettreicheren Produkten zum Tragen. Sinnvoll in Gesichtspflegepräparaten für trockene Haut ist auch niedermolekulare Hyaluronsäure. Sie bindet schon in Konzentrationen von 0,2 bis 0,4 Prozent große Mengen Wasser in der Haut. Ob auch Substanzen wie Aquaporin, Allantoin oder Mikrosilber einen Zusatznutzen bei trockener Haut haben, ist wissenschaftlich noch nicht endgültig geklärt.

Und andere Zusatzstoffe?

Kresken: Die Produkte sollten nichts enthalten, was die Haut reizen könnte oder ein nicht unerhebliches Allergierisiko aufweist. Dazu gehören viele Konservierungsmittel und Duftstoffe. Es gibt aber auch Konservierungsmittel wie Phenoxyethanol, die im Regelfall komplikationslos vertragen werden. Hier hilft Beratung in der Apotheke.

Braucht man für jede Köperregion ein passendes Präparat?

Kresken: Ja. Für den Körper sollten Lotionen oder Schaumsprays bevorzugt werden, die sich gut verteilen lassen. Fürs Gesicht sind dagegen Cremes besser geeignet, weil sie besser haften und deshalb nicht so leicht ins Auge gelangen können. Zur Fußpflege sind Cremes und Schaumpräparate mit höherem Harnstoffanteil ratsam, um einer übermäßigen Verhornung, der sogenannten Hyperkeratose, entgegenzuwirken. Handpflegecremes sind idealerweise so konzipiert, dass sie keine Fingerabdrücke hinterlassen.

Bei trockener Haut kommt es oft zu Juckreiz. Was hilft im akuten Fall?

Kresken: Bei akutem Juckreiz mit Hautrötungen und Wärmebildung sollte kurzfristig ein stark wasserhaltiges Pflegeprodukt benutzt werden. Angenehm sind auch feuchte Umschläge oder Kältepads. Juckreiz in den Zehenzwischenräumen kann ein Hinweis auf Pilzbefall sein. Hier empfiehlt sich ein Behandlungsversuch mit einem nicht verschreibungspflichtigen Fußpilzmittel aus der Apotheke. Wenn Juckreiz und Rötungen durch die genannten Maßnahmen nicht abklingen, sollten Menschen mit Diabetes unbedingt einen Arzt aufsuchen.

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