Sexualstörungen - das Schweigen brechen

Frust mit der Lust: Bei der heute häufig üblichen Freizügigkeit fällt es vielen dennoch schwer, sich bei Sexualstörungen Hilfe zu suchen.

Früher wurde man intim oder ging zusammen ins Bett – heute hat man Sex. Nicht nur der Sprachgebrauch hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert, es wird auch viel offener über vieles gesprochen – zumindest solange "es" gut läuft. Wenn nicht, wird es schwierig. Mit wem soll man reden? Und wie? Und überhaupt: Dass es im Bett nicht mehr so recht klappen will, ist ja vielleicht auch ganz normal – in diesem Alter oder mit jener Erkrankung. So fügt sich mancher in sein vermeintliches und möglicherweise vermeidbares Schicksal und gerät dadurch auch in einen Teufelskreis, in dem Versagensängste die Probleme mit der Sexualität stetig fördern.

Mediziner unterscheiden drei Formen von Sexualstörungen, zu denen die Störung der sogenannten Appetenz, der Abnahme des sexuellen Verlangens, gehört. Ob es sich hierbei tatsächlich um eine Störung handelt, hängt auch vom Leidensdruck des Patienten und dem seines Partners ab. Dafür, wie oft man "wollen soll", sind nur schwer Normwerte festzulegen. Problematisch wird es vor allem dann, wenn Vorstellungen der Partner stark voneinander abweichen. Auch dass sich die frühere Rollenverteilung geändert hat und Frauen zum Leidwesen mancher Männer öfter die Initiative ergreifen, kann zu störenden Irritationen führen. Störungen können außerdem bei der Fähigkeit auftreten, eine Erregung aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Die dritte Gruppe der Sexualstörungen machen Orgasmusprobleme aus.

Seele und Körper

Zahlreiche Faktoren können dazu beitragen, dass im gemeinsamen Schlafgemach nichts mehr läuft. Sie lassen sich grob vereinfacht in psychische und organische Ursachen einteilen, die selten isoliert, sondern in den meisten Fällen als Kombination auftreten. Während bei jüngeren Patienten eher psychische Gründe überwiegen, nehmen mit den Jahren die Störungen aufgrund organischer Ursachen zu. Der Gang zum Hausarzt, Gynäkologen oder Urologen kann Klarheit bringen.

Den Druck nehmen

Unabhängig von Alter und Grunderkrankungen stehen bei Frauen vor allem Probleme mit der trockenen Scheide, also mangelnder Sekretbildung, im Vordergrund (Lubrikationsstörungen). Psychische Faktoren wie Angst oder Selbstunsicherheit, aber auch Hormonumstellungen in den Wechseljahren können die Ursache dafür sein, dass die Scheide beim Geschlechtsverkehr nicht ausreichend feucht wird. Gleitgele können hierbei Abhilfe schaffen und für ein entspanntes Zusammensein sorgen. Ist ein Hormonmangel die Ursache, kann der Frauenarzt lokal anzuwendende östrogenhaltige Cremes oder Vaginalzäpfchen verordnen.

In der Reihe der organischen Ursachen, vor allem der Erektilen Dysfunktion des Mannes, stehen Durchblutungsstörungen ganz oben. Den Erektionsstörungen können Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck zugrunde liegen. Eine erste ärztliche Untersuchung umfasst daher auch eine Bestimmung von Blutdruck, Blutzucker und Blutfettwerten. Erektionsstörungen können sogar erstes Anzeichen grundlegender Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein – ein Grund mehr, sie wirklich ernst zu nehmen. Darüber hinaus kommen Arzneimittel (siehe unten) als Störenfriede infrage. Das Dilemma – eine ausreichende Behandlung der Grunderkrankung, aber ohne Störungen des Sexuallebens – lässt sich nur mit ärztlichem Rat lösen. Vor allem im Alter können sich darüber hinaus manche Begleiterscheinungen als störend erweisen: von körperlichen Einschränkungen der Beweglichkeit über Schmerzen bis hin zu Inkontinenz.

Medikamentöse Unterstützung

Zur Behandlung der Erektilen Dysfunktion des Mannes stehen inzwischen verschiedene Arzneimittel zur Verfügung. In ihrer Anwendung am angenehmsten haben sich Tabletten mit den Wirkstoffen Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil erwiesen. Die Wirkstoffe entspannen die glatte Muskulatur in den Blutgefäßen des Penis, so dass eine ausreichende Füllung der Schwellkörper möglich wird. Allerdings dürfen sie nicht von Patienten eingenommen werden, die zur Behandlung zum Beispiel einer Koronaren Herzkrankheit Nitrate verwenden, da ein lebens bedrohlicher Blutdruckabfall die Folge sein kann.

Eine ähnliche Wirkung erzielt man mit der Schwellkörperautoinjektion (SKAT), bei der Alprostadil vor dem Geschlechtsverkehr mit einer sehr dünnen Nadel direkt in die Schwellkörper gespritzt wird. Derselbe Wirkstoff kommt bei der MUSE (Mediated Urethral System for Erection) zum Einsatz. Dabei wird der Wirkstoff mittels Stäbchen über die Harnröhre appliziert. Als Nebenwirkung bei beiden Methoden kann es zu schmerzhaften Dauererektionen kommen, die ärztlicher Behandlung bedürfen. Nebenwirkungsfrei arbeiten Penispumpen, bei denen ein Vakuum den Bluteinstrom verbessert.

Apothekerin Maria Pues

Arzneistoffe, die das Liebesleben stören können (Auswahl)

Wichtig: Die genannten Arzneistoffe können, müssen sich aber nicht negativ auf das intime Zusammensein auswirken. Auf keinen Fall dürfen sie eigenmächtig abgesetzt werden. Sehr sinnvoll ist das Gespräch mit dem behandelnden Arzt, wenn unter der Medikation Sexualstörungen auftreten.

MP

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